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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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dass sie nach San Francisco fahren wollte.
    »Wissen Sie, was sie dort vorhatte?«, fragte Peter, nachdem sie sich an einem runden Tisch niedergelassen hatten.
    »Geschäfte.«
    »Wahrscheinlich wollte sie ein neues Spiel verkaufen«, bohrte Justus weiter und traf ins Schwarze.
    Bulette sah ihn forschend an. Wir sind ihm ein bisschen unheimlich, dachte Bob. »Wer seid ihr eigentlich?«
    Jetzt war es an ihnen, Auskunft zu geben. Sie erzählten von ihrem Ausflug zum Lake Tahoe, von Oames und Mandy Gibson-Taylor. Bulette hatte sein Vorhaben, Tee zu brühen, aufgegeben und stand mit hängenden Armen neben dem Küchenschrank.
    »Sie wollte Oames treffen, stimmt’s?« Justus versuchte es noch einmal auf gut Glück und hatte abermals Recht.
    Der Mann nickte zögernd. »Diese Mrs Gibson-Taylor ist die Freundin von Oames«, wiederholte er langsam. »Und für sie sollt ihr Deborah suchen, nicht wahr?« Er besann sich auf den Tee, holte vier Tassen aus dem Schrank und setzte Wasser auf. Dann nahm er ebenfalls an dem kleinen Tisch Platz. »Seit wann ist Oames verschwunden?«
    »Seit vorgestern«, antwortete Bob. »Mrs Gibson-Taylor meint, dass das Verschwinden der beiden irgendwie zusammenhängen könnte.«
    »Aber Oames ist doch aus San Francisco an den See gekommen«, warf Bulette ein.
    Der Teekessel pfiff.
    »Sie müssen auch nicht gemeinsam verschwunden sein«, sagte Justus langsam. »Könnte Deborah Oames entführt haben?«
    Der Mann wurde blass und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Sie hat ihn gehasst«, sagte er leise und verbesserte sich sofort. »Ich meine, sie hasst ihn.«
    »Haben Sie einen Brief oder eine Karte von ihr?«, wollte Bob wissen. Drei Augenpaare richteten sich überrascht auf ihn. »Ja oder nein?«, beharrte er.
    »Vielleicht im Büro.« Unentschlossen stand Mr Bulette auf.
    »Könnten Sie nachsehen?« Bob blieb hartnäckig, und mit hängenden Schultern verließ der Mann die Küche.
    »Was soll das?«, zischte Peter verärgert. »Hast du nicht gesehen, wie erschrocken der ist? Den hätten wir wunderbar ausfragen können. Jetzt beruhigt er sich wieder und hat Zeit zu überlegen.«
    »Es ist doch praktisch, wenn man weiß, wonach man fragen soll«, antwortete Bob spitz.
    Deborahs Freund kehrte mit einer Ansichtskarte vom Lake Tahoe zurück und streckte sie Bob entgegen. Der nahm sie hastig, beugte sich darüber und sah triumphierend auf. »Also doch. Dieselbe Schrift.«
    Er reichte die Ansichtskarte weiter. Justus und Peter starrten darauf. »Poststempel Zephyr Cove«, murmelte Justus. Dann sah auch er die typischen runden Buchstaben. Die Spielnotizen aus Oames’ Schreibtisch und die »besten Grüße aus Zephyr Cove« hatten dieselbe Verfasserin. Der Erste Detektiv schaute auf und blickte Bulette direkt ins Gesicht. »Warum soll sie ihn gehasst haben?«
    »Ganz einfach«, antwortete Bulette und rührte in seiner Tasse. »Zweimal hat er eine Spielidee von ihr gestohlen und viel Geld damit gemacht.«
    »Wann war das?«
    »Im Vorjahr. Die Spiele kamen zu Weihnachten heraus und waren ein großer Renner.«
    »Aber da hatte Oames die Firma doch längst …«, begann Peter.
    »Jetzt sollten Sie uns noch etwas über die Miners Hall erzählen«, unterbrach ihn Justus geistesgegenwärtig.
    »Wenn ihr wollt?« Der Archivar entspannte sich etwas. »Das ist ein historischer Ort der amerikanischen Arbeiterbewegung«, begann er. »In den 60er Jahren des 19.Jahrhunderts, nach vielen großen und kleinen Unglücksfällen, hatten sich die Bergarbeiter zusammengetan, um einen Mindestlohn für die Untertagearbeit durchzusetzen. Der lag bei vier Dollar pro Tag für die schwere Arbeit in den 40, 50 Grad heißen Gruben. Reich wurde von denen niemand.«
    Anschaulich erzählte Bulette von eingebrochenen Gängen, vom Grubensumpf und dem immensen Reichtum, der zutage gefördert wurde. Die Entdecker hatten fast genauso wenig davon wie die Arbeiter. Sie hatten nach Gold gesucht und waren an den riesigen Silbervorkommen kaum interessiert.
    »Schade, dass wir nicht mehr Zeit haben«, bedankte sich Peter und stand auf.
    »Wenn wir Deborah gefunden haben, kommen wir wieder«, versprach Justus.
    Sie verabschiedeten sich von Bulette, der sie zur Tür brachte.
    »Eine Frage noch«, meinte Bob im Hinausgehen. »Wissen Sie zufällig, was Deborah in Zephyr Cove gemacht hat?«
    »Sommerurlaub«, antwortete der Mann, ohne zu überlegen. »Ihre Eltern haben dort in einer Siedlung direkt am See ein kleines Haus.«

Der rote Porsche
    Peter stoppte

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