Geisterstunde in Los Angeles
Dreharbeiten der Schutztruppe Bescheid zu geben.
Diese Leute waren von den Studio-Bossen angeheuert worden, das Gelände zu bewachen, damit niemand die Dreharbeiten störte. Abel Lamotte drückte die Zigarette aus und legte sich wieder hin. Schlafen konnte er nicht. Immer wieder dachte er über den Anruf nach, analysierte ihn in Gedanken, wollte einmal sogar die Dreharbeiten unterbrechen, ließ es aber bleiben, denn auch ein halber Tag kostete zuviel Geld.
Seine Garderobe kam ihm plötzlich vor wie ein Gefängnis. Er streifte die Jacke über, verließ die Bude, schritt durch den Gang zur Halle und nahm auf seinem Regiestuhl Platz. Nicht alle Akteure waren verschwunden. In einer Ecke saßen vier als Gangster zurechtgemachte Kleindarsteller beisammen und pokerten.
Lamotte nahm sie und ihre Gespräche überhaupt nicht wahr. Er schaute auf die Filmlandschaft, die sich als Dschungelgelände über die volle Breite der Halle hinzog. Sogar ein künstlicher Fluß plätscherte über ebenfalls künstliche Felsen. Die gesamte Technik befand sich unter dem Boden.
Lamotte nahm das Drehbuch und ging die nächste Sequenz noch einmal durch. Sie würde schwierig werden, denn die beiden Hauptakteure sollten sich in einer Dschungelhütte lieben.
Diese Szenen, so locker sie oft genug auf der Leinwand wirkten, waren tatsächlich sehr schwer zu drehen, da die meisten Schauspieler bei solchen Aufnahmen vor der Kamera verkrampften, mochten sie auch sonst noch so große Aufreißer sein.
Man hatte die Hütte bereits gebaut. Sie lag an einem Tümpel, in dem dunkelgrünes Wasser schwappte. Lamotte schaute sich den Tümpel und die Hütte noch einmal genau an. Er war zufrieden mit dem äußeren Aufbau. Wenn jetzt noch die Akteure mitspielten, war alles in Butter. Pünktlich waren sie zur Stelle. Lamotte winkte die beiden zu sich und stellte sich ein wenig abseits, während nahe der Hütte die Kameramänner ihre teuren Geräte aufbauten und über das >Gelände< fluchten.
Der männliche Held hieß Percy Preston. Er war dunkelblond, gut gebaut und erinnerte an einen Roger Moore in jungen Jahren, als dieser noch in Ritterfilmen spielte.
»Percy, du weißt, daß viel auf dich ankommt. Die Szene muß gut werden. Ich will sie außerdem noch heute im Kasten haben und abhaken.«
Preston grinste blitzend. »Okay, Abel, die Sache geht klar.«
»Nimm es nur nicht zu locker.«
»Keine Angst.«
»Ja, du hast Seifenopern gemacht. Da wurde immer ausgeblendet, wenn du irgendeine Tussy in den Arm genommen und geküßt hast. Heute ist es anders, glaub mir das. Wir gehen etwas weiter.«
Preston schaute Rita Lane an. »Klar, darauf freue ich mich schon.«
Sie lachte schrill. »Bilde dir nur keine Schwachheiten ein. Wenn du deine Finger zu sehr auf Erkundung gehen läßt, fege ich dir einen zwischen die Beine!«
»Na, na, na. Hört auf, euch zu streiten!« Abel schüttelte den Kopf. »Was ist überhaupt los mit euch?«
Preston deutete auf seine Partnerin. »Sie stellt sich zickig an.«
»Das mußt du gerade sagen!« fauchte Rita. »Wer ist denn sauer, daß er nicht so oft gezeigt wird? Du doch.«
»Ich bin bekannter.«
Abel Lamotte wurde sauer. »Verdammt noch mal!« schrie er. »Habe ich es hier mit kleinen Kindern zu tun? Wenn ihr euch streitet und ich dadurch Zeit verliere, werdet ihr in Zukunft Schwierigkeiten haben, neue Rollen zu bekommen.«
»Schon gut!« lenkte Preston ein.
Lamotte klatschte in die Hände. »Und jetzt wird gearbeitet, verstanden?«
»Sicher.«
Sie gingen zur Hütte. Unter ihren Füßen war der Boden weich. Künstliche Nebelschwaden hingen wie feine Gespinste zwischen den Lianen und Bäumen. Die Kameramänner waren fertig und nickten dem Regisseur zu. »Es ist alles in Ordnung, Chef.«
»Gut.«
»Wir brauchen noch eine Probeeinstellung!« meldete sich der Regieassistent.
»Einverstanden.« Lamotte arbeitete wieder konzentriert. Man merkte ihm nicht mehr an, was hinter ihm lag. Jemand hielt den beiden Hauptdarstellern den Vorhang auf, damit sie die Hütte betreten konnten. Er wurde anschließend abgenommen. Im Hintergrund sammelten sich bereits die Gangster, die beide in ihrer schönsten Stunde stören würden. Als Lager diente eine alte Decke. Nur wenig Licht sickerte durch das Blätterdach. Die Scheinwerferleistung war auf ein Minimum reduziert worden.
Lamotte schaute sich noch einmal in der Hütte um. »Ja«, sagte er, »Platz habt ihr genug.«
Preston lachte. »Du bist gut. Was meinst du, was ich immer für einen
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