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Geisterstunde in Los Angeles

Geisterstunde in Los Angeles

Titel: Geisterstunde in Los Angeles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Person, die alles in den Händen hält.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Dann auch dich?«
    »Vielleicht.« Er lachte wieder. Diesmal murmelnd. Dann stoppte er diesen Ausbruch. »Du machst einen Fehler, Sinclair, indem du alles so wörtlich nimmst. Wenn ich vom Teufel rede, meine ich das allgemein, Nicht den Höllenherrscher Asmodis. Ich will dir damit nur ein Beispiel geben. Die Hölle kann auch anders aussehen.«
    »Und wie?«
    »Nimm alles hier. Den Luxus, die Menschen, die oft genug ihre Leiber und Seelen verkauft haben.«
    »Keine Philosophie, Gerry Giesen. Was du mir erzählt hast, ist dir egal. Lenke nicht vom eigentlichen Thema ab. Von deiner Hölle, meine ich. Darüber will ich mehr wissen.«
    »Eigentlich müßtest du es doch. Der Unfall, es war kein Zufall. Ich wollte dich schocken.«
    »Damit hast du einen Unschuldigen geschockt, nicht mich.«
    »Er lebt doch noch.«
    »Sicher, es hätte auch anders ausgehen können. Ich hatte mein Kreuz, und das glühte plötzlich grün auf. Kann das, was du unter deiner Hölle verstehst, nicht den Namen Aibon tragen?«
    »Ja, du denkst wirklich nach. Ich will dir sagen, daß du dich nicht getäuscht hast. Die Hölle, die ich nach Hollywood gebracht habe, heißt tatsächlich Aibon. Seine Magie erfaßt diese Stadt oder ist längst dabei, sie zu erfassen. Es herrscht Unruhe, ich habe bereits Tote hinterlassen. Aus Tieren werden Monstren, tote Gegenstände werden zu gnadenlosen Killern, wie es ein gewisser Ken Travers erlebt hat. Daß die Wüste nicht tot ist, davon hätten zwei Stuntgirls berichten können, was ihnen nun nicht mehr vergönnt ist. Die Polizei spielte eine lächerliche Rolle. Sie hat den wahren Sinn nicht erkannt. Sie forscht, setzt Sondergruppen ein, aber sie wird den Kern der Dinge nicht herausfinden. Andere wissen mehr, die sensiblen Personen, die hinter die Dinge blicken können. Sie ahnen, daß sich etwas auf einer anderen Ebene abgespielt hat. Und diese Ebene wird bleiben, das schwöre ich dir. Ich habe es euch vor zahlreichen Zeugen gesagt. Die Menschen hier wissen jetzt Bescheid, und sie werden auch erleben, zu was ich noch fähig bin.«
    »Aber Aibon ist nicht nur schlecht!« hielt ich ihm entgegen. »Ich kenne dieses Land, das auch als Paradies bezeichnet wird. Nein, Aibons Kräfte werden dir nicht gehorchen, nicht alle. Ich stehe auch dagegen. Ich weiß sehr genau über das Land Bescheid. Es hat seine Fehler, doch der Begriff Paradies trifft ebenfalls darauf zu.«
    »Du wirst es sehen, Sinclair. Alle werden es sehen.«
    Ich hatte ihn durch meine Worte noch abhalten wollen, das war nicht mehr zu schaffen. Dr. Horror hatte seine Pläne einmal gefaßt und setzte sie eiskalt in die Tat um.
    Auf einmal leuchteten sämtliche Lampen auf den Stäben in einem giftigen Grün. Die Gäste, die nach Giesens Worte wieder damit begonnen hatten, sich zu unterhalten, bekamen den nächsten Schock und verstummten schlagartig. Es blieb nicht allein bei den Lampen, denn aus der Tiefe des Bodens drang eine urgewaltige Kraft hervor und sprengte das dicke, aber matt schimmernde Glas der Tanzfläche. Im Nu flogen gewaltige Brocken in die Höhe, und gleichzeitig löste sich die Starrheit und die Angst der Gäste in einem Gefühl der wilden Panik. Niemand hielt es mehr auf dem Sitz. Ein wirkliches Chaos entstand. Jeder wollte zum Ausgang, da spielte es keine Rolle, in welch einer Etage des Lokals er sich aufhielt.
    Suko Bill und ich hatten uns nahe der Bar in Deckung geworfen. Dort lagen wir fast auf dem Boden, hörten die Schreie der Furcht, aber auch der Schmerzen, denn einige Gäste waren von den umherfliegenden Trümmern erwischt worden.
    Am Ausgang entstand Gedränge. Niemand nahm mehr Rücksicht auf den anderen. Jeder wollte der erste sein und sich in der lauen Hollywood-Nacht in Sicherheit bringen.
    Wir blieben. Gesichter huschten an uns vorbei. Manche blaß, andere verzerrt zu Grimassen. Eine Frau rempelte mich an, eine andere fiel gegen mich und wollte sich in ihrer Angst festklammern. Ich hatte Mühe, ihre Hände zu lösen. Sie taumelte dann weiter in einen Menschenpulk hinein, von dem sie mitgerissen wurde.
    Noch immer leuchteten die Glühbirnen in diesem fahlen grünen Licht. Sie gaben dem Innern des Lokals den Anstrich einer geisterhaft wirkenden Leichenhalle.
    Wir konnten uns endlich etwas befreiter bewegen. Bill hielt sich am Handlauf des Tresens fest, Suko stand neben mir, und unsere Blicke richteten wir auf die Tanzfläche.
    Dort mußte etwas geschehen.

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