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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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sie nicht hinsehen, und die Dinge erledigen, die du getan hättest, wenn du nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wärest, sie zu beruhigen.«
    Das war sinnvoll. Ich hatte eine Liste mit hundert Sachen, die ich gern erledigt hätte. Zum Beispiel versteckte Durchgänge suchen und in den Zimmern der Leute herumschnüffeln. Dafür hatte ich keine Zeit gehabt und würde wohl auch keine bekommen, weil mir ständig jemand auf den Zehen stand.
    »Danke, Morpheus. Ich stehe in deiner Schuld.«
    »Noch nicht. Noch nicht ganz. Aber wir sind bald wieder quitt.«
    Er spielte auf Sachen an, die er früher mit mir veranstaltet hatte. Die schlimmste war die, in der er mich dazu brachte, ihm zu helfen, Sargträger bei einem hungrigen Vampir zu spielen. Er hat ihn einem Typen geschenkt, den er nicht mochte. Und mich hatte er aus gutem Grund im unklaren gelassen. Hätte ich ihn gekannt, hätte ich Morpheus bestimmt nicht geholfen. Das Opfer war der damalige Oberboß der Gilde gewesen. Aber ich habe erst kapiert, als der Vampir aus der Kiste sprang.
    Ich war ziemlich sauer geworden.
    Seitdem leistet Morpheus mir mit kleinen Freundschaftsdiensten Abbitte.
    »Setz mich ins Bild, damit ich nicht das Rad neu erfinden muß.«
    Erst nahm ich mir ein Taschentuch. »Diese Erkältung wird immer schlimmer. Mein Kopf fühlt sich an wie der sprichwörtliche Wattebausch.«
    »Diät«, riet er. »Wenn du dich richtig ernährst, bekommst du keine Erkältung. Sieh mich an. Ich war noch nie in meinem Leben erkältet.«
    »Schon möglich.« Elfen kriegen keinen Schnupfen. Ich gab ihm einen vollständigen Bericht, wie ich es auch vor dem Toten Mann getan hätte. Dabei behielt ich Morpheus im Auge und achtete darauf, wann er sich verriet. Er findet immer einen Weg, sich persönlich zu bereichern, selbst wenn er sich in eine Sache hineinwieselt, um mir zu helfen.
    Ich habe ihn schon oft beobachtet und weiß, wann er Blut leckt.
    In der Villa Stantnor war das naheliegendste, eine Bande zusammenzutrommeln und den Laden auszuräumen. Kinderleichte Sache. Nicht so einfach wäre es, anschließend der blutrünstigen und rachedurstigen Meute der Hügelianer zu entkommen. Allerdings ließ sich Morpheus von so etwas nicht abschrecken.
    Selbst wenn der Adel mit General Stantnor nicht viel anfangen konnte, würden sie keinen Präzedenzfall dulden. Jeder Sturmwächter, jeder Feuerlord, jeder Hexenmeister, Geisterbeschwörer und was auch immer man sich denken kann würde sich darum drängeln, ein Exempel zu statuieren. Und neue Foltern und Martern ausprobieren.
    »Wir haben es hier also mit drei verschiedenen Delikten zu tun«, faßte Morpheus meine Ausführungen zusammen. »Diebstahl. Möglicherweise Mord auf Raten. Und Massenmord. Was die Diebstähle betrifft, hast du bereits das Räderwerk in Gang gesetzt. Konzentrieren wir uns also auf das andere. Der General … Das sinnvollste wäre, einen Arzt zu holen, der ihn sich ansieht. Was den anderen Mörder betrifft … Du kannst nur mit den Leuten reden und Verdächtige eliminieren.«
    »Willst du der Henne beibringen, wie sie Eier legt, Morpheus? Das ist mein Beruf.«
    »Weiß ich. Sei nicht so empfindlich. Ich habe ja nur laut gedacht.«
    »Stimmst du mir zu, daß Dellwood und Peters aus dem Schneider sind?«
    »Sicher. Das sind sie eigentlich alle. Der Alte ist ans Bett gefesselt, und außerdem hätte er kaum ein Motiv.«
    Den General hatte ich sowieso nicht in Betracht gezogen.
    »Dieser Kaid ist zu alt, um dieses Tempo mitzuhalten, und zu schwach, um die anderen Kerls herumzuschubsen.«
    »Vielleicht. Aber das Markenzeichen unseres Mörders ist Rafinesse. Ein alter Mann kann rafiniert sein.«
    »Stimmt. Dann ist da noch dieser Wayne, der vorhat, in eine reiche Familie einzuheiraten. Wer bleibt übrig, wenn alle anderen ehrlich sind?«
    »Schocke.« Der widerliche, streitsüchtige, übergewichtige Schocke, zu dem ich auf Anhieb eine herzliche Abneigung gefaßt hatte.
    »Und die Tochter. Und die Möglichkeit, daß jemand von draußen die ganze Sache steuert. Ganz zu schweigen von jemandem, der verschwunden, aber nicht ermordet worden sein könnte.«
    »Warte, warte, warte. Was? Was? Was?«
    »Du hast mir von vier Männern erzählt, die in den Sonnenuntergang geritten sind, richtig? Schleicher Bradons angebliche Geisterbeschwörung hat aber nur drei wiederbelebt. Wo ist der vierte? Wer war das? Und was hatte das Testament für diese Männer vorgesehen?«
    Das wußte ich nicht mehr. Einer war aus dem Testament

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