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Geistersturm

Geistersturm

Titel: Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schande leben. Für keinen von uns haben die Engländer gewonnen. Wir sind die eigentlichen Sieger, denn wir haben nur durch einen Verrat in den eigenen Reihen verloren. Dieser Name steht wie ein Brandmal in unseren Annalen. Sinclair, nur Sinclair. Aber wir werden ihn zunächst einmal vergessen und werden uns später um ihn kümmern. Wichtig ist, daß uns die Toten nicht vergessen haben. Unsere Ahnen, die die Niederlage haben hinnehmen müssen, deren Geister keine Ruhe finden. Sie werden uns zur Seite stehen, Brüder, denn sie haben sich bereits gezeigt. Der Geistersturm wird über das Schlachtfeld kommen und die Schmach vergessen machen, das schwöre ich euch. Bald wird nichts mehr so sein, wie es heute noch ist. Alles gerät in Bewegung, und wir werden unsere Fahnen später auf ein Feld der Ehre stellen und nicht auf eines der Schmach!«
    Der Sprecher hatte sich heiser geredet. Seine Stimme war zum Schluß regelrecht weggesackt, und das Ende der Rede wurde mit einem wahren Beifallssturm bedacht. Wir hatten eigentlich genug gehört und wußten jetzt, worum es den Traditionalisten ging. Sie wollten das Rad der Zeit zurückdrehen, und das Treffen auf dem Schlachtfeld war sicherlich erst ein Beginn. Diese Rede war schlimm genug, denn sie tendierte in die rechte Ecke, und die sollte eigentlich überwunden und vergessen sein, wenn ich daran dachte, daß selbst in Irland Frieden eingekehrt war.
    Aber Unbelehrbare gab es immer, und sie wurden nicht weniger gefährlich, wenn sie sich mit übersinnlichen Mächten zusammentaten.
    Im Gegenteil, das war eine höchst brisante Mischung.
    Ich schaute Suko mit einem bestimmten Blick an, den er auch verstand.
    Er drehte sich von der Hauswand weg, wollte sich wieder ducken, um auf mich zuzukommen, als hinter ihm die Hintertür aufgestoßen wurde.
    Wir hörten beide das Knarren, dann ging alles blitzschnell, denn ein rotgesichtiger Mann, der einen Kilt trug, stand plötzlich vor der Tür, glotzte uns an und begriff ebenfalls.
    Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. Er öffnete den Mund zu einem Schrei, aber Suko war schneller.
    Noch aus der geduckten Haltung schnellte er hervor, und sein rechter Arm mit der Handkante war noch schneller.
    Bevor der Kerl seine Warnung loswerden konnte, hatte Suko schon zugeschlagen und seinen Hals getroffen. Der Typ verdrehte die Augen und legte sich schlafen.
    Suko fing ihn ab. Zwischen den Abfalltonnen fand der Kerl sein Bett auf alten Kartoffelschalen.
    »Viel kann er nicht gesehen haben, John.«
    »Wichtig ist, daß er sich nicht erinnert.«
    Uns hielt nichts mehr an diesem Ort. Mit langen Schritten eilten wir davon. Das Ziel war die Kuhwiese, auf der der BMW stand. Allerdings wurde er von einem Vierbeiner mißtrauisch beäugt, und Suko befürchtete schon, daß die Kuh auf die Motorhaube geschi… en haben könnte. Sie war zum Glück blank.
    Erst als wir abfuhren, ging auch die Kuh. Sie schlug mit ihrem Schwanz aus, als wollte sie uns einen verächtlichen Gruß zusenden.
    Das nächste Ziel hieß Culloden!
    ***
    Einsam, unwirtlich und möglicherweise auch unheimlich bei Dunkelheit, so präsentierte sich das gewaltige Schlachtfeld, bei dem die Spuren der frühen Auseinandersetzung längst gelöscht waren. Die Zeit hatte alles verdeckt, und nur in den Köpfen einiger Verbohrter lebte die emotionale Erinnerung an die Schlacht fort.
    Straßen durchkreuzten das hügelige Gebiet nicht. Höchstens schmale Wege, auch nur Pfade, die im Sommer und im Herbst von Rucksack-Touristen frequentiert wurden.
    Ein steifer Wind wehte über das Schlachtfeld hinweg, als wollte er alte Erinnerungen vertreiben oder sie herbeiwehen. Die Umgebung war nicht so menschenleer, wie wir es uns gedacht hatten. Es gab schon einige Gehöfte zu sehen, die sich auf dem Gelände selbst oder an dessen Rand verteilten. Diese Bauten waren auch bewohnt, denn zumindest aus einem der Schornsteine war Rauch gequollen. Wir hatten auch Tiere gesehen – Schafe –, und uns war zudem das Bellen eines Hundes an unsere Ohren geklungen. Vor einem Gehöft hatte auch ein Geländewagen gestanden.
    Nun aber waren wir allein. Wir fühlten uns wie ein Teil dieser gewaltigen Natur, und der hohe Himmel über uns kam mir vor wie ein Gemälde, mit all seiner Weite, mit den mächtigen Wolken, die in zahlreichen Farbschattierungen schimmerten, mal grau und schmutzig, dann wieder in einem schon strahlenden Weiß.
    Die Sonne hatte sich zurückgezogen. Obwohl schon April, sah sie aus wie eine blasse Wintersonne.
    Ein

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