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Geistersturm

Geistersturm

Titel: Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht.
    Und dann wußte ich es.
    Zugleich mit diesem Gedankensprung reagierte ich auch und sprach den Namen aus. »Blut, das ist Blutgeruch!«
    Ich hatte die Worte geflüstert, um mich selbst zu bestätigen. Es war tatsächlich der Geruch von Blut!
    Ich hielt den Atem an. Altes Blut möglicherweise, denn frisches Blut roch anders. Meine Augen suchten auch weiterhin die Quelle. So ohne weiteres hatte mich dieser Gestank sicherlich nicht erreicht, da mußte es schon einen Grund dafür gegeben haben. Meine Gedanken drehten sich wieder zurück in die Vergangenheit, und ich dachte an die zahlreichen Menschen, die hier auf dem Schlachtfeld ihr Leben verloren hatten. Ihr Blut war tatsächlich in den Boden gesickert, und ich stellte mir automatisch die Frage, ob es jetzt dabei war, wieder als böse Erinnerung aus der Vergangenheit her zurückzukehren.
    Verrückt – oder?
    Nein, nicht ganz. Dafür hatte ich einfach zu viel mitgemacht. Zudem nahm dieser Geruch an Stärke zu. Ich stellte mir vor, daß es in rötlich gefärbten Wolken über das Schlachtfeld streifte, um es zu vernebeln. Es waren nur Vorstellungen, aber es blieb nicht dabei, denn auf eine andere Art und Weise zeigte sich diese Annahme doch.
    Es begann mit einem leisen Blubbern. Nicht nur an einer Stelle, sondern um mich herum verteilt.
    Auf dem Boden, versteckt zwischen den braungrünen Pflanzen. Es klang so ähnlich, als würden Ölblasen, die aus dem Boden gestiegen waren, zerplatzen.
    Öl?
    Nein, das war kein Öl!
    Das war eine andere dunkle Flüssigkeit, die mich nicht einmal mehr überraschte. Das war Blut!
    ***
    Altes Blut!
    Das Blut derjenigen Kämpfer, die es hier auf dem Schlachtfeld von Culloden vergossen hatten. Es war tief in den Boden eingedrungen, niemand hatte es entfernt, es war die böse Erinnerung an einen sinnlosen Kampf, der viele Tote gefordert hatte. Man hatte die Toten nicht weggeschafft und beerdigt. Ausgeblutet waren sie in den Zustand der Verwesung übergegangen und während der Jahrhunderte völlig verschwunden. Bis auf das Blut in der Erde.
    Es mußte sich in der Tiefe gesammelt haben und war jetzt wieder an die Oberfläche gestiegen, wo es aus zahlreichen Lücken und Spalten hervorquoll, Blasen bildete, die dann mit blubbernden Geräuschen zerplatzten. Unter der Erdoberfläche mußte eine gewaltige Blutquelle liegen, die es in ihrem Versteck nicht mehr ausgehalten hatte und sich immer weiter in die Höhe geschoben hatte.
    Ich sah das Blut jetzt deutlicher. Überall, wo ich hinschaute, wirkte der Boden so, als würde er sich bewegen. Er war mit zahlreichen Pfützen übersät, und das alte Blut bekam immer mehr Nachschub.
    Der Druck blieb. Noch strömten keine Fontänen in die Höhe, aber der Untergrund riß auf, und selbst das Wurzelwerk der Pflanzen schaffte es nicht, das Blut zurückzuhalten.
    Es quoll, es breitete sich aus, es bekam mehr Druck, die Oberfläche wölbte sich und platzte weg.
    Kleine Tropfen spritzten umher, fielen wieder nieder und benetzten die Umgebung mit ihrem roten Regen.
    Bisher hatte ich mich nicht getraut, weiterzugehen. Dicht vor meinen Fußspitzen bewegte sich plötzlich der Boden. Ich spürte es nur, als die Erde etwas nachgiebiger wurde, dann sah ich den schmalen Riß, und wenig später drückte sich die alte, stockige Flüssigkeit in die Höhe, sprudelte vor mir auf, bildete eine Blase, die zerplatzte, wobei mich die Tropfen erwischten und auf meinen Schuhen und an den Hosenbeinen kleben blieben.
    Der Geruch war kaum zu ertragen. Ich wußte im Moment nicht, wie ich reagieren sollte.
    Etwas Ähnliches hatte ich in diesem Land schon vor einiger Zeit erlebt, als ich auf das Erdmonster traf, dessen gewaltige Kraft den Boden zerstört hatte. Da war die Umgebung regelrecht umgepflügt worden, da hatte ich plötzlich vor irgendwelchen Kratern gestanden, in denen ich beinahe versunken wäre. [1]
    Ich atmete tief durch. Das hatte ich einfach tun müssen, obwohl mich der Blutgeruch arg störte. Die Frische der Luft war längst verschwunden, auch der Wind konnte den Gestank nicht vertreiben. Dieses uralte Blut hatte sich mit dem Geruch des Erdbodens vermischt. Deshalb stank es so faulig und auch irgendwie anders, als hätte man es auf eine bestimmte Art und Weise zusätzlich gewürzt.
    Das Platzen der Blasen hatte nachgelassen. Statt dessen strömte die rote Flüssigkeit jetzt stärker aus ihren Löchern hervor. Ich bekam sogar kleine Blutquellen zu sehen, die rasch große Pfützen bildeten. Sogar in meiner

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