Geistersturm
aussieht.«
»Denken Sie an Magie?«
Hunt schrak bei dieser Frage zusammen. »Hoppla, das ist ja etwas ganz Besonderes. Niemand hat mich danach gefragt. Ich selbst habe mich damit beschäftigt.«
»Es ist mein Job.«
Melvin Hunt stellte keine weiteren Fragen, er schaute Suko nur für eine Weile an. Sein Nicken bewies, daß er sein Gegenüber akzeptierte. »Das haben Sie sehr gut gesagt und damit genau den Punkt getroffen. Sie wollen mit den Mitteln der Magie zurückschlagen, grob gesagt.«
»Das dachte ich mir. Sie können auch die Details erklären. Ich habe auf so etwas gewartet.«
»Das hörte sich an, als wären Sie dessentwegen hier erschienen.«
»Schon möglich.«
Hunt schaute seinen Gast für einen Moment starr an, ohne etwas hinzuzufügen. »Akzeptiert«, sagte er dann. »Ich will es mal zusammenfassend erklären. Diese Traditionalisten werden sich Helfer holen, die an ihrer Seite kämpfen. Es sind diejenigen, die auf dem Schlachtfeld gestorben sind. Sie wollen über Culloden den Geistersturm entfachen, der die alte Niederlage ausgleicht.«
»Geister also?«
»Ja.«
»Ich dachte es mir.«
»Sie akzeptieren es, Suko?« fragte Hunt.
»Warum nicht?« erwiderte Suko lächelnd. »Nur würde ich gern wissen, von welchen Geistern Sie reden. Vielleicht denken Sie das gleiche wie ich, aber Sie haben hier das Hausrecht. Sie sind zudem der Fachmann, und ich bin gespannt.«
»Die Geister derjenigen Toten, die im Jenseits keine Ruhe mehr finden. Die Geister der gefallenen Kämpfer.«
»Sehr gut.«
Melvin Hunt stöhnte leise. »Es sind hier auf dem Schlachtfeld mehr als tausend Menschen gefallen. Dann können Sie sich ja vorstellen, was da auf uns zukommen kann.«
»Das ist nicht gerade ein Kinderspiel.«
»Eben, meine ich auch.«
»Und die Menschen, die große Reden geschwungen haben, wissen tatsächlich, wie sie es schaffen können, mit irgendwelchen Geistern in Kontakt zu treten?«
»Sonst wären sie nicht in der Nähe.«
»Da bin ich gespannt und hoffe, daß Sie die Lösung auch kennen, Melvin.«
»Bitte«, er hob beide Arme, »verlangen Sie nicht zuviel von mir, Suko. Ich bin so etwas wie ein Sucher, der die einzelnen Teile zwar vor sich liegen hat, aber es bisher noch nicht schaffte, das gesamte Puzzle zusammenzusetzen.«
»Wieviel haben Sie denn fertig?«
»Die Hälfte etwa.«
»Das ist auch schon was.«
»Stimmt.«
»Also.«
Melvin Hunt räusperte sich und kam endlich zum Thema. »Jedenfalls haben sie es geschafft, Kontakt zu der anderen Welt aufzunehmen. Erinnern Sie sich, daß ich stutzte, wie Sie den Namen Sinclair erwähnten?«
»Natürlich.«
Melvin Hunt streckte Suko den Zeigefinger entgegen. »Genau das ist der springende Punkt – Sinclair.«
»Sie meinen Geraldine Sinclair!«
Hunt sprach nicht mehr weiter, obwohl es so aussah, als wollte er sprechen, denn sein Mund stand offen. »Verdammt noch mal, Sie wissen eine Menge, Suko. Kompliment.«
»Sonst wären wir nicht hier. Bestimmt haben wir das gleiche vor wie Sie, Melvin, aber wir wissen noch nicht, welche Rolle diese Geraldine Sinclair tatsächlich gespielt hat.«
»Sie war eine Verräterin in den Augen der anderen Clans.«
»Inwiefern?«
»Sie hat die Sache angeblich verraten«, erklärte Melvin Hunt. »Sie soll den englischen Truppen Informationen über die Clans verkauft haben. Angeblich hat sie auch den Treffpunkt verraten.«
»Und?«
»Man hat es ihr übelgenommen.«
»Das kann ich mir denken. Nur – was ist mit ihr geschehen? Wie haben die eigenen Landsleute darauf reagiert?«
Der Schriftsteller hob die Schultern. »Nun ja, viele sind ja gefallen. Aber es ist natürlich nicht verborgen geblieben, wer die Clans verraten hat. Man fing Geraldine Sinclair ein. Man schor ihr die Haare. Man folterte sie, man wollte sie vor Gericht stellen und aburteilen. Vor ein Gericht, das natürlich keines war, denn die Engländer hatten daran kein Interesse, aber es gab noch Femegerichte der Schotten, und Geraldine war auch in einem schottischen Verlies eingekerkert worden. Bevor man sie aburteilen und köpfen konnte wie Maria Stuart, wurde sie von den Engländern befreit, und Geraldine veränderte sich von diesem Zeitpunkt an. Sie wurde zu einer Kämpferin und zu einer Frau, die auch durch andere Dinge von sich reden machte. Sie lernte den Umgang mit den Schwertern, und sie war interessiert an magischen Ritualen. Der Legende nach hat es sie immer wieder nach Culloden zurückgetrieben, wo sie kämpfen mußte. Weiter und immer
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