Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
kann den Schmerz ertragen. Ich kann dagegen ankämpfen. Ich kann das wieder in Ordnung bringen. Irgendwie!
Ich muss allerdings entgegen Elizabeth' Worten eingestehen, dass meine neu gewonnene Kampfbereitschaft mehr aus Trotz denn aus Liebe erwuchs.
Ein weiterer fataler Fehler, wie sich später herausstellen sollte.
2
Am Nachmittag rief ich bei Beverly über mein Handy an und entschuldigte mich nochmals für meinen Ausbruch vom letzten Tag.
Wir beschlossen auf meinen Vorschlag hin, am Abend zusammen essen zu gehen.«
»Glaubst du, dass du es schaffst?«
»Irgendwann muss ich ja mal wieder raus.«
»Das freut mich. Ehrlich.«
Beverly machte eine Pause, die mich wissen ließ, dass sie noch eine Frage auf dem Herzen hatte.
Ich beschloss ihrer Frage zuvorzukommen. »Beverly, ich habe heute über vieles nachgedacht«, begann ich. »Ich bin sicherlich nicht jemand, der sich besonders gut ausdrücken kann. Besonders dann nicht, wenn es darum geht, über meine Gefühle zu sprechen.« Dann wusste ich nicht mehr weiter. Zu groß war meine Angst, etwas Falsches zu sagen.
»Das musst du ja auch nicht«, sagte Beverly. »Du bist Schriftsteller. Wenn du glaubst, dass es der bessere Weg wäre, dann meine ich, solltest du aufschreiben, was du fühlst. Und ich werde es dann lesen.«
»Das klingt gut.« Ja, das klingt wirklich gut! »Was ich dir sagen wollte, wäre ohnehin für ein Telefongespräch nicht geeignet. Die letzten Wochen waren für mich ein ständiges Auf und Ab. Wobei es wohl mehr Abs gegeben hat und ich deshalb zu der Überzeugung gelangt bin, dass es nicht mehr viel tiefer gehen kann. Was du für mich in der Zeit getan hast, kann man nicht mit Gold aufwiegen. Ich möchte, dass wir gemeinsam einen Neuanfang starten. Die Vergangenheit muss endlich ruhen. Ob es nun in meinem Haus weiterhin spukt oder nicht, ist dabei unerheblich. Ich werde dem keine Beachtung mehr schenken, weil es nichts bringt.«
»Du klingst wie ein anderer Mensch, weißt du das?«
»Habe ich dich deswegen erschreckt?«
»Nun ja. Ein wenig. Wer immer dir den Kopf gewaschen hat. Ich glaube, es ist die richtige Entscheidung.«
3
Das war geschafft. Mein Abendessen mit Beverly stand. Der Vorfall von heute morgen, wie ich ihn von nun an gedanklich nannte, war für mich nur noch ein dummer Ausrutscher, zu dem mich meine abscheuliche Ex-Frau getrieben hatte.
Ich fuhr nachmittags los zum Einkaufen. Ein kleines Geschenk als Dankeschön für Elizabeths heilende Worte. Ich Geschenke-Kaufen bin ich kein Profi. Mit einem schönen Blumenstrauß aber kann man nicht viel falsch machen, so dachte ich.
Ich packte die Blumen zuhause aus, schnitt sie an und stellte sie in eine formschöne Vase aus orange gefärbtem Glas.
Stolz, fast schon euphorisch schlenderte ich in den Garten meiner Nachbarin, um sie ihr zu überreichen.
Sie saß immer noch auf ihrer Veranda, auf der sie manchmal den ganzen Tag verbrachte. Aber sie schlief, als ich mich ihr näherte.
Auf Zehenspitzen nahm ich eine Stufe nach der anderen und stellte behutsam die Vase auf dem Tisch direkt neben Elizabeth ab.
Sie wird Augen machen, wenn sie aufwacht!
Unbeholfen aber guten Mutes arrangierte ich die Blumen noch und warf einen abschließenden Blick auf das 'Kunstwerk'.
Ich war gerade dabei mich umzudrehen und schnell wieder zu verschwinden, da sah ich bei meiner Nachbarin aus dem Augenwinkel etwas, dass mir schlagartig die Luft aus den Lungen saugte.
Ich erschreckte mich so sehr, dass ich zurück taumelte und die kurze Treppe herunterfiel.
Elizabeth schlief so fest, dass sie nichts bemerkte.
Nennen wir es einfach Glück, dass ich mir bei dem kurzen Sturz nichts gebrochen hatte. Auch wenn ich mir beispielsweise den Arm gebrochen hätte, dann wäre es nur halb so schlimm gewesen wie das, was ich bei Elizabeth vor wenigen Sekunden zu sehen geglaubt hatte.
Ich flüchtete in mein Haus und schloss die Tür hinter mir.
Nein! Nein, das kann nicht sein! Nicht auch bei ihr! Nicht bei ihr! Das hast du dir nur eingebildet. Es war ein gottverdammter Scheiß-Tag. Da bildet man sich schon mal solche Dinge ein. Nein, es war nicht dasselbe wie bei Peter und bei Melissa, versuchte ich mir einzureden.
Aber ob eingebildet oder nicht: Es war dasselbe.
4
Immerhin konnte ich mich insoweit beruhigen, als dass ich nicht mein Abendessen mit Beverly absagen musste.
Aber schon bei unserem ersten Blickkontakt, merkte sie, dass etwas nicht stimmte.
»Du brauchst mir
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