Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
verschwand nach draußen.
Mrs. Abagnale verliert die Kontrolle
1
Das Telefongespräch von Beverly dauerte über eine dreiviertel Stunde. Daher musste ich das bestellte Essen warmstellen lassen. Ich hatte ohnehin keinen Appetit mehr.
Als Beverly zurückkam, konnte ich den Triumph in ihren Augen sehen und atmete erleichtert auf.
Nur als sie mir die Bedingungen schilderte, unter denen Mrs. Abagnale zusagen wollte, wurde mir ganz anders.
Beverly erzählte, dass sich die werte Dame meinen Fall ausführlich schildern ließ und überraschend schnell zusagte, nämlich genau an dem Punkt, an dem Beverly erwähnte, dass sich ihr potenzieller Auftraggeber in Lost Haven befand. Mrs. Abagnale ging nach klaren Richtlinien vor. Zunächst wollte sie mir und sich selbst noch ein paar Stunden Bedenkzeit geben und mich noch persönlich am nächsten Tag sprechen. Würde ich sie noch anheuern wollen, dann würde sie am folgenden Tag kommen. Denn wie sich herausstellte, wohnte sie nur ein paar Autostunden entfernt.
Mit meiner Vermutung, Mrs. Abagnale würde sich ihre Dienste fürstlich entlohnen lassen, lag ich nicht daneben.
Die Unterbringung in einem Hotel sollte auf meine Kosten gehen, und die eigentliche Dienstleistung veranschlagte sie bei Erfolg mit sage und schreibe 25.000 Dollar.
Entweder war diese Frau wirklich so verdammt gut, wie Beverly es beschworen hatte, oder sie war eine unverschämte Betrügerin.
Ich wies Beverly darauf hin, dass sich wohl nicht jeder eine so teure Geisterbeschwörung leisten könnte. Doch sie meinte Mrs. Abagnale würde ihre Preise fair gestalten, was mich vermuten ließ, dass sie von meiner schriftstellerischen Tätigkeit wusste.
Ein weiterer Punkt, der mir sauer aufstieß, war die Definition von Erfolg. Was war ein Erfolg? Mrs. Abagnale könnte irgendeinen unsinnigen Hokuspokus veranstalten, dann behaupten der Poltergeist sei für immer fort und hätte sich mit meinem Geld aus dem Staub gemacht.
Doch auch hierfür hatte Beverly eine Erklärung parat. Die Zahlung sollte erst drei Monate nach Durchführung der Séance erfolgen. Sollte sich innerhalb dieser Zeit entgegen ihrer Erwartung wieder etwas Paranormales ereignen, dann würde sie es erneut versuchen und im Worst Case auf ihr Honorar ganz verzichten. Sie hätte aber bisher immer Erfolg gehabt.
Am liebsten hätte ich es abgeblasen. Wenn Beverly mir nicht unermüdlich ins Gewissen geredet hätte, dann wäre es auch so gekommen.
In der Nacht, die mir als Bedenkzeit eingeräumt wurde, hatte ich ganz andere Sorgen: Elizabeth.
Gleich am nächsten Morgen schaute ich bei ihr unter dem vorgeschobenen Grund vorbei, um nachzufragen, ob ihr die Blumen gefallen hätten.
Glücklicherweise sah sie gesund und munter wie eh und je aus und strahlte über mein kleines Dankeschön-Präsent.
Erleichtert glaubte ich, mich dieses Mal wirklich geirrt zu haben.
Doch ein Besuch in meinem Schlafzimmer (die Nacht hatte ich bei Beverly auf der Couch verbracht) verriet mir, dass ich mich zu früh gefreut hatte.
Das Bild mit dem Mann im schwarzen Anzug über dem Bett war heruntergefallen. Natürlich ohne ersichtlichen Grund.
Nein, es war nicht vorbei. Es würde immer so weiterlaufen, wenn ich nicht endlich etwas unternehmen würde.
Entschlossen griff ich zum Handy und rief Mrs. Abagnale an.
Das Gespräch mit ihr verlief überraschend angenehm. Sie unterrichtete mich über ihre Bedingungen und ihre Preise, die sie schon Beverly genannt hatte.
Heute Abend würde sie schon bei mir eintreffen. Ihr Mann würde sie begleiten. Er sei, so sagte sie mir, unverzichtbar zur Durchführung einer Geisterbeschwörung. Ich willigte ein.
Bevor es überhaupt zu einer Beschwörung kommen sollte, wollte sich Mrs. Abagnale einen Eindruck von dem Ort der Ereignisse machen. Ich sollte mich darauf vorbereiten ihr alles haarklein zu berichten, so unangenehm es auch sein möge.
Erst am folgenden Abend, bei Einbruch der Dunkelheit, würde sie eine Beschwörung durchführen – in meinem Haus.
Ich erzählte ihr vor meiner Sorge um Mrs. Trelawney und drängte zur Eile. Doch Mrs. Abagnale erklärte, dass es unmöglich für sie sei, die Séance schon heute Nacht abzuhalten, weil sie sich erst auf die Umgebung einstellen müsse.
Ich hätte mich früher bei ihr melden müssen, sagte sie mir kalt ins Ohr.
Zuerst wollte ich ihr zurückschleudern, was ich von derartigen Klugscheißerpossen hielt, ließ es dann aber bleiben. Schließlich hatte sie Recht.
Und außerdem war sie
Weitere Kostenlose Bücher