Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
Lost Haven nebst Drugstore. Gleich dahinter geht es zur Rechten in die U-förimge Ixwich Street, die ein paar hundert Meter weiter westlich wiederum in die Main Street mündete. Die Ixwich Street selbst umschloss den Alten Friedhof von Lost Haven. Dem Ort, an dem früher die Kirche gestanden hatte und an dem heute nur noch ein paar Grundmauern aus dem Erdreich ragten. Beerdigt wurde hier aber seit fast siebzig Jahren niemand mehr. Der Friedhof diente heute nur noch vornehmlich dem Tourismus, weil er aufgrund der teilweise über 150 Jahre alten Gräber die gewollte mysteriöse Atmosphäre hervorragend unterstrich.
Der stetig zunehmende Tourismusstrom, der vor allem in Europa entsprang, ließ in dem kleinen Küstenort drei kleine Hotels entstehen.
Da war zunächst das Port Haven Residence. Ein Fünf-Sterne Hotel, das direkt am Hafen komplett neu gebaut wurde. Krampfhaft hatte man versucht, dem Gebäude einen ländlichen Stil zu verpassen, so dass es ein wenig wie eine Attraktion aus Disneyland wirkte. Um den Spuren der Geister zu folgen, musste die noble Gästeschaft nicht einmal ihre Zimmer verlassen. Man begnügte sich damit, vom Balkon aus Fotos vom Wasser des Hafens zu knipsen, in dem einst die Speedwell vor Anker gegangen sein soll. Zu mehr ließ man sich nicht herab, denn offiziell wollte man sich nicht die Blöße geben, Interesse für diesen Geister-Schnickschnack zu bekunden. Aber in Wirklichkeit regierte die pure Faul- und vielleicht auch Verkommenheit, die den Willen unterdrückte, den Ort und seine Geschichte wirklich besser kennenzulernen. Stattdessen begnügte man sich stets damit, über die eigene Langeweile zu klagen, den Ort schlecht zu machen, seine Einwohner als infantil abzustempeln und sich darüber zu beschweren, dass man im Herbst nicht mit seinem neu erworbenen Cabrio die Landschaft genießen könnte, weil es ständig regnete.
Kein Wunder also, dass jeder, der kein Zimmer im Port Haven Residence gebucht hatte, immer einen großen Bogen um das Hotel machte.
Wesentlich angenehmer war das Haven´s Inn. Es war sehr familienfreundlich ausgelegt und betrieb auch ein dem Hotel angeschlossenes Restaurant, das sich auch außerhalb von Lost Haven einen Namen gemacht hatte. Zu recht, wie ich finde. Peter und ich waren dort gelegentlich abends zum Essen.
Das Haven´s Inn lag am westlichen Ende des Ortes direkt an der Main Street, Ecke Ixwich Street. Die Zimmer und Appartements mit Meerblick boten einen wunderbaren Blick auf die Wimsey Bay, in der im Sommer viel gebadet und gelacht wurde. Ein Ort, den ich in letzter Zeit eher mied.
Und zu guter Letzt gab es noch das Haven`s Best in der Oxbridge Street. Ein Hotel mit dem Charme einer Jugendherberge. Zielgruppe waren vornehmlich junge und preisbewusste Rucksacktouristen, die ein, zwei Tage in dem berühmten Geisterort halt machen wollten. Einmal jährlich wurde dort auch eine Art Convention abgehalten, in der sich selbsternannte Geisterjäger, Horror- und Geisterfans, Schriftsteller, Comic-Liebhaber und Nerds trafen, von denen einige so oft in ihrer Kindheit Akte X gesehen haben mussten, dass sie vermutlich heute noch glaubten, Aliens würden eines Tages den Planeten kolonialisieren. Das mag jetzt vielleicht ein wenig übertrieben klingen. Aber ich war selbst einmal auf einer dieser Conventions und bin solchen Leutchen begegnet. Teils sehr kuriose Menschen, aber dafür äußerst sympathisch.
Genau auf halber Höhe der beiden Einmündungen zur Ixwich Street führte die Haven Lane nach Süden, vorbei am Haven Harbour, entlang des westlichen Teils der Bucht bis hin zum Leuchtturm. Am Leuchtturm machte die Haven Lane einen scharfen Bogen und lief weiter südlich zurück zur Main Street Ecke Ixwich Street, vorbei am östlichen Teil der Wimsey Bucht. Wenn man von hier aus wieder weiter die Main Street nach Westen fuhr, verließ man auch schon wieder Lost Haven. Nach dem Passieren der Wimsey Bucht, an der es einen großen Parkplatz gab, begann eine stetige Steigung, deren Ende die Main Street etwa achtzig Meter über dem Meer an eine Steilküste führte. Zuvor kam man noch am Philosopher's Creek vorbei und fuhr durch einen kleinen Tunnel, der in das Bergmassiv vor dreißig Jahren gesprengt worden war. Von der Steilküste aus hatte man bei gutem Wetter einen fantastischen Blick auf Lost Haven. Entlang der Küste umfuhr die Main Street einen großen Felshügel, der seit jeher nur als 'The Old One' bekannt war. Kurz bevor die Main Street einen Bogen um The Old
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