Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)
mich zurückzukehren. Nämlich noch einmal zu sterben. Weil meine ganze Existenz so verblendet war von der Vorstellung am Leben zu sein, war die einzig logische Konsequenz, diese Illusion zu Ende zu führen und erneut zu sterben. Aber allein konnte ich es nicht tun. Und jemand anderes konnte es für mich auch nicht tun, weil es ja niemanden gab, der mich als lebenden Menschen wahrnahm.
Außer dir, William. Nur du konntest es tun, weil du meine eingebildete Existenz nie in Frage gestellt hast.
Und nur jemand wie du konnte davon überzeugt sein, mich umbringen zu können.«
»Das ist völlig verrückt«, sagte Jack zweifelnd.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit, William. In der Nacht bevor deine verstorbene Seele die Zeitschleife auslöste, habe ich mitbekommen, dass du dich umbringen wolltest.
Ich habe es im letzten Moment zu verhindern versucht und bin dir auf der Straße erschienen. Du hast die Kontrolle über den Wagen verloren und bist in den Steinhaufen gestürzt.
Und dann gestorben. Ich wollte dir nur das Leben retten und hatte stattdessen das Gegenteil bewirkt. Verstehst du jetzt, wenn ich sage, dass alles meine Schuld war?
Danach begann das, was ich dir schon erzählt habe. Du wurdest in einer Zeitschleife gefangen, in der du von deinem eigenen Geist verfolgt wurdest, und in der deine Freunde gestorben sind.
Hilflos habe ich versucht, dir einzureden, dass es ausreichend wäre, deinen Poltergeist einfach zu ignorieren. Ich hoffte, dass er dann von alleine wieder gehen und damit deine Freunde vom Tod bewahren würde.
Aber es nützte nichts.
Ich kam endlich zu dem Schluss, dass ich es bin, die gehen musste. Ich musste mich davon überzeugen, zu sterben. Also beschloss ich, dich zu belügen und dir zu sagen, dass dein Tod der einzige Ausweg wäre. Es wäre auch tatsächlich einer gewesen. Dein Poltergeist hat das erkannt und es dir bei der Beschwörung gesagt. Auch Peter und die anderen wussten es. Deshalb hattest du diese durch deine Schuldgefühle verzerrten Albträume, in denen du zum Sterben gedrängt wurdest.
Aber es gab aber noch einen anderen Weg. In Wahrheit wollte ich dich dazu bringen, mich genau an diesem Ort, in unmittelbarer Nähe zum Zeittor, anzufahren, damit ich endlich glauben konnte, noch einmal zu sterben.
Und weißt du was, William? Es hat funktioniert.«
Das Verstehen und das Glauben breiteten sich nur sehr langsam in Jacks Kopf aus. Nur beim letzten Satz von Elizabeth bekam er Angst. »Aber Sie dürfen nicht sterben, Elizabeth! Ich habe Ihnen so viel zu verdanken. Das wäre nicht fair.«
»Aber William. Ich bin doch schon längst gestorben. Keine Sorge. Du hast mich nicht umgebracht. Du hast mich nur davon überzeugt, das zu sein, was ich wirklich bin.«
»Aber was ist mit der Zeitschleife?«
»Sobald ich durch das Tor gegangen bin, wird es sich schließen, weil ich die letzte bin und alles was vorher war, ist ungeschehen gemacht. Bald wirst du dich an nichts, was vorher war, erinnern können.«
»Verlassen Sie mich nicht, Elizabeth!«
Mit ihrer anderen Hand wischte sie Jack eine Träne aus dem Gesicht und zerrieb sie zwischen ihren Fingern.
»Die brauchst du jetzt nicht mehr«, sagte sie und lächelte.
Jack bemerkte, dass Elizabeth zu zittern begann.
»Es ist so kalt«, sagte sie. Ihr Griff lockerte sich.
Ob Geist oder nicht. Jack sah, dass sie fror. Er legte ihre Hand auf ihre Brust und rannte zurück zum Auto.
Im Kofferraum suchte er den Erste-Hilfe-Kasten.
Peter stand neben dem Auto mit einem Arm an die Motorhaube gelehnt und übergab sich. Sein Schock über das, was er und Jack noch vor wenigen Minuten vorhatten zu tun, hatte ihn vollständig eingenommen.
»Peter!«, schrie Jack. Aber der reagierte immer noch nicht.
»Peter, verdammt! Hilf mir! Es ist Elizabeth!«
»Was?«
Jack holte aus dem Kasten eine Aluminiumdecke heraus. »Ich habe sie angefahren. Los, komm mit!«
Jack rannte zurück und Peter, der beim Namen Elizabeth wieder in die Realität fand, folgte ihm.
Doch als Jack die Unfallstelle erreicht hatte, war Elizabeth verschwunden.
Hektisch schaute Jack in alle Richtungen. Sie kann doch unmöglich so schnell weggelaufen sein! Siehst du sie?«
»Nein. Hier ist niemand Jack.«
»Aber du musst doch gesehen haben, dass ich sie angefahren habe!«
»Ich habe gar nichts gesehen. Ich habe nur mitbekommen, dass du plötzlich wie ein irrer in die Eisen gegangen bist. Sieh dir doch den Wagen an! Ich habe eben die ganze Zeit daneben gekotzt. Der hat keinen
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