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Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Titel: Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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Verhältnis zu meinem Vater war in letzter Zeit nicht besonders gut. Wir haben schon sehr lange nicht mehr miteinander geredet und ich...«
    Ich nahm Beverly in den Arm »Schon gut, Beverly. Fahr zu ihm.« Ich hatte ganz vergessen, was für ein befriedigendes Gefühl es war, einem anderen Menschen Trost spenden zu können.
    »Soll ich dir ein Hotelzimmer reservieren?«
    »Nein, ich werde bei meiner Schwester wohnen«, sagte sie mit ihrem Kopf an meiner Schulter.
    »Und was ist mir dir?«, fragte sie.
    »Ich komme schon zurecht.«
    »Ich habe kein gutes Gefühl dabei, dich jetzt alleine zu lassen.«
    Ich packte sie sanft an beiden Armen. »Beverly! Jetzt ist nicht die Zeit, irgendwelchen Gespenstern hinterher zu jagen. Dein Vater ist derjenige, der dich jetzt braucht. Egal warum du dich mit ihm überworfen hast. Du musst jetzt in Bosten sein. Nicht hier.«
    Sie schluchzte, und ich sah, dass sie meine Worte verinnerlichte.
    »Und du kommst wirklich zurecht?«, fragte sie.
    »Klar«, antwortete ich.
    »Ich würde mich aber viel wohler fühlen, wenn du die nächsten Nächte bei Peter verbringen würdest. Er ist dein Freund. Er hat bestimmt nichts dagegen.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte ich nur.
    »Nein, nicht denken. Ich will nicht, dass du hier alleine im Haus bleibst, verstanden? Du gehst zu Peter. Das musst du mir versprechen.«
    »In Ordnung.«
    Beverly war von meinem knapp formulierten Versprechen noch nicht gänzlich überzeugt. Mehr konnte ich ihr aber nicht geben.
    Ich begleitete sie noch zu ihrem Auto, das vor meinem Haus parkte. Als sie einstieg und ich ihr die Tür zumachen wollte, hielt sie mich zurück. »Komm doch mit nach Bosten«, sagte sie und sah mich dabei an, als fürchtete sie, mich das letzte Mal lebend gesehen zu haben. Bei dieser Vorstellung lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Mein Platz ist hier. Ruf mich an, wenn du da bist.«
    »Mach ich. Du gehst zu Peter, ja?«
    »Ich werde bei Peter schlafen. Versprochen. Und jetzt fahr«, sagte ich. Beverly glaubte mir diesmal.
    Als ich sie an der Ecke Lexington Drive um die Ecke biegen sah, verschwand nicht nur Beverly aus meinem Sichtfeld, sondern auch all die Farben, die sie für kurze Zeit in mein Leben brachte. Ohne sie war alles wieder grau. So wie es vorher war. Und deshalb fühlte ich nach ihrem Verschwinden keine Schuld mehr, weil ich sie angelogen hatte.
    Ich hatte nämlich nicht vor, bei Peter zu übernachten.
    Ab jetzt war ich unvermeidbar wieder auf mich allein gestellt. So wie es sein sollte.
    Die Dinge nahmen ihren Lauf.
     
     
    8
     
    Kaum war Beverly fort, machte sich bei mir sofort wieder Schwermut breit.
    Lange saß ich in der Küche und bemühte mich vergeblich, Zusammenhänge oder Erklärungen für das, was in meinem Haus geschah, zu finden. Aber jede noch so kreative oder obskure Lösung endete in einer Sackgasse, an deren Ende die Vernunft wartete. Die einzig logische Erklärung war, dass ich schlicht schizophren geworden war. Alles, was im Haus geschehen war, könnte meiner Fantasie entsprungen sein. Es gab keinen Beweis. Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, bemerken dies häufig gar nicht, weil sie das, was sie sich einbilden, für völlig real halten. Warum sollte das demnach bei mir anders sein? Ich musste an ein Zitat eines russischen Schriftstellers aus dem achtzehnten Jahrhundert denken, dessen Name mir entfallen ist. Es passte hervorragend auf meine Situation. Er sagte ungefähr, dass es mit der wahren großen Liebe genauso ist wie mit Gespenstern: Keiner hat sie je gesehen. Genauso wie ich glaubte, mit Michelle die wahre große Liebe gefunden zu haben, so glaubte ich nun auch noch Gespenster gesehen zu haben. Und beides Mal hatte ich mich geirrt.
    Oder nicht?
    Arthur Farrel muss es ganz ähnlich ergangen sein, kurz bevor zwischen ihm und der Wahrheit der Tod getreten war.
    Beverly hatte mir alles geglaubt. Beverly war bereit zu glauben. Ich war jedoch immer der Auffassung, dass es zu leicht ist zu glauben, weil die Wahrheit meist viel schmerzhafter war.
    Aber auch wenn ich bereit war zu akzeptieren, dass ich mir alles nur eingebildet hatte, so ergab ein entscheidender Faktor für mich keinen Sinn: Kurz bevor ich das erste Mal die Schlafzimmertür quietschen gehört hatte, war ich drauf und dran, mir die Autoschlüssel zu nehmen und meinem erbärmlichen Leben ein Ende zu bereiten.
    Aus welchem Grund verspürte ich dann Todesangst, als der Geist – ob nun eingebildet oder real –

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