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Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition)

Titel: Geisterzorn: Der Fluch von Lost Haven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. G. Felix
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(meist) minder interessanten Ereignisse in Lost Haven berichtete – gab vor zwei Jahren einen kleinen Artikel über Mrs. Danvers' Drugstore, der gerade fünzigjährges Jubiläum feierte. Der erste Satz lautete: »Susan Danvers, die gute Fee von Lost Haven, feiert Jubiläum und alle dürfen mitfeiern.«
    Der Autor, der nicht zufälligerweise ein Neffe von Mrs. Danvers war, nannte seine Tante gerne die Gute Fee, weil sie zu ihren Kunden immer so freundlich und zuvorkommend war.
    Ich hingegen nenne sie eine fette und intrigante Schlampe.
    Mrs. Danvers behauptet stets, dass ihre Fettleibigkeit auf einer Stoffwechselkrankheit beruhe. Die zahllosen Donuts, die sie tagtäglich wie Homer Simpson vernichtete, hatten damit natürlich nichts zu tun.
    Ein jeder, mich eingeschlossen, der nicht Manns genug war ihr ins Gesicht zu sagen, dass sie gefräßiger war als der T-Rex aus Jurassic Park, musste sich die Stoffwechselgeschichte anhören und sie bedauern. Deswegen und wegen ihres Hüftumfangs wäre sie im Jurassic Park jedenfalls besser aufgehoben.
    Und nicht nur das: Mrs. Danvers musste nicht nur ständig mit Kalorien, sondern auch mit Gerüchten gefüttert werden. Wer sich ihr widersetzte wurde mit schlechtem Service und bösen Blicken bestraft. Im schlimmsten Fall setzte sie ihre
    'Grauen Witwen' - so hatte Peter sie mal genannt - auf ihre Opfer an. Die 'Grauen Witwen' waren eine kleine Gruppe gleichgesinnte Rentnerinnen, für die ein Tag ohne Spionage ihrer Nachbarn nicht lebenswert war. Und wenn die Grauen Witwen belastbares Material in Händen hielten, lieferten sie es umgehend bei Mrs. Danvers ab.
    Meine Nachbarin Elizabeth gehörte zum Glück nicht zu dieser Gruppe. Auch sie konnte Mrs. Danvers nicht leiden. Sie sagte einmal, sie wäre wie ein wütendes Walross, das bei der Brautschau als einzige leer ausgegangen war.
    Auch ich bin einmal in Mrs. Danvers Gerüchte-Radar geraten, als ich hier fest einzog. Sie hatte spitz bekommen, dass ich geschieden war. Trennungen waren ihr Lieblingsthema, so dass ich für Wochen ihr Star wurde, den es zu beschatten galt. Nichts ließ sie unversucht, mich aus der Reserve zu locken. So streute sie sogar Bedenken, dass es sich nicht ziemte, sein Kind im Stich zu lassen, so wie ich es getan hätte. Ein Schundroman-Autor, der sich in Lost Haven verlustierte, während Frau und Kind zurückgelassen am Hungertuch nagten. Zu meinem Glück gelang es ihr nicht, mein Alkoholproblem herauszufinden. Nicht auszumalen, was sie mit dieser Information angestellt hätte. Ich war vielleicht zweimal bisher in ihrem Geschäft etwas kaufen. Das letzte Mal vor einem Jahr, und nur deshalb, weil eine Vertretung da war.
     
    Widerstrebend öffnete ich die Tür ihres Geschäfts und trat misstrauisch ein. Ich stellte mir vor, wie sie noch schnell eine Kiste Donuts unter ihrem Tisch verschwinden ließ, bevor ich den Laden betrat. Ich konnte das Fritierfett geradezu riechen. Das war ihr ganz persönlicher Stallgeruch.
    Mrs. Danvers erkannte mich sofort. Nach außen hin blieb sie völlig gleichgültig, als sei ich ein Kunde wie jeder andere auch. Sie war unübersehbar verstimmt, weil ich sie vermutlich bei ihrer Donut-Vernichtung gestört hatte. Aber in ihren Augen funkelte es. Sie war bereit für einen Kampf. Kein Wunder, hatte ich es doch gewagt, ihr Gehege zu betreten.
    Kaum zu fassen, aber als ich näher trat, schien sie noch dicker geworden zu sein. Sie saß hinter ihrer Verkaufstheke. Ihre Haare hatte sie zu einem dicken Zopf hinten zusammengeknotet, so dass ihr pralles Gesicht voll zu Geltung kam.
    Permanent scannte sie jede meiner Bewegungen.
    »Mr. Rafton! Das ist aber schön, Sie hier endlich wieder zu sehen. Es muss ja eine Ewigkeit her sein, als sie das letzte Mal hier waren«, sagte sie mit ihrer professionell einstudierten Höflichkeit.
    »Hallo Mrs. Danvers. Sie haben recht. Ist schon ne Weile her. Ich kann mich nicht mehr erinnern.«
    »Das macht ja nichts.« Sie blickte auf meinen noch grünlich gefärbten Wangenknochen. »Haben sie sich da verletzt?«, fragte sie.
    »Ich bin aus Versehen gegen eine Tür gelaufen«, antwortete ich. Das war nicht einmal voll gelogen.
    »Oje! Das war ja bestimmt sehr schmerzhaft. Brauchen Sie eine Salbe?«
    »Nein, danke. Ich bin schon versorgt.«
    »So?«, sagte sie grüblerisch. »Und Mr. Rafton. Wie ist abgesehen davon das wehrte Befinden?«, fragte sie gleich im Anschluss. In ihren gierigen Augen konnte ich lesen, dass sie möglichst unangenehme und persönliche

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