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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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zuwarfen. Erschrocken und ungläubig erkannte ich, dass keine wirklich gehört hatte, was Kalona gesagt hatte. Sie hatten gar nicht kapiert, dass das gerade eine Drohung gewesen war, dass er angedeutet hatte, Erik hätte Glück, wenn er bei seiner Rückkehr lediglich krankenhausreif war. Alles, was zu ihnen durchgedrungen war, war der Klang seiner himmlischen Stimme. Alles, was sie kapiert hatten, war, dass er mich seiner Aufmerksamkeit für würdig befunden hatte.
    »Nun, meine wunderschöne Zoey – oder, wie ich dich so gern bei mir nenne, A-ya –, ich gebe dir die Ehre auszuwählen, mit welchem Werk wir uns als Nächstes beschäftigen werden. Sei bedacht! Die ganze Klasse wird sich an deine Wahl halten müssen. Und wisse, dass ich, egal welches Stück du wählst, die Hauptrolle spielen werde.« Er durchmaß den Raum und kam an meine Seite. Ich saß in der zweiten Reihe, genau hinter Becca, und ich schwör’s, ich konnte sehen, wie seine Nähe sie erzittern ließ. »Vielleicht werde ich auch dir eine Rolle in unserem kleinen Drama geben.«
    Ich starrte ihn an. Mein Herz hämmerte mir so laut in der Brust, dass ich sicher war, er hörte es. Es kostete mich eine Menge Selbstbeherrschung, ihn so nahe vor mir zu haben. Fast wie in den Träumen, in denen er zu mir gekommen und mich in die Arme genommen hatte. Ich spürte, wie träge Fühler aus Kälte von seinem Körper auf mich zukrochen … sich um mich legten … wie mich Sehnsucht nach der weichen Liebkosung der ebenholzfarbenen Schwingen überkam …
    Er hat vor, Erik etwas anzutun!
An diesen Gedanken klammerte ich mich und spürte, wie die verführerische Kühle von mir abglitt. Egal wie es zwischen mir und Erik aussah, ich war ganz bestimmt nicht damit einverstanden, wenn ihm etwas zustieß.
    »Ich weiß genau das richtige Stück für uns.« Ich war stolz darauf, wie ruhig und fest meine Stimme klang.
    Sein Lächeln war voll reinem, sinnlichem Glück. »Ich bin gespannt! Was ist deine Wahl?«
    »Medea«
, sagte ich ohne Zögern. »Alte griechische Tragödie. Spielt zu der Zeit, als die Götter noch auf Erden wandelten. Handelt davon, was passiert, wenn ein Mann zu viel Hybris hat.«
    »Ach ja, Hybris. Wenn ein Mensch gottgleiche Selbstüberschätzung an den Tag legt.« Seine Stimme war weiterhin tief und verführerisch, aber ich sah in seinen Augen einen Funken Zorn aufglimmen. »Ich fürchte, du wirst erkennen müssen, dass Hybris nur für die Menschen gilt, nicht für die Götter selbst.«
    »Wollen Sie das Stück also nicht nehmen?«, fragte ich übertrieben unschuldig.
    »Im Gegenteil! Ich glaube, es könnte sehr amüsant werden. Vielleicht werde ich dir die Rolle der Medea überlassen.« Er wandte sich mit all seinem Charisma wieder der Klasse zu. »Lest euch das Stück heute Abend durch. Morgen fangen wir mit den Proben an. Ruht euch gut aus, meine Kinder. Ich freue mich darauf, jeden Einzelnen von euch wiederzusehen.« Und er drehte sich um und verließ den Raum so abrupt, wie er ihn betreten hatte.
    Es kam mir sehr lange vor, dass vollkommene Stille herrschte. Schließlich sagte ich zu niemandem im Besonderen: »Okay, dann schau ich mal, ob ich ein paar Kopien von
Medea
finde.« Ich stand auf und ging nach hinten, aber nicht einmal das Klappern und Rascheln, als ich die Spinde öffnete und wieder schloss und mich durch Stapel alter Stücke und Aufzeichnungen wühlte, konnte das Geflüster übertönen, das auf mich herabrieselte.
    »Und schon wieder hat sie alle Aufmerksamkeit! Warum?«
    »Es ist so ungerecht!«
    »Wenn das Nyx’ geheimnisvolle Wege sind, können sie mich langsam mal.«
    »Ja, das ist doch krank! Wenn du nicht Zoey Redbird heißt, kümmert sich Nyx keinen Furz um dich.«
    »Ihr gibt Nyx alles, was sie will. Um uns andere schert sie sich einen feuchten Dreck.«
    Und so ging es weiter. Es klang immer aggressiver. Selbst die Jungs fingen an, sich zu beteiligen. Anscheinend gab ich einen wunderbaren Sündenbock ab, auf dem sie die Wut und Eifersucht auf Kalona abladen konnten, die sich in ihnen angestaut hatte, die sie aber nicht rauslassen konnten, weil er ihre Gedanken verdrehte.
    Mehr als offensichtlich war außerdem, dass Kalona systematisch die Liebe und das Vertrauen der Jungvampyre zu Nyx zerstörte, und mich benutzte er dabei als Werkzeug. Sie waren nicht mehr fähig zu spüren, welche Liebe, Ehre und Kraft in ihrer Göttin lag, weil Kalonas körperliche Anwesenheit ihnen die Sicht versperrte, wie die Sonne bei einer

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