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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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hab das dumme Gefühl, dass ich noch mehr vermasseln werde. Viel zu viel. Und letzte Nacht warst du der Starke, nicht ich.«
    Er sah mir wieder in die Augen. »Du bist gut. Das spüre ich. Tief in deinem Herzen, da, wo’s zählt, bist du gut.«
    »Ich hoff’s. Ich versuch’s jedenfalls zu sein.«
    »Dann tu was für mich, bitte.« Bevor ich ihn wieder aufhalten konnte, überbrückte er die paar Schritte zwischen uns. Aber er berührte mich nicht. Er sah mir nur weiter in die Augen. »Du hast dich noch nicht gewandelt, aber selbst die Söhne des Erebos bezeichnen dich als Priesterin.« Auf einmal ließ er sich auf ein Knie fallen, sah zu mir auf und schloss die rechte Hand über dem Herzen zur Faust.
    »Was soll das?«
    »Ich gelobe dir meine Treue. Das haben Krieger schon immer getan – den Schwur abgelegt, ihrer Hohepriesterin mit all ihrem Sein zu dienen, in Körper, Herz und Seele. Ich weiß, ich bin auch erst ein Jungvampyr, aber ich würde mal sagen, als Krieger gehe ich schon durch.«
    »Na ja, das passt schon, ich bin ja auch noch ein Jungvampyr.« Meine Stimme zitterte, und ich musste heftig blinzeln, um die Tränen aus den Augen zu vertreiben.
    »Nimmst du mein Treuegelöbnis an, meine Lady?«
    »Stark, weißt du eigentlich, was du da tust?« Ich hatte schon von dem Treuegelöbnis gehört, das ein Krieger einer Hohepriesterin gegenüber leisten konnte. Es war ein Eid, der ihn nicht selten sein ganzes Leben lang in ihren Dienst band und der oft schwerer zu brechen war als eine Prägung.
    »Ja. Ich treffe gerade eine Wahl. Die richtige Wahl. Ich wähle das Gute vor dem Bösen, das Licht vor der Finsternis. Meine Menschlichkeit. Nimmst du mein Gelöbnis an, meine Lady?«
    »Ja. Ja, Stark. Und in Nyx’ Namen binde ich dich in den Dienst an unserer Göttin wie auch an mir, denn mir zu dienen bedeutet ihr zu dienen.«
    Um uns herum schimmerte die Luft, und dann leuchtete ein greller Blitz auf. Stark schrie auf, krümmte sich zusammen und fiel mit einem Stöhnen vor meinen Füßen auf die Erde.
    Ich ließ mich neben ihm auf die Knie fallen und zog ihn an den Schultern hoch, um sehen zu können, was mit ihm nicht stimmte. »Stark! Was ist los? Bist du –«
    Da stieß er einen herrlichen Freudenschrei aus und hob den Kopf. Tränen rannen ungehindert über seine Wangen, aber er strahlte vor Glück. Da blinzelte ich und verstand, was ich vor mir sah. Seine Mondsichel war ausgefüllt, sein Mal erweitert. Zu beiden Seiten der Sichel war ein Pfeil erschienen. Beide Pfeile waren mit komplexen Symbolen geschmückt, deren Scharlachrot sich leuchtend gegen das Weiß seiner Haut abhob.
    »Oh, Stark!« Ich berührte vorsichtig das Tattoo, das ihn nun bis an sein Lebensende als erwachsenen Vampyr auszeichnen würde – als zweiten roten Vampyr, den es je gegeben hatte. »Wie wunderschön!«
    »Ich hab mich gewandelt, ja?«
    Ich nickte, und die Tränen in meinen Augen quollen über und rannen mir über die Wangen. Und dann lag ich in seinen Armen, küsste ihn, und unsere Tränen mischten sich miteinander, während wir lachten und weinten und einander festhielten.
    Erschrocken zuckten wir zusammen, als es zum Ende der fünften Stunde klingelte. Er half mir auf und wischte mir und sich selbst lächelnd die Tränen aus den Augen. Dann bahnte sich die Realität einen Weg durch mein Glück, und mir fiel ein, was angesichts dieser unerwarteten, verblüffenden Wandlung nötig war.
    »Stark, wenn ein Jungvampyr sich wandelt, muss er irgendein Ritual hinter sich bringen.«
    »Kennst du es?«
    »Nein, das kennen nur die Vampyre.« Mir kam ein Gedanke. »Geh zu Dragon Lankford.«
    »Warum?«
    »Er ist auf unserer Seite. Sag ihm, ich hätte dich geschickt. Sag ihm, dass du mir deine Treue als Krieger geschworen hast. Er weiß bestimmt, was zu tun ist.«
    »Okay.«
    »Aber es sollte besser niemand sehen, dass du dich gewandelt hast.« Warum mir das so wichtig war, wusste ich nicht, aber ich wusste: er musste es verbergen, bis er bei Dragon gewesen war. Ich sah mich in dem Lagerraum um und entdeckte eine University-of-Tulsa-Baseballkappe. Die setzte ich Stark auf den Kopf, und nach weiterer Suche fand ich ein Handtuch, das ich ihm um den Hals legte. »Zieh das hoch« – ich steckte ihm das Handtuch in den Kragen – »und lass den Mützenschirm runtergeklappt. Ich glaub nicht, dass sich jemand über dich wundern wird, ich meine, das Wetter ist ja immer noch scheußlich. Schleich dich möglichst zu Dragon, ohne dass dich jemand

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