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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Kissen. Heath hielt Darius den Arm hin, und der packte ihn fest. Mein Gehirn war zu benebelt, um in dem, was passierte, einen Sinn zu erkennen, bis Darius so ein Messer-Schere-Flaschenöffner-Allroundwerkzeug, das im Erste-Hilfe-Set gewesen war, aufklappte und die Klinge gegen die weiche Haut auf der Innenseite von Heath’ muskulösem Unterarm drückte.
    Der Geruch seines Blutes legte sich über mich wie ein köstlicher Nebel.
    »Drück ihren Mund dagegen«, sagte Darius. »Sorg dafür, dass sie trinkt.«
    »Komm, Baby. Nimm was hiervon. Das bringt dich wieder auf die Beine.«
    Okay. Meinem Verstand war klar, dass da unter all meinen zuschauenden Freunden auch Erik stand. Unter normalen Umständen hätte ich niemals getan, was ich dann tat, egal wie köstlich und verführerisch und atemberaubend Heath’ Blut duftete.
    Aber gegenwärtig waren die Umstände, in denen ich mich befand, nicht mal annähernd so was wie normal. Als Heath also seinen blutenden Unterarm gegen meine Lippen presste, öffnete ich den Mund, schlug die Zähne tief hinein und fing an zu saugen.
    Heath stöhnte auf, schlang den anderen Arm um mich und vergrub sein Gesicht in meinem Haar. Die Welt war plötzlich winzig klein: es gab nur noch Heath und mich und sein Blut, das wie ein Sturzbach in meinen Körper strudelte. Mit dem ersten Schluck kehrte wie auf einen Schlag das Gefühl in meine Brust zurück und damit ein Schmerz, der so gleißend war, dass ich meinen Mund von seinem Arm losgerissen hätte, hätte er nicht seinen Griff verstärkt und mir ins Ohr geflüstert: »Nein! Nicht aufhören, Zo. Wenn ich’s ertragen kann, dann kannst du das auch.«
    Es war nämlich so, dass ich genau wusste: ich übertrug nicht nur diese unvergleichliche Lust auf ihn, die das Trinken von einem Menschen normalerweise bei Mensch und Vampyr auslöst. Mit dem ersten Schluck war unsere Prägung zurückgekehrt. Selbst in meinem miserablen Zustand erkannte ich das. Mit Heath’ Blut strömte seine gesamte Wahrnehmung in mich ein, und uns verband wieder jenes magische Gespinst aus Begehren und Lust zwischen Mensch und Vampyr, verwoben in ein einziges Gewand: das uralte Band der Prägung. Aber ich trank ja auch nicht einfach nur von ihm. Ich sog sein Blut mit einem Ungestüm ein, in dem sich reiner Überlebenswille ausdrückte, und durch unsere Verbindung war sich Heath meiner Schmerzen, meiner Angst und meines Verlangens bewusst – all dessen, was ich selbst nicht mehr gespürt hatte, als mein Körper noch in der Taubheit des nahezu tödlichen Schocks verharrt hatte. Nun, das war dank seines Blutes vorbei. Es hatte mich neu belebt und aus der tödlichen Starre herausgerissen – mitten hinein in lodernden Schmerz und die Erkenntnis, dass ich dem Tode gefährlich nahe war.
    Da ich nicht aufhören konnte zu trinken, wimmerte ich, voller Reue über das, was ich ihm zumutete.
    Natürlich war ihm klar, was ich fühlte und wie leid es mir tat, ihm weh zu tun. »Schon okay, Baby. Schon okay. Ist nicht so schlimm«, flüsterte er mir durch die geballte Mischung aus Schmerz und Verlangen mit zusammengebissenen Zähnen zu.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als ich bemerkte, dass der Riss durch meine Brust zwar noch höllisch weh tat, mein Körper sich aber wieder warm anfühlte und eine sanfte Brise mich umspielte, in der ein Duft nach Frühlingsregen und Sommerwiesen mitschwang. Auch mein Geist hatte wieder Kraft geschöpft, und ich wusste, dass Heath’ Blut mich so weit gekräftigt hatte, dass ich in der Lage war, die heilende Kraft der Elemente in mir aufzunehmen, die mir Seele wie Körper stärken würden.
    Etwa gleichzeitig fiel mir auf, dass Heath aufgehört hatte, mit mir zu reden. Ich öffnete die Augen und sah zu ihm hoch. Er war mehr oder weniger über mir zusammengebrochen, nur Darius’ fester Griff um seine Schultern hielt ihn aufrecht. Seine Augen waren geschlossen, und er war sehr bleich.
    Sofort riss ich meinen Mund von seinem Arm los. »Heath!« Hatte ich ihn umgebracht? Voller Panik versuchte ich mich aufzusetzen, aber der Schmerz, der mich sofort durchschoss, machte das unmöglich.
    »Dem Menschen geht es gut, Priesterin«, sagte Darius beruhigend. »Schließ die Wunde an seinem Arm, damit er nicht noch mehr Blut verliert.«
    Automatisch fuhr ich mit der Zunge über den schmalen Schnitt und die größere Bisswunde, die ich mit den Zähnen verursacht hatte, und bat dabei innerlich:
Werde heil … blute nicht mehr.
Als ich diesmal von ihm

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