Gejagte der Nacht
konzentrierte sich auf ihre Verbindung zu Caine. Oder wenigstens auf die schmerzhafte Leere in ihrem Herzen. Seit einiger Zeit konnte sie sich immer darauf verlassen, dass sie dort seine Präsenz spüren konnte.
Das Gefühl war noch immer da, versicherte Kassie sich selbst verbissen. Nur war es … verstummt. Als ob Caines momentane Verwandlung das Signal unterdrücke.
Lange, anstrengende Minuten konzentrierte sie all ihre Energien auf das zarte Band. Caine war da, sie konnte ihn spüren, aber jedes Mal, wenn sie versuchte seine Präsenz festzuhalten, entglitt er ihr.
Glatt wie ein Aal. Die dumme, abgedroschene Phrase kam ihr in den Sinn, während sie die Zähne zusammenbiss und ihre Finger in sein unvollständiges Fell grub.
Nein. Er würde ihr nicht entkommen.
Sie ignorierte ihre schwelende Angst und konzentrierte sich erneut auf das schwach wahrzunehmende Band, indem sie ihre Macht freisetzte, bis die gesamte Zelle mit der ausgeprägten Hitze ihrer Verzweiflung überschwemmt war. Und dennoch konnte sie ihn nicht erreichen, konnte sie ihn nicht zwingen …
Unvermittelt riss sie die Augen auf.
Natürlich konnte sie ihn nicht zwingen. Nicht mehr, als er sie zu dieser Verbindung zwingen konnte.
Alles, was sie tun konnte, war zu versuchen, ihm ihr Herz darzubieten, und zu hoffen, dass er imstande war, gegen seinen Wahnsinn anzukämpfen, um es anzunehmen.
Was für ein genialer Plan.
Sie holte tief Luft, ignorierte ihre wachsende Panik und löste ihren brüchigen Kontakt zu Caine. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit nach innen und konzentrierte sich nicht auf die Leere in ihrem Herzen, sondern auf die warme, grenzenlose Liebe, die sie durchströmte wie ein kostbarer, berauschender Nektar.
Sie wusste nicht, wann sie angefangen hatte, ihn zu lieben.
Vielleicht, als Caine sich vor sie gestellt hatte, um sie vor dem Dämonenlord zu beschützen. Oder als er sie in sein Versteck mitgenommen und ihr so lange zugesetzt hatte, bis sie etwas gegessen hatte, weil sie nicht daran gedacht hatte.
Oder als sie nach einer neuen Vision die Augen geöffnet und ihn geduldig an ihrer Seite wartend vorgefunden hatte.
Womöglich war es ihr aber auch vom Schicksal bestimmt, diesen Mann zu lieben. Vielleicht war dies schon seit der Zeit vor ihrer Geburt so festgelegt.
Das Wann spielte überhaupt keine Rolle.
Nur die Tatsache, dass jedes Fünkchen ihres Seins davon erfüllt war.
Kassandra erlaubte sich nicht, Zeit damit zu verschwenden, über die Stärke ihrer Emotionen zu staunen, die ihr so vertraut geworden waren, dass sie sie als selbstverständlich empfand. Sie gewann die Kontrolle über ihren Kontakt zu Caine zurück. Dieses Mal versuchte sie jedoch nicht, ihn mit ihrer Macht zu irgendetwas zu zwingen.
Was er brauchte, war nicht noch mehr Stärke, um gegen den Wahnsinn anzukämpfen, sondern einen Grund, das zu tun.
Sie überflutete ihn mit ihrer Liebe und streichelte sanft mit der Hand über seinen Kopf. Kassandras innere Wölfin wurde allmählich ungeduldig. Ihre innere Bestie war seit Caines Verwandlung merkwürdig passiv gewesen, als warte sie geduldig auf seine Rückkehr. Jetzt strengte sie sich unermüdlich an, um etwas zu erreichen, das fast in Reichweite auf sie wartete.
Ein leises Knurren erklang. Als Kassie die Augen öffnete, blickte sie Caine direkt in die glühenden Augen.
Ihr Herz stockte bei dem Funkeln des wilden Wahnsinns, der nach wie vor in den blauen Tiefen zu erkennen war. Götter, hatte sie versagt? War er dem Untergang zu nahe, um die Verbindung anzunehmen, die sie ihm bot?
Oder hatte sie das instinktive Bedürfnis eines Alphamännchens, sie zu beschützen, fälschlich für etwas … Ewiges gehalten?
Kassandra wich zurück, zutiefst enttäuscht. Doch mit einem Mal nahm sie seinen Moschusduft wahr. Seinen inneren Wolf. Sie beugte sich näher zu ihm und konzentrierte sich intensiv auf das schwache Gefühl, dass sein Wolfsanteil sich anstrengte, sie zu erreichen.
»Caine«, flüsterte sie und grub ihr Gesicht in seine Halsbeuge. »Ich bin dein. Verbinde dich mit mir.«
Er knurrte erneut, aber in diesem Geräusch lag keine Bedrohung. Sie drängte sich enger an seinen zitternden Körper und fühlte, wie seine Macht sie berührte und seine vertraute Hitze sie einhüllte.
Und dann, als wäre ganz plötzlich die Leine zerrissen, konnte sie spüren, wie die Essenz seines Wolfsanteils sie mit voller Wucht traf und ihr Herz mit einer berauschenden Mischung aus wildem Tier und menschlichem Mann
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