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Gejagte der Nacht

Gejagte der Nacht

Titel: Gejagte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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Augenbrauen beim Anblick des winzigen Gargylen, der um die Ecke gewatschelt kam. Seine Flügel schimmerten in einer überwältigenden Zurschaustellung von roten und blauen Farbtönen mit goldenen Adern.
    » Ma chérie? Wohin sind Sie denn unterwegs?«
    Kassandra runzelte erst irritiert die Stirn, aber dann erinnerte sie sich wieder schwach daran, dass sie das kleine Wesen vor mehreren Wochen in Gesellschaft von Tane und Jaelyn gesehen hatte. »Oh. Ich erinnere mich an Euch.«
    »Levet.« Der Gargyle vollführte eine tiefe Verbeugung. »Zu Ihren Diensten.«
    Zu jeder anderen Zeit wäre Kassie von der eigenartigen kleinen Kreatur vielleicht bezaubert gewesen. Aber im Augenblick wünschte sie sich nur, dass Levet verschwand. »Es tut mir leid, ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich habe im Moment keine Zeit.«
    Sie setzte ihren Weg durch den Zementgang vorsichtig fort, wobei sie versuchte, den Gargylen nicht zu beachten, der sich beeilte, Schritt mit ihr zu halten.
    »Ich habe Ihre Nachricht erhalten«, sagte er. Der französische Akzent verlieh seiner Stimme einen singenden Tonfall.
    »Meine Nachricht?« Kassandra runzelte die Stirn, bis sie sich plötzlich an ihren vergeblichen Versuch erinnerte, die Warnung zu senden, dass Maluhia in Gefahr war. »Oh. Es reichte nicht aus.« Sie verzog das Gesicht und hielt den Blick auf die schwere Metalltür am Ende des Korridors gerichtet. »Es ist nie genug.«
    »Wir versuchen alle einfach, unter sehr schwierigen Bedingungen unser Bestes zu tun«, versicherte Levet ihr.
    »Ja«, murmelte Kassie zerstreut, da sie sich weitaus mehr Gedanken um die imposante Tür machte und darum, ob sie verschlossen war oder nicht. »Das ist wohl die Wahrheit.«
    Es folgten einige Sekunden gesegneten Schweigens. Dann zog der Gargyle am Saum ihrer neuen Khakishorts, die sie sich auf Regans Beharren hin zusammen mit einem jadegrünen Hemd von ihr geliehen hatte.
    »Darcy ist hier.«
    Sie seufzte auf, ohne ihre Schritte zu verlangsamen. »Ich habe davon gehört.«
    »Ich bin mir sicher, dass sie sich eine Gelegenheit wünscht, Sie kennenzulernen.«
    »Später.«
    Levet flatterte mit den Flügeln und stellte sich Kassie direkt in den Weg. Auf seinem hässlichen Gesichtchen war ein besorgter Ausdruck zu erkennen. »Ich bin wirklich der Ansicht, es wäre besser, wenn Sie jetzt sofort zu ihr gingen.«
    Kassandra war gezwungen anzuhalten und funkelte ihren unerwünschten Begleiter verärgert an. War er von einer ihrer Schwestern geschickt worden? Ganz bestimmt verließ sich der arrogante Salvatore nicht darauf, dass dieser Dämon seine Gefangenen bewachte.
    »Bitte, Levet«, bat sie ihn mit heiserer Stimme, »bitte lasst mich allein.«
    Er hob in einer hilflosen Geste die Hände, und sein langer Schwanz zuckte. »Das kann ich nicht tun.«
    »Und aus welchem Grund?«
    »Diese Miene habe ich schon früher gesehen.« Er zeigte auf ihr Gesicht. »Auf den Gesichtern von Kriegern.«
    Sie blinzelte verwirrt. War das eines der Dinge, die sie eigentlich verstehen sollte? Instinktiv drehte sie den Kopf, denn sie wusste, dass Caine es wissen würde, und ihr Herz setzte einen schmerzhaften Schlag lang aus. Sie presste eine Hand auf die schmerzende Leere mitten in ihrer Brust.
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
    »Sie wirken, als marschierten Sie in eine Schlacht, die Sie nicht zu überleben beabsichtigen.«
    Oh. Bei seinem schockierenden Wahrnehmungsvermögen zuckte sie zusammen. War er ein Empath? Sie hatte noch nie gehört, dass Gargylen sonderlich einfühlsam waren, aber andererseits handelte es sich bei Levet auch nicht um einen üblichen, durchschnittlichen Gargylen.
    Misstrauisch auf alle Kräfte achtend, die er womöglich auch noch besaß, wog sie ihre Worte sorgfältig ab. »Ich bin keine Kriegerin.«
    » Non , Sie sind die Prophetin. Unsere Prophetin«, entgegnete er beharrlich. Seine grauen Augen sahen sie mit einem leicht tadelnden Ausdruck an. »Und wir brauchen Sie.«
    Sie rieb sich noch immer die Brust, da die Leere zu einem physischen Schmerz anwuchs. »Ich kann das nicht ohne Caine tun.«
    »Aber ma chérie , wenn Sie sich selbst opfern, wird ihn das nicht zurückholen.«
    »Ich muss es wenigstens versuchen«, erwiderte sie halsstarrig. Weshalb konnten die Leute nicht verstehen, dass Caine für sie so lebenswichtig war, wie es ihre Visionen für die Welt waren? Darüber hinaus hatte sie ihnen ihre wenigen Informationen über die Zukunft doch bereits mitgeteilt. Eine Mauer konnte das Chaos

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