Gekauft für den Harem
musst mir schwören, ihm stets zu gehorchen und treu ergeben zu sein. Kannst du mir das versprechen?“
Yuri warf Kasim einen Blick zu, dann nickte er. „Kasim war immer gut zu mir. Niemand außer ihm hat mich je so freundlich behandelt. Ich werde ihn mein ganzes Leben lang ehren und ihm gehorchen. Darauf gebe ich Euch mein Wort.“
„Dann werde ich dich als meinen verlorenen und zu mir zurückgekehrten Sohn anerkennen“, sagte Kasim zufrieden. „Wenn die Trauerzeit für Prinz Hassan in zwei Wochen vorbei ist, veranstalten wir ein großes Fest. Kasim wird die Insignien der Macht aus meiner Hand erhalten, und dich erkläre ich zu meinem Erben und seinem Mündel.“ Khalid legte sich die Hand auf die Brust und schloss kurz die Augen. „Yuri kann bei mir bleiben, wenn er möchte. Aber ich weiß, dass du viel zu tun hast, Kasim. Hassan müssen die letzten Ehren erwiesen werden, und außerdem sind Bestrafungen vorzunehmen.“
„So ist es, Hoheit. Ich werde mich umgehend darum kümmern.“ Kasim verneigte sich und lächelte Yuri zu. „Gib acht auf deinen Vater. Er ist nicht wohlauf und braucht Ruhe.“
„Ja, Herr.“ Der Knabe nickte ernst.
Stirnrunzelnd machte Kasim sich auf den Weg zur Wachstube. Er hatte Khalid nicht gesagt, dass Katrinas Bruder in das Attentat auf Hassan verwickelt war. Aber sobald er Jamail als Gefangenen zurückbrachte, würde der Kalif Bescheid wissen.
Harriet war wütend auf ihn, weil er Katrina behandelt hatte wie eine Verräterin – vermutlich wusste sie nicht, wie oft es zu Verschwörungen gegen den Kalifen kam und wie oft er und seine Söhne deswegen in Lebensgefahr schwebten. Katrina war ihrem Gatten zu Treue verpflichtet, und wenn sie den Verdacht gehabt hatte, dass ihr Bruder ein Komplott gegen Khalid schmiedete, wäre es ihre Pflicht gewesen, ihm davon zu berichten. Dann hätte er ihr nichts vorwerfen können. So jedoch … auf Jamail wartete das Todesurteil, sobald er gefasst war, aber welche Strafe würde Khalid für seine Ehefrau verfügen?
Der Kalif liebte Katrina, und vielleicht würde er sie deshalb verschonen. Erst einmal war sie sicher, doch wenn er erfuhr, dass ihr Bruder die Gerölllawine in Gang gesetzt hatte, durch die sein Lieblingssohn getötet worden war, würde Khalids Zorn keine Grenzen kennen, das wusste Kasim.
Auch er war außer sich gewesen, als er das Gespräch zwischen Harriet und Katrina mit angehört und von den Ränken erfahren hatte, die dem Prinzen zum Verhängnis geworden waren. Er hatte Harriet vorgeworfen, ihm nichts von ihren Beobachtungen an jenem Tag erzählt zu haben, doch woher sollte sie wissen, wie wichtig es war, jeden noch so kleinen Funken von Rebellion unter dem Absatz zu zertreten, ehe daraus ein nicht zu beherrschender Flächenbrand wurde?
Rastlos durchstreifte Harriet ihre Gemächer. Weder beim Lesen noch bei ihren Stickarbeiten fand sie Ruhe, und bis auf Weiteres durfte sie weder die Kinder unterrichten noch Katrina besuchen. Kasim war unsagbar zornig auf sie und die Freundin, aber Harriet hielt es für ungerecht, dass er Katrina anklagte, während doch ihr Bruder derjenige war, der sich mit den Aufständischen eingelassen hatte. Sie fragte sich, warum sie nach Jamails Besuch nicht gleich zu Kasim gegangen war und ihm von ihrem Unbehagen erzählt hatte. Aber an jenem Tag war so viel passiert, dass sie die Sache als unwichtig abgetan hatte. Katrina mochte ihren Bruder nicht; schlimmer noch, sie hatte Angst vor ihm. Es ging nicht an, dass man sie für ein Verbrechen bestrafte, das Jamail begangen hatte – ohne Katrinas Wissen geschweige denn ihre Einwilligung.
Harriet fröstelte, als sie an die Kälte in Kasims Blick dachte, nachdem er das Gespräch zwischen ihr und Katrina gehört hatte. Er erschien ihr seitdem wie ein Fremder – ein Mann, von dem sie nichts wusste und mit dem sie nichts zu tun haben wollte. Wie hatte er sich so verändern können? Oder kannte sie ihn in Wahrheit gar nicht?
Sie hatte sich erst langsam in ihn verliebt, überzeugt, dass er trotz seiner strengen Zurückhaltung und seiner Entschlossenheit, sein Wort dem Kalifen gegenüber zu halten, ein gerecht handelnder Mann war. Er hatte ihr gestanden, dass er nicht alles gut fand an dem Leben, das er hier führte, und angeboten, ihr die Freiheit zu schenken – nur um wie ein barbarischer Sklavenhalter aufzutreten, als er ihre und Katrinas Vergünstigungen aufgehoben und sie in ihre Gemächer geschickt hatte, wo sie bleiben sollte, bis man sie rief.
Er
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