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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svetlana Sekulic
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notwendige Aufmerksamkeit
geschenkt. Hätte ich das getan, hätte ich sehr schnell
festgestellt, dass jede Pflanze ihre Eigenart hat, keine der anderen
gleicht und dementsprechend zu pflegen gewesen wäre. Aber ich
habe sie alle über denselben Kamm geschoren und habe sie alle
miteinander gleichgesetzt. Für mich waren sie Pflanzen. Nicht
mehr und nicht weniger. Und so haben sie sich alle mit der Zeit von
mir verabschiedet. Ich hätte sie aus tiefstem Herzen heraus
beobachten müssen, wie sie gedeihen, mich selbst und meiner
Pflege speziell ihnen anpassen müssen, damit sie mir nicht
wegsterben. Aber ich war unfähig. Ich habe meine Leila nicht
beobachtet. Nicht wirklich. Nur oberflächlich. Ich habe mir
keine Mühe gemacht, in sie hinein zu schauen. Sonst hätte
ich erkannt, was sie sich gewünscht und was sie wahrlich
gebraucht hätte. Ich habe nicht erkannt, dass sie von mir
gestreichelt werden wollte. Gestreichelt an ihrer Seele. Geküsst
auf ihrem Herzen. Getragen in ihren Träumen. Ich habe nichts von
dem erkannt und nichts davon gesehen. Ich wurde gebremst. Ich wusste
nicht, wie sich diese Bremse benannte, aber sie war vorhanden und ich
wurde steif. Steif in meinen Worten und unfähig in meinen
Bewegungen. Ich konnte meine Lippen nicht zu einem lieben Wort formen
und ich konnte meine Arme zu einer Umarmung nicht bewegen. Ich wollte
das alles, aber ich wurde gebremst und finde seit dem keine
Möglichkeit die Bremse zu lösen. Und so habe ich sie
verloren. Da ich das Ende bereits in kurzer Ferne vor mir sah, habe
ich ritterlich sehr schnell dem ein Ende ein Ende gesetzt. Es führte
sowieso keine Straße zurück und ich war Gentleman genug,
es schnell durchzuziehen. Ich zog mein Schwert und hielt es gen
Himmel und schrie mir die Seele aus dem Leib. Das war meine
ritterliche Tat. Zu mehr war ich nicht fähig. Ich zerschnitt den
Himmel in ganz viele Stücke und beobachtete, wie die Brocken auf
mir herab fielen. Ich gewährte ihnen. Ich ließ alles auf
meinen dümmlichen Kopf fallen. Und ich hielt stand. Ich kippte
nicht um. Ich war ein starker Mann. Und so ging ich, starker, dummer
Mann, weiter meines Weges. Mit oder ohne Schwert. Ich war mir so oder
so meiner Lächerlichkeit und meiner lächerlichen Taten
bewusst. Ich stieg die Treppen tapfer herab und finde seitdem keinen
Weg mehr zurück.

    Die
Nacht bricht herein. Über mir und über mich. Gegenwärtig,
und kaum bin ich mir ihr bewusst, ist sie auch schon wieder
verschwunden. Verschwommenes Erwachen. Augenzwinkernd erheben sich
die Füße auf dem harten Boden der Nichttraumwelt,
schreiten mit sicherem Wissen in die Richtung, die die Gestalt sicher
trägt. Die Arme erheben sich und vollziehen das Ritual. Die
Finger, sie klammern sich an die standfesten Gewohnheiten und Dinge,
wie seit jeher, wie jeden morgen, auch seit gestern und mit
Sicherheit noch für heute. Die Nase zieht den Duft des
tiefschwarzen Wassers ein. Die Ohren hören das Gekreische und
Gestöhne des Wasserkessels. Der Körper in sinnvoller
Gestalt beugt sich herüber, über den Tisch und sitzend auf
den immer gleichen Stuhl. Umklammert mit festen Fingern die Tasse.
Heiß und erwärmend das Fleisch. Das Blut pulsierend bis
hin zu den fordernden Lippen. Die Augenlider für einen langen
Augenblick geschlossen. Vertieft in das Innere. Äußerlich
tief eingesunken. Schlürfend, stumm, leise. Schluckend,
wohlwollend, genüsslich. Die Tasse absetzend. Die erwärmten
Finger loslassend davon. Die Augenlider geöffnet zum einzigen
Fenster hin blickend. Der einzige, innerlich vereinsamte Körper
in sinnvoller Gestalt nach hinten gebeugt. Aufgefangen durch die
seinige Stuhllehne und hinter dem Fenster, dem einzigen, zeigt sich
der Tag in seiner vollen Blüte. Tropfen schwarzen Regens klopfen
daran, direkt an die Glasscheibe. Sehr verschmiert das Ganze. Alles
in allem sehr dunkel zähflüssig. Der Wasserkessel pfeift.
Und Nicola ist erwacht und zurückgekehrt. Steht auf, und schenkt
sich, von dem heißen Zeug, in die Tasse ein. Und er geht zurück
in sein Bett und bleibt regungslos liegen, denn er bemerkt, dass
heute etwas anders ist als sonst. Deswegen bleibt Nicola noch sehr
lange in seinem Bett liegen, weil er einfach nicht darauf kommt, an
was es liegen könnte, dass nichts mehr so ist, wie es einmal
war. Er überlegt. So lag er noch lange im Bett. Er schlief zwar
nicht mehr, doch fühlte er sich auch nicht wirklich wach. Ein
Zwischending, ein halbes Etwas, ein nichts Ganzes, ein nichts
Richtiges. Trotz

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