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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svetlana Sekulic
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Grinsen in seinem
Gesicht breit. Er glaubte, nie mehr wieder in seinem Leben ein
Lachender sein zu können und das war bereits der beste Witz in
seinem Leben. Ihm fiel schlichtweg kein Grund dazu ein. Und am
allerwenigsten an einem Tag wie dieser. Aber da sich sein Lachen
grässlich anhörte und er verzerrt im Gesicht dabei aussah,
knallrot anlief, weil seine Lunge krank war und es der Anstrengung
kostete, zu lachen, da das Blut währenddessen in das Gesicht
schoss, wäre es das Beste für immer zu schweigen, sein
Gesicht nicht zu verzerren und es der Lunge zu erleichtern, sich
nicht anstrengen zu müssen und deswegen ewig der Traurige zu
bleiben, denn er wusste auch nicht, was mehr schmerzt, das
Tränenwasser selbst oder der Schmerz an sich oder dass das Leben
nur witzig sein wollte und die Erkenntnis darum, dass alles
miteinander irgendwie verbunden ist;

    und
so wurde aus der Nacht wieder ein Tag und der Tag reichte der Nacht
wiederum die Hand und das in einem steten Wechsel. Und in diesem
stetigen Fluss der Gezeiten hörte auch eines Tages der Fluss der
Tränen auf zu fließen.
    Bis
zu dem Tag, an dem ich Leila traf. Das war der Tag, der zum ersten
mal die Sonne wieder in mein Leben brachte, nachdem ich aufgehört
hatte zu weinen. Sie war so schön anzuschauen und so schüchtern
auf ihre Art und ich konnte mein Glück fast nicht glauben, als
sie meine Liebe erwiderte. Meine erste Liebe, mir dem braven
Briefträger sie erwiderte und gewöhnlichem Trinker und
Spieler aus der Stadt, meinen Kuss erwiderte und nach unserer ersten
gemeinsamen Nacht fragte ich sie, was ihr eigentlich an mir gefiele
und sie meinte, ich könne sie zum Lachen bringen und trage
Hoffnungen mit mir herum. Und ich hoffte daraufhin, sie niemals zu
enttäuschen und sie ein Leben lang zum Lachen bringen zu können.
Ich liebte meine Leila wundersam und ich bemühte mich wirklich
sie glücklich zu machen, aber der Teufel war stärker. Der
Teufel führte mich nach getaner Arbeit in die Kneipe rein und
spät am Morgen wieder heraus und so kam es, dass ich meine
Arbeit verlor und wir nichts mehr zu essen hatten. Leila machte mir
Vorwürfe und ich konnte Leila nicht mehr zum Lachen bringen und
hatte sie und mich als ihre große Hoffnung gnadenlos
enttäuscht. Das war der Anfang vom Ende. Zumindest war das mein
besonderer Anfang, die Menschen, um mich herum zu enttäuschen.
Ich wurde mir dieser Fähigkeit erstmals richtig bewusst. Und es
kostete mich unendlich Mühe dagegen anzukämpfen und es
abzustreiten. Sie tat mir unendlich leid, dass sie sich auf mich
eingelassen hatte, dass ich sich nicht mehr zum Lachen bringen konnte
und dass ich so wenig im Kopf hatte und kein Herz angeblich besaß.
Ich glaubte doch an den lieben Gott und dieser Gott liebte seine
Geschöpfe. Also hatte es einen Sinn mit mir, irgendwie und auf
irgend eine Art, redete ich mir selbst und mich tröstend ein.
Eines Tages packte mich Leila am Arm und schaute mich seltsam an.
Dann sagte sie zu mir, dass ich mich jetzt entscheiden müsste,
entweder ich hörte auf zu trinken oder aber sie würde mit
dem Kind im Bauch, für immer von mir gehen. Ab diesem Tag und
der freudigen Nachricht, dass wir ein Kind erwarten würden,
fasste ich keine Flasche mehr an. Es brannte in mir, ich spürte
den Teufel in mir, der mich in Kopf und Bauch stach, damit es mir
schrecklich weh dabei tat und er mich so zwingen wollte, nach einer
Flasche zu greifen, aber ich griff nicht nach ihr und überhaupt
nach keiner. Ich widerstand dem Schmerz und ich besiegte ihn. Ich
fand wieder Arbeit und unser Glück wurde komplett, durch unseren
Sohn Fjodor. Leila wurde noch schöner und ich verliebte mich
noch mehr in sie. Ich tat alles, was in meiner Macht stand, um Leila
zum Lachen zu bringen und für sie mitzusehen und unseren Fjodor
satt zu bekommen. Ich öffnete ihr die Tür und ich verhalf
ihr in den Mantel. Ich war ein Gentleman. Ich schaute keiner anderen
Frau nach und ich versuchte ihre Sehnsüchte und Wünsche an
ihren Augen abzulesen, bevor sie sie hätte aussprechen können.
Die Sonntage waren die schönsten Tage von der ganzen Woche. Als
ich noch ein Kind war, waren meine Sonntage geprägt von der
Hoffnung, dass eines Tages Mutter zu mir zurück kommen würde,
dass sie bei mir im Zimmer stehen und mir zuwinken würde, um sie
nach draußen zu begleiten. Aber mit den Jahren wandelte sich
die Freude und die Hoffnung der Sonntage in puren Hass und
Verachtung. Sie wandelten sich in einen Hass auf den Tag und

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