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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svetlana Sekulic
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in
Verachtung auf mich selbst und meiner Dümmlichkeit. Jetzt mit
meiner kleinen Familie hatte sich wiederum alles gewandelt. Ich lebte
und ich liebte mein Leben und dass nicht nur an einem Sonntag. Ich
freute mich mit Leila und mit unserem Kind spazieren gehen zu können,
danach in die warme Stube zurück zu kehren, mich in die Arme von
Leila zu begeben und im Kinderzimmer Fjodor´s Lachen zu hören.
Ich schaltete komplett all meine Sinne an, ich benützte meine
Stimme und sprach ihr Zärtlichkeiten ins Ohr, ich fing an ihr
zuzuhören und zu behalten, wenn es um ihre Wünsche ging,
ich sog kräftig durch die Nase und nahm all die Düfte aus
Küche und die Rosenmilch auf ihrer Haut auf und ich benützte
meine Hände nicht nur um Hoffnungen auszuteilen und zu
verwehren, sondern auch um über ihre Stirn zu fahren und
tatsächlich zu spüren, wie samten ihre Haut sich doch
anfühlte. Aber der Teufel kehrte zurück. Weder wusste ich,
wann genau er zurückkehrte, noch aus welchem Grund. Aber er
stand eines Tages da. Ich glaube, an diesem Tag hatte es heftig
geschneit, die Straßen waren überladen von dem vielen
weißen, kalten Schnee und mein Gehirn war überladen von
teuflischen Gedanken und mein bester Arbeitskollege bat mich, ihn
nach Hause zu begleiten. Ich stimme freudig zu, denn es war eine
Seltenheit, jemanden begleiten zu dürfen oder auch nur der Bitte
einer Zweisamkeit nachzukommen. Ich wusste um diese Seltenheit seit
meinen Kindertagen. Ein Niemand bat mich jemals irgendwohin
mitzukommen und so war ich überrascht und stimmte freudig zu. Es
bildeten sich schon immer Gruppen ihresgleichen. Die
Gruppenmitglieder spürten genau, wann ein Jemand zu ihnen passte
oder auch nicht. Jede Gruppe wusste das und praktizierte und bildete
sich dementsprechend. Ich konnte zu keiner Gruppe passen, ich musste
extremst seltsam sein. Wir kamen an eine neu eröffnete Kneipe
vorbei und ich ließ mich freudig überreden mit
einzukehren. So war der Teufel wieder in mir drin, er hatte sich
einen festen Platz in mir ausgemacht und ich glaube, er hat mich in
der Form meines besten Kollegen in diese Hölle begleitet und ich
hatte keine Kraft mich nicht begleiten zu lassen. Ich habe sodann
alles verloren, was mir lieb und wertvoll war. Ich konnte noch sehen,
aber das war nichts besonderes. Leila konnte nur mit einem Auge
sehen, aber sie sah mit dem Herzen viel mehr, als ich je hätte
erkennen können. Und du Leila bist gegangen oder auch, ich bin
aus der Kneipe nie wieder heraus gekommen, aber die Worte, die du nie
ausgesprochen hattest, während du bei mir warst, die werden auch
nicht bei deinem oder bei meinem Fortgehen erklingen. Alles bleibt
stumm und unausgesprochen, was niemals zwischen uns erklang und dein
Mund, dein Lächeln, als hätten sie niemals zu mir gehört,
sich niemals bewegt und mich niemals erreicht. Und ab diesem Moment
erkannte ich, dass Worte mir gänzlich suspekt waren. Sie
bedeuteten nicht das, was ich sie in Wahrheit zu bedeuten hätten,
blieben sie unausgesprochen. Ich spürte so vieles in mir, war
aber nicht fähig dieses in Worte zu kleiden. So kam nichts
heraus und es sah auch so aus, als würde ich nichts in mir
spüren, nur weil ich auf meiner Zunge nichts bilden konnte. Von
nun an, begann ich die Menschen zu hassen, die nur so mit Worten um
sich schmissen. Sie spuckten und kotzen und trällerten die Worte
nur aus sich heraus, als gäbe es nichts einfacheres auf dieser
Welt. Die Menschen, die so spucken konnten, die schlossen sich
zusammen und knallten mit ungeheuerlicher Lässigkeit die Worte
gegenseitig an den Kopf und blühten und lebten so richtig auf.
War ich zufällig zugegen, bekam ich nichts heraus, weil das
Gesagte von den anderen mir nicht die Möglichkeit ließen
irgendetwas herauszubekommen. Mir fiel nichts ein, und erst sehr viel
später fiel mir ein, was ich hätte erwidern können,
dann war es allerdings zu spät, weil kein Mensch, der mit Worten
jonglieren konnte in meiner Nähe war und ich sowieso einen Groll
auf jeden bekam, der seine Lippen bewegten. Ich blieb stumm und
fühlte mich überlegen, denn alles Gesagte war so unnötig
wie sonst etwas und bildete nur den einen Sinn, seine Unnötigkeit
und sein jämmerliches Dasein zum Ausdruck damit gebracht zu
haben. Wie gerne würde ich die Zeit zurückdrehen und dir
antworten, als du mir eine Frage gestellt hattest, aber ich stumm
geblieben bin. Vielleicht aus Trotz oder einfach aus Dummheit. Ich
bekam Angst vor deiner Schönheit, vor deinem

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