Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)
manchen Tagen
wusste er nicht einmal, ob er das, was er glaubte zu wissen,
tatsächlich wusste oder sich alles nur einbildete und demnächst
in der Irrenanstalt landen würde. Er hatte Angst, dass die
anderen, vor ihm dies erkennen würden. Und so wurde er zu einem
gejagten Tier, einem verfolgten Ungeheuer. Verfolgt und gejagt von
seinen eigenen Ängsten. Aber er wollte nicht in der Irrenanstalt
landen, obwohl er diese Anstalt kannte, obwohl er dort seine Leila
kennengelernt hatte. Es war ihm eigentümlich zumute bei diesem
G edanken. Es war zwar auch nicht seine Welt hier draußen, aber
noch weniger in dieser Anstalt drinnen. Die anderen sollten dies
nicht vor ihm erkennen, deswegen wich er ihren Blicken aus und
richtete seinen Blick auf den Erdboden, in der Hoffnung nicht erkannt
zu werden. In solchen Momenten sprach er oft ein kleines Gebet zu
Gott, dass alles gut werden solle, zumindest nicht noch schlimmer.
Und während er zu Gott sprach, dachte er daran, dass es schon
der Wahnsinn ist, zu wissen, dass das Leben auch den Tod beinhaltete.
Dass die Menschen alle zur Hälfte bereits Geister sind, da sie
den Tod mit sich tragen und nur darauf warteten oder auch nicht
darauf warteten und es verdrängten, sich eines Tages dem Tod zu
widmen, ihm die Hand zu reichen, freiwillig oder auch widerwillig, um
dem Leben für immer adieu zu sagen.
Aber
oft dachte ich an Babu, wie sie es nicht immer leicht hatte in ihrem
Leben, aber stets bemüht war, ihr Bestes zu geben. Deswegen
stand sie auch eines Tages in einem Büro, um sich dort
vorzustellen und nahm an dem Telefongespräch ihres zukünftigen
Arbeitgebers teil, weil sie angeklopft hatte, aber nicht so recht
verstand, was der Mann hinter der Tür ihr antwortete und
eintrat, ohne bemerkt zu werden. Sie vernahm, dass der dicke Mann
hinter dem Schreibtisch dem Telefon versicherte, dass alles sofort
erledigt sein würde, genau so wie der Herr es wünsche und
kurze Fristen generell kein Problem seien, denn er selbst werde die
Sache in die Hand nehmen und die Delegation selbstverständlich
wird in höchstem Grade glänzen und strahlen und meine
Hochachtung der Herr und Babu konnte dem Gespräch nicht mehr
folgen, da es jetzt zu viel an Informationen für sie wurde. Der
Hörer landete auf dem Telefon des Herrn Shnarozki, denn Herr
Shnarozki war ein gestresster Abteilungsleiter der Firma Fensterbau
Scheibla und Co, eines der größten Fensterlieferanten im
nördlichsten Teil von Moskau und er war von Geburt an
Linkshänder. Nicht das dies von sonderlichem Belang gewesen wäre
in Bezug auf seine Tätigkeit eines gestressten Abteilungsleiter
der Firma Scheibla und Co und doch nicht ganz unbedeutend
hinsichtlich dessen. Babu stand immer noch an der Tür. Herr
Shnarozki schaute zwar in ihre Richtung, muss sie aber nicht wirklich
wahrgenommen haben, denn er drückte erneut das Telefon und nahm
Verbindung diesmal zu seiner Sekretärin Frau Brilla auf. `Frau
Brilla, es ist ein Notfall eingekehrt. Treffen sie Vorkehrungen, dass
das Gebäude blitzt und blinkt. Egal mit wie vielen Personen, sei
es mit der gesamten Putzmannschaft von ganz Sankt Petersburg. Die
Fenster müssen so glänzen, dass keiner bemerkt, dass
Fenster überhaupt dran sind, haben sie das verstanden?` Babu
wusste jetzt nicht so recht, ob diese Frau Brilla das verstanden
hatte, aber sie bemerkte, dass sie hier gebraucht und eine Arbeit
hier finden könnte. Babu trat einen Schritt zurück, um
wieder hinter der Tür stehen zu können und klopfte jetzt
energischer an. Zumindest blickte Herr Shnarozki von seinem
Schreibtisch hoch, sagte aber wieder nichts dazu. Babu trat nun ein,
weil sie einen Hunger verspürte und endlich Nägel mit
Köpfen machen wollte, da sie noch auf den Markt zu gehen und zu
Hause zu kochen hatte. `Hallo, ich suche Arbeit`. Herr Shnarozki
drückte auf einen Apparat und sprach mit diesem auf seinem
großen Tisch, `Frau Brilla, das ging flott, ja so von dieser
Sorte brauche ich noch ungefähr zehn weitere Putzweiber. Statten
sie diese mit dem notwendigen Putzmaterial aus und verteilen sie
diese auf sämtlichen Etagen, auf gehts`. Frau Brilla konnte
nicht ganz verstehen, war aber unverzüglich und sofort zur
Stelle und stand plötzlich hinter Babu. `Kommen sie bitte mit`.
Babu kam mit, da der Herr vor ihr nichts mit ihr sprach und auch
sonst keine Anstalten machte, jemals mit ihr irgend etwas zu sprechen
haben würde. Babu folgte der Dame vor ihr hinab in den Keller.
Dort bekam sie einen Putzwagen,
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