Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
und die Chefs wären jederzeit dabei, wenn etwas diese Art von Auferstehung versprach und Emorys Arbeit dem Zugriff des Verteidigungsamtes unterstellte.
    Das Verteidigungsamt nahm eine Menge Projekte unter seine Fittiche. Einige waren unübersehbare Fehlschläge. Jene, die funktionierten - zahlten sich aus für den ganzen Rest.
     
    IX
     
    Ständig schritten Leute an der Tür vorbei. Mehr als üblich. Stimmen waren zu hören. Einige glaubte Justin zu kennen; jemand war draußen vor der Tür stehengeblieben. Eine Gruppe von Leuten redete.
    Bitte, dachte er. Bitte. Jemand soll hier stehenbleiben. Er hoffte einen Moment lang; und fürchtete sich. Während er auf der Schlafmatte saß, die das ganze Mobiliar in dem Zimmer ausmachte, horchte er. In der Höhlung seiner verschränkten Beine preßte er seine Hände zusammen.
    »Rufen Sie Ari«, sagte er immer wieder jedem, der mit ihm zu tun hatte. »Sagen Sie ihr, ich will mit ihr sprechen.«
    Aber sie waren Azis. Sie hatten keine Befugnis, sich über ihren Aufseher hinwegzusetzen. Und so oft er auch fragte, der Aufseher kam nie.
    Er befand sich in einer selbstmordsicheren Zelle mit gepolsterten Wänden und Türen, nur einem Waschbecken und der Toilette und der Schlaf matte. Das Licht brannte immer.
    Das Essen kam ohne Besteck in wasserlöslicher Umhüllung, die etwas fester als Toilettenpapier war. Sie hatten ihm seine Kleidung genommen und nur einen Krankenhauspyjama gelassen, der aus weißem Papier bestand. Sie hatten ihm keine Fragen mehr gestellt. Sie hatten nicht wieder mit ihm geredet. Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, und sein Schlaf litt unter seinen Depressionen und dem Fehlen von Hinweisen auf das Licht und die Aktivitäten draußen. Und dann diese Flashbacks, ebenso verführerisch wie zerstörerisch. Er kämpfte dagegen an, daß sie ihn in der Isolation in den Griff bekamen. Er kämpfte gegen sie an, selbst wenn sie ein Trost gewesen wären.
    Nicht mich, dachte er die ganze Zeit und hielt sich wach, um nicht zu träumen. Ich will das nicht. Ich gehöre ihr nicht. Ich werde nicht ihre Gedanken denken.
    Ari hielt ihn als Geisel fest, überlegte er. Sie hielt ihn und vielleicht Grant fest, weil Jordan gedroht hatte, sich mit Anklagen ans Amt zu wenden. Vielleicht hatte sie Jordan auch eingesperrt. Vielleicht konnte Jordan ihm überhaupt nicht helfen. Aber in jedem Fall - die Polizei würde kommen. Und sie hatten ihn nicht wieder mit einer Psychosonde untersucht; sie konnte die Psychosonde bei Jordan nicht anwenden.
    Es war Grant, der verwundbar war. Sie würden Grant gegen Jordan einsetzen - und ihn auch. Daran hatte er keinen Zweifel.
    Er hoffte, daß die Polizei kommen würde. Das Amt für Innere Angelegenheiten. Das Wissenschaftsamt. Irgendwer.
    Er hoffte, bei dem leisen Aufruhr draußen handele es sich darum.
    Aber das hatte er - jedesmal gehofft.
    Grant hätte darauf gewartet, daß er zurückkäme; aber statt dessen war es der Sicherheitsdienst, der immer wieder zu ihm hereinkam und ihn für noch mehr Fragen hinauszerrte ...
    Er hörte das elektronische Schloß ticken. Die Tür öffnete sich.
    »Ser Nye möchte mit Ihnen sprechen«, sagte einer der zwei Azis; beide vom Sicherheitsdienst. »Bitte kommen Sie.«
    Er stand auf. Seine Knie wurden weich. Er ging hinaus ins Licht und wußte, daß ihm eine weitere Sitzung unter Einfluß der Psychosonde bevorstand; aber wenigstens würde er die Gelegenheit bekommen, etwas zu Giraud zu sagen, wenigstens würde er Zeit für ein paar Worte haben, ehe sie ihn unter die Droge setzten.
    Daß sie ihn einfach freigehen ließen, war das letzte, auf das er vorbereitet war. Er fühlte sich benommen, seine Knie schmerzten und zitterten, so daß er kaum die Richtung halten konnte.
    Wieder ein Band-Flashback. Und Florian ...
    Durch den Flur in das kahle kleine Verhörzimmer, das er schon kannte. Er erreichte die offene Tür und hielt inne, verwirrt und gelähmt von der Feststellung, daß nicht Giraud Nye an dem Tisch saß. Es war ein untersetzter, rundgesichtiger Mann, den sein Geist eine fassungslose Sekunde lang in Girauds hagere Gestalt verwandeln wollte.
    Nicht Giraud.
    Denys Nye, der mit einem gequälten Blick von seinem Stuhl aufstand.
    »Wo ist Grant?« verlangte Justin zu wissen. »Wo ist mein Vater? Was geht hier vor?« Seine Stimme stellte ihn bloß. Seine Beine zitterten, als er den schmalen Tisch erreichte und sich darauf stützte, um Denys ins Gesicht zu sehen. »Ich habe das Recht, mit meiner Familie zu

Weitere Kostenlose Bücher