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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ich, ich selbst, für mich. Wenn ich nicht dieselbe bin wie sie. Wenn es ein ich gibt. Wenn es überhaupt je ein ich gegeben hat, das nicht Ari war. Oder wenn sie nicht ich ist.
    Wenn ich sie war, wie alt wäre ich dann? Einhundertfünfzig und zwölf, also einhundertzweiundsechzig. Das wäre älter als Jane, nein, sie wurde geboren - Jane war ein Teenager, sie war hundertzweiundvierzig, als sie starb, und sie hielt die erste Ari im Arm, als sie ein Baby war, wenn ich also zwölf bin und Jane hundertvierunddreißig war, als sie meine Mama wurde - und wenn Onkel Denys recht hat und ich auf dem Papier schon an dem Tag geplant wurde, nachdem Ari gestorben war ...
    Es hat vielleicht länger gedauert als mit dem Füllen. Und dazu waren Tonnen von Papierkram erforderlich. Und ich bin keine Azi, ich stamme von keinem kommerziellen Genset ab, also geht das nicht so schnell. Also sagen wir ein Jahr, und dann neun, zehn Monate, und aus all dem geht hervor, daß Ari - etwa hundertzwanzig alt war.
    Man kann länger leben. Ich frage mich, ob ich auch in diesem Alter sterben werde. Ich würde gern wissen, woran sie gestorben ist.
    Die Rejuvenilisierung reicht normalerweise bis hundertvierzig, wenn man früh genug angefangen hat, und sie war schön, sie war sogar im Alter schön, deshalb hat sie ganz bestimmt früh angefangen ...
    Das ist ziemlich deprimierend. Besser nicht dran denken. Es ist furchtbar, wenn man weiß, wann man sterben wird.
    Es ist furchtbar, vorher schon zu wissen, was auf einen zukommt. Ich will die Sachen in den Akten nicht lesen. Ich will's nicht wissen!
    Dabei ist es wirklich dumm, es nicht wissen zu wollen.
    Es gab einmal einen Mann, der in die Zukunft sehen konnte. Er versuchte seine zu ändern. Aber was er daraus machte, war seine Zukunft.
    Das war seine Zukunft.
    Es hat also keinen Zweck, sie ändern zu wollen. Denn dann weicht man von dem ab, was die Basis will, und man wird eingefroren, eingesperrt, hat keinen Zugriff mehr.
    Ich muß unbedingt gehorsam sein. Ich muß alles tun, was sie verlangen, und erst wenn ich erwachsen bin, kann ich sie richtig drankriegen.
    Verdammt. Ari sagte, daß sie genau das von mir erwartet.
    Wie entkomme ich ihr bloß?
    Kann ich ihr überhaupt entkommen - und immer noch ich selbst sein?
     
    II
     
    Sie war sehr darum bemüht, sich zu beeilen, als der Automatische Haushälter sie weckte, schnell zu duschen, sich das Frühstück hineinzuschaufeln - Florian und Catlin bereiteten es zu: Die Eier wurden zu hart, und der Kakao war klumpig, aber es war etwas zum Essen, und sie schluckte es hinunter und machte sich auf zum Unterricht... Florian und Catlin mußten aufräumen und dann auf die Lieferungen von der Verwaltung warten, sie durchsehen und ihre Sachen in ihren Zimmern installieren; und in der Wohnung bleiben, um alle Funktionsstörungen zu beseitigen, sobald die Verwaltung die Batterien für einige der Geräte brachten, die dem ersten Florian gehört hatten. Die beiden hatten jedenfalls eine Entschuldigung, heute den Unterricht zu verpassen. Ari nicht, und heute morgen konnte sie keinen Abstecher zum Fischteich machen: Sie mußte in der Apotheke vorbei, und sie wollte auf die Minute Dr. Edwards Büro betreten.
    Dr. Edwards war sehr erleichtert, sie zu sehen: Er gab ihr das ohne ein Wort zu verstehen; und war während des Unterrichts ungewöhnlich nachsichtig mit ihr - sie bemerkte es, blickte seitwärts auf und bedachte ihn mit ihrem ungezogensten Grinsen. »Ich nehme an, Onkel Denys hat Ihnen gesagt, was gestern abend passiert ist.«
    Oh, darüber wollte er nicht reden. »So ungefähr. Du weißt, daß er sich Sorgen gemacht hat.«
    »Sagen Sie ihm, ich war rechtzeitig da, und wir haben in der Küche nichts anbrennen lassen.«
    »Ich werd's ihm ausrichten. Willst du's ihm denn nicht selber sagen?«
    »Nein«, sagte sie fröhlich und wandte sich wieder ihren Froscheiern zu.
    Sie strengte beim Design richtig den Kopf an, arbeitete, ohne Blödsinn zu machen, riß zwei Lektionen herunter und hatte sogar Spaß daran: Sie brachte Dr. Dietrich dazu, ihr ein komplettes Handbuch über einen der Deltas im Verwaltungs-Management zu geben, damit sie ein Gesamtbild von einem Design hatte, denn so lernte sie gern, eine Vorstellung davon bekam, wie das ganze Ding aussah, damit die Teile auch einen Sinn ergaben.
    Eigentlich wollte sie ein Alpha-Set, aber Dr. Dietrich sagte, es sei besser, eine verbreitetere Sorte kennenzulernen, bevor sie zu den exotischeren Fällen überging. Das schien

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