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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Serie von Untersuchungen abhängt, die dieses Programm durchführen wird. Ich habe Angst um deine seelische Gesundheit, wenn du das Programm in dieser Hinsicht irrezuführen versuchst: Du könntest ein Experte dafür werden, Tests zu analysieren und zu raten, welche Antworten dir mehr Informationen zugänglich machen, deshalb möchte ich dich bitten, meinem reifen Urteil darüber zu vertrauen, indem du daran denkst, daß ich dies aus der Perspektive einer Frau schreibe, die dich aus einem Blickwinkel wie niemand sonst kennt - selbst wenn du weißt, wie man das Programm austrickst, antworte völlig aufrichtig. Wenn ein Notfall eintritt und du unbedingt an diese Information herankommen mußt, sollten deine Fähigkeiten es dir ermöglichen, den Test zu belügen und zu bekommen, was du brauchst; aber behalte zwei Dinge im Kopf: Erstens ist dieses Programm, wie ich dir schon einmal erklärt habe, in der Lage, Reseune vor Mißbrauch zu schützen, und bestimmte Verhaltensweisen, selbst wenn sie nur gespielt sind, könnten Verteidigungsmaßnahmen auslösen; wenn du eine Verbrecherin bist, heißt das natürlich, daß du mit einer Lüge das Gegenteil bewirken kannst, aber dein Psychoprofil enthält gegenwärtig keinen Hinweis darauf, sonst würdest du diese Information nicht gleich bekommen. Zweitens werde ich keinen Teil meiner Arbeitsnotizen zurückhalten, und du wirst in diesen verborgenen Teilen nichts finden, was du aus anderen als persönlichen Gründen brauchen wirst.
    Zuletzt möchte ich dich an eines erinnern: Ich bin seit langem tot und kann nicht mehr schockiert werden. Das Programm wird eine direkte Verbindung zwischen deinen Phantasien und deinen realen Handlungen ziehen, wie sie den Hausaufzeichnungen zu entnehmen sind. Sei zu dem Programm völlig aufrichtig. Du wirst merken, daß gelegentlich neue Fragen auftreten, wenn deine Handlungen im Haus oder dein chronologisches Alter einen neuen Aspekt des Tests aktivieren. Lüge niemals, selbst wenn du den Verdacht hast, daß die Wahrheit das Programm zu einer Reaktion veranlassen könnte. Es ist entworfen worden, um Lügen, Täuschungen, Ausflüchte und verschiedene andere Umstände aufzudecken, aber dann wüßte ich, daß ich es mit einer sehr cleveren Person zu tun habe - mit meinen Antrieben, wenn ich mich nicht irre.
    Ich muß dir sagen, daß ich in meinem Leben für Todesfälle verantwortlich war und anderen Menschen weh getan habe. Ich darf dir eine schreckliche Sache nicht verschweigen: daß ich eine gewisse Neigung zum Sadismus habe, die ich unter Kontrolle zu bringen versuche. Selbstanalysen sind immer eine Falle, und um dieses Programm zu schreiben, mußte ich mehr davon durchführen, als mir lieb war. Ich muß gestehen, daß meine sexuellen Begegnungen mit ZIVs von meiner Pubertät an unbefriedigend waren; daß sie unvermeidlich zu beruflichen Zwistigkeiten führten und einige wertvolle Freundschaften beendeten; daß die Ereignisse in meiner Kindheit, so unheimlich sie teilweise auch waren, mehr zu meinem Gefühl für Unabhängigkeit und meinem Sinn für Verantwortung gegenüber anderen beigetragen haben. Daß mein Onkel grausam zu mir war und meine häusliche Umgebung mir Mitgefühl lehrte.
    Daß dieses Mitgefühl mich aber für andere verwundbar machte, für alle ZIVs, deren Egos meine Unabhängigkeit und meinen Intellekt nicht akzeptieren konnten, brachte mir viel Leid ein; ich verliebte mich, schlicht gesagt, etwa ebensooft wie jeder gewöhnliche Mensch. Ich gab alles, was ich hatte. Und ich erntete Ressentiments. Puren Haß. Ich habe mich bemüht, nicht auf anderen herumzutrampeln, weiß Gott. Aber meine bloße Existenz forderte andere Menschen heraus, und ich reizte alle soweit, daß sie sich nicht mehr beherrschen konnten. Nichts, was ich tun konnte, war richtig. Alles, was ich tat, verletzte ihren Stolz.
    Meine Azis kamen zwar mit mir aus, so wie deine mit dir. Aber ich fühlte mich grundlegend von meinesgleichen isoliert, hatte das Gefühl, daß es Gebiete des menschlichen Lebens gab, die mir nie ganz zugänglich oder verständlich waren - in persönlicher Hinsicht, ganz unabhängig von meiner Brillanz oder meinen Fähigkeiten. Sich dies klarzumachen, ist sehr schmerzvoll - wenn man neunzehn ist.
    Aus diesem Schmerz erwuchs Zorn; und dieser Zorn half mir zu überleben und schöpferisch zu sein: Das trieb mich zu einem anderen Aspekt meines Ich, meinen Studien des menschlichen Denkens und Fuhlens - forderte kurz gesagt alle meine Fähigkeiten, was

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