Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
ältesten Baby gut ging.
    Daß ihr ältestes Baby - jemand wie sie war ... das würde Nelly kaum verstehen können.
    Nur daß Nelly noch mal ihren Kragen richtete, bevor sie sich trennten, blieb ihr. Es hinterließ einen kleinen Kloß in ihrer Kehle, und sie fühlte sich auf dem ganzen Weg durch den Flur noch warm.
    Sie ging hinaus auf den Friedhof, wo auf einem kleinen Schild ›Jane Strassen, 2272-2414‹ stand. Dort saß sie lange Zeit.
    »Ich weiß, warum du nicht geschrieben hast«, sagte sie zu niemandem, weil Mama in die Sonne befördert worden war, so wie Ari Emory. »Ich weiß, daß du mich geliebt hast. Ich wünschte, Ollie würde schreiben. Aber ich kann mir vorstellen, warum er's nicht tut - und ich habe Angst, ihm zu schreiben, weil er zuviel über Menschen weiß, die mir soviel wert sind wie er. Ich habe heute Nelly gesehen. Sie ist glücklich. Sie hat so viele Babies, auf die sie aufpassen muß - aber sie macht sich keine Gedanken darüber, was aus ihnen werden wird, nur daß sie Babies sind, das ist alles. Sie ist wirklich lieb - auf eine Art, wie es nur wenige Leute sind. Ich weiß, warum du versucht hast, mich von Justin fernzuhalten. Aber wir sind Freunde geworden, Mama. Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich ihn sah. Das ist das früheste, woran ich mich erinnern kann - als wir durch den Saal gingen und Ollie mich trug. Und die Punsch-Schale, und Justin und Grant am anderen Ende des Raums; und ich. Ich erinnere mich noch daran. Ich erinnere mich auch noch an Valerys Party danach. Es geht mir gut, Mama. Ich bin in jeder Hinsicht so geworden, wie du das gewollt hast. Ich wünschte, es gäbe etwas, das du mir hinterlassen hast, so wie es Ari senior tat. Denn ich würde gern so viele Dinge wissen. Meistens geht's mir gut. Ich dachte mir, du würdest das gern wissen.«
    Was dumm war. Natürlich wußte Mama nichts. Sie brachte sich nur selbst zum Weinen und saß dort lange Zeit auf der Bank, und erinnerte sich daran, wie sie den Arm gebrochen hatte, an Tante Victoria, an Novgorod und Giraud, und an alles, was geschehen war.
    Sie war einsam. Das war ihr Problem. Florian und Catlin konnten nicht verstehen, wie sie das Fließen empfand, und wenn es so schlimm wurde, wie jetzt gerade, wünschte sie sich immer, daß Mama da wäre, um zu sagen: Verdammt, Ari, was, zum Teufel, ist mit dir los?
    »Meistens bin ich einsam, Mama. Florian ist gut. Aber er ist nicht wie Ollie. Er gehört vor allem zu Catlin. Und ich darf mich da nicht einmischen.
    Ich wünschte, man würde mir auch einen Ollie machen. Jemanden, der nur mir gehört. Aber wenn es jemanden gäbe, würde Florian eifersüchtig auf ihn sein, nicht weil er auch ein ZIV und mir so nahe ist - aus keinem Grund, warum ZIVs eifersüchtig sind.
    Ich bin nicht ganz wie Ari senior. Ich habe mich, was Sex angeht, sehr viel vernünftiger verhalten. Ich hab's mir nicht mit meinen Freunden verdorben. Dafür haben sie's sich untereinander verdorben. 'Stasi spricht nicht mit Amy. Wegen Stef Dietrich. Und Sam ist verletzt. Und Maddy einfach angewidert. Ich verabscheue das.
    Und ich gehe so im Flux auf, daß ich sterben könnte. Ich will Florian, und ich weiß, daß es klug ist, sich auf ihn zu verlassen. Aber ich spüre, daß es etwas in mir gibt, was einfach - die ganze Zeit allein ist.
    Aber es ist mir unangenehm, darüber nachzudenken, denn Florian hilft diesem Gefühl der Einsamkeit nicht ab. Wenn ich mit ihm zusammen bin, ist mir nur für eine gewisse Zeit wohler. Und selbst während ich's tue, weißt du, ist manchmal alles in Ordnung, und manchmal habe ich das Gefühl, ganz allein zu sein. Er kennt nicht alle meine Probleme, aber er gibt sich Mühe, und er verweigert sich mir nie. Manchmal muß ich selbst an seiner Stelle nein sagen. Ich muß immer vorsichtig sein. Das ist das Schwierige.
    Es ist, als ob man durch den Raum treibt, Mama. In Lichtjahren Umkreis ist nichts um mich. Es gibt Zeiten, da ist mir Florian lieber als jeder andere, weil mich niemand so versteht wie er, wenn ich niedergeschlagen bin oder Angst habe. Aber einem Teil von mir kann er einfach nicht helfen, das ist das Problem. Und ich glaube, er weiß es.
    Das ist das Furchtbare. Er fängt an, sich Sorgen um mich zu machen. Als sei es seine Schuld. Und ich weiß selbst nicht, warum ich ihm das antue. Ich bin so wütend auf mich selbst. Ari hat erzählt, wie Florian weh getan wurde - ihrem Florian. Und das hat mich furchtbar erschreckt, Mama. Ich möchte das auf keinen Fall. Aber ich tue es,

Weitere Kostenlose Bücher