Geklont
einsam in dem Apartment ohne Grant. Es gab reichlich Grund zur Sorge, aber Justin schwor sich, nicht vier Tage ununterbrochen auf diese Weise zu verbringen.
Deshalb las er ein wenig, sah sich eine Weile ein Band an, nur eine seichte U-Dosis, ein Stück Schaum aus der Bibliothek. Und las wieder. Ari hatte ihm ein Vorausexemplar von Emorys IN PRINCIPIO geschenkt, dem ersten Teil einer dreibändigen kommentierten Ausgabe von Emorys archivierten Notizen, die das Wissenschaftsamt in Zusammenarbeit mit dem Informationsamt herausbrachte, und die sich inzwischen so schnell verkaufte, wie die Druckerpressen sie in der Cyteen-Edition produzieren konnte, und die bereits auf Schiffen unterwegs war, die enorme Preise dafür geboten hatten; ein Informationspaket, das für verschiedene Stationen bestimmt war, die für die Lizenzen bezahlen würden, um Printouts und elektronische Reproduktionen an ihre eigene Bevölkerung und weitere Rechte an Schiffe zu verkaufen, deren Ziele noch entfernter lagen.
Möglicherweise, sehr wahrscheinlich sogar an die Erde.
Während Reseune in erstaunlichem Ausmaß Kredit gewährte.
Jede Bibliothek wollte einige Exemplare. Wissenschaftler desselben Fachgebiets ohnehin. Auf dem allgemeinen Markt traf die Ausgabe aber auf eine Nachfrage, die man nur hysterisch nennen könnte: und das bei einem eigentlich extrem schwer verständlichen Band mit Schaubildern, Illustrationen und derart ausführlichen Anmerkungen, daß Emorys Text nur etwa drei Zeilen pro Seite ausmachte und der Rest aus Kommentaren bestand, die unter anderem er und Grant verfaßt hatten: Er verbarg sich hinter dem Kürzel JW und Grant hinter GALX; YS war Yanni Schwartz; und WP Wendeil Peterson; und AE2 war Ari, die den Originaltext aus den Archiven kopiert und einige der dunkelsten Passagen mit Quellenangaben versehen hatte. DN war Denys Nye, GN Giraud, JE John Edwards und PI Petros Ivanov, neben zahllosen Technikern und Assistenten, die bei der Zusammenstellung und Bearbeitung geholfen hatten - jeder Abteilungsleiter und Administrator hatte das Material seines eigenen Personals zu lesen und zu prüfen.
›Dr. Justin Warrick‹ stand in deutlich lesbaren Buchstaben auf der Liste der Mitarbeiter. Was er insgeheim, wie ein kleines Kind, immer wieder las, um es bestätigt zu finden. Grant listeten sie als Grant ALX Warrick, E.P. auf, also emeritius psychologiae, womit ein Azi bezeichnet wurde, dem ein Doktortitel in Psychologie zustand, den er auch automatisch verliehen bekommen würde, wenn er ein ZIV wurde. Es erfreute Grant mehr, als er erkennen lassen wollte.
Eine ZIV-Dummheit, hatte er gesagt. Meinen Patienten ist das sicher gleichgültig.
Aber es stand dort schwarz auf weiß. Und inzwischen kaufte die breitere Öffentlichkeit die Ausgabe in solchen Massen, daß bei den Buchhändlern lange Wartelisten geführt wurden - das Amt hatte mit einem großen Interesse der Bibliotheken gerechnet, sich aber nie vorgestellt, daß durchschnittliche Bürger sie kaufen würden, und war offensichtlich verblüfft, daß sie sich bei einem Subskriptionspreis von 250 Credits pro Band in solcher Stückzahl verkaufte - bis ein peinlich berührtes Informationsamt auf der Grundlage von Vorbestellungen den Preis auf 120 und schließlich auf 75 senkte; und das löste eine wahre Sintflut von Bestellungen aus. Außer an die Bibliotheken wurden erstaunlich wenig Fiche- oder Bandausgaben verkauft: Die echten, auf dauerhaftem Papier gedruckten Bücher galten als Statussymbole, denn mit einem Mikrofilm konnte man schwerlich seine Nachbarn neidisch machen.
Die junge Ari gab zu erkennen, daß der phänomenale Erfolg sie völlig verblüffte.
Die Leute wissen, hatte Justin ihr erklärt, daß deine Vorgängerin ungeheuer wichtige Dinge gemacht hat. Sie wissen aber nicht, was das war. Sie können mit Sicherheit nichts mit den Notizen anfangen. Aber sie haben das Gefühl, sie müßten sie verstehen. Weißt du, was du machen solltest? Einen Band deiner eigenen Notizen herausgeben: deine eigenen Beobachtungen bei der Herausgabe dieser Bände. Mit den Dingen, die du von deiner Vorgängerin gelernt hast. Frage doch, ob das IA an den Rechten daran interessiert ist.
Es überraschte niemanden, daß die Information die Gelegenheit beim Schopfe faßte.
Und nun rang Ari darum, ihre eigenen Notizen in druckreife Form zu bringen. »Meinst du, ich könnte...«, fragte sie ihn oft, und manchmal plapperte sie nur drauflos - über die verborgenen Notizen, über Dinge, die so
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