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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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voller Enthüllungen waren wie die Bücher, bei denen er ein Jahr geholfen hatte, sie mit Anmerkungen zu versehen, die wenigstens das Nötigste über die zugrundeliegenden Prinzipien erklärten.
    Ari hatte ein Exemplar von IN PRINCIPIO an Jordan geschickt.
    »Weil dein Name drinsteht«, hatte sie Justin erklärt. »Und Grants.«
    »Wenn's durchkommt«, hatte er erwidert. »Dem Sicherheitsdienst in Planys gefällt's vielleicht nicht. Ganz zu schweigen vom Zoll.«
    »Na gut«, hatte sie gesagt. »Dann schicke ich's eben mit dem Sicherheitsdienst. Sollen die sich doch damit herumärgern.«
    Sie kam oft auf so gute Ideen. In den anderthalb Jahren in ihrem Flügel hatte sie jedes Versprechen einhalten können, das sie machte, ihm und Grant einen Sekretär besorgt, den Druck von ihnen genommen ...
    Wenn etwas schiefgirig oder ein Fehler auftrat, hing Florian ganz schnell am Telephon; und wenn Florian das Problem nicht beseitigen konnte, sagte er immer: »Warten Sie, Ser, die Sera wird das regeln«,,worauf Ari an der Strippe hing, denn sie hatte eine Technik entwickelt, rasch zwischen Sprüchen wie Da ist wohl jemandem ein Irrtum unterlaufen und einem plötzlichen Wutausbruch zu wechseln, vor dem sich die Abteilungsleiter bald hüteten. Vielleicht fürchteten sie, Ari mochte sich später an derartige Vorfälle erinnern. Vielleicht - Justin nahm es an - lag es daran, daß diese Stimme am Anfang so weich klingen und dann eine kontrollierte tiefe Resonanz annehmen konnte, die für ihr Alter ungewöhnlich war, um schließlich in einem Sprung ein Volumen anzunehmen, das die Nerven zum Erzittern brachte: zumindest seine, und das auf eine Weise, die Erinnerungen zutage förderte. Ihm gegenüber erhob sie die Stimme aber nie, sie drängte ihn zu nichts, sagte immer bitte und danke - bis er merkte, daß er wirklich in einen sicheren  Zirkel aufgenommen worden war und sogar Gefallen daran fand, wo er arbeitete - trotz einer leichten, nagenden Furcht, daß er seinen gesunden Argwohn einbüßte, sich zuwenig Sorgen machte, zuwenig verteidigungsbereit war und zu sehr auf Aris Versprechungen baute ...
    Du Idiot, sagte er sich.
    Aber er wurde des Kämpfens so müde und glaubte, eine Situation erreicht zu haben, in der er eine Weile Luft holen konnte, die ihm endlich einmal wirkliche Sicherheit brachte, selbst wenn damit künftige Schwierigkeiten verbunden waren ... später machte ihm das nichts aus.
    Ari war sich wohl bewußt, was in ihrem Flügel ein- und ausging, wachte e if e rsüchtig üb e r di e Zeit ihres Personals - ihre Aufmerksamkeit für Kleingeld und Minuten war, weiß Gott, ein lebendes Echo von Jane Strassen; so daß sie, abgesehen von den Kommentaren, von denen Justin und Grant insgesamt hundertzwanzig Seiten verfaßt hatten, was auf drei Monate intensive Arbeit hinauslief, nur Design-Arbeit für ihren eigenen Flügel akzeptierte, nur Fehlersuchen, nachdem andere die groben Arbeiten erledigt hatten, und derlei ging, Gott sei Dank, immer gleich an die untergeordneten Ebenen zurück, nachdem Justin oder Grant Angaben zur Ausbesserung gemacht hatten, wurde dann nicht mehr angenommen, und Sprüche wie: »Würden Sie's nicht gern machen?« oder: »Aber wir dachten, Sie könnten das erledigen, wir hängen zurück.« wurden abgeschmettert.
    So kritisierte er Aris Arbeit, beantwortete ihre Fragen, erledigte die wenigen Reparaturen, die ihr Flügel übernahm, und hatte den Großteil seiner Zeit frei, um sich eigenen Projekten zu widmen - ebenso wie Grant, der sich mit Studien über die Anwendung der endokrinen Matrix-Theorie auf Azi-Bänder beschäftigte, und er würde eine Gelegenheit bekommen, sich darüber mit Jordan zu unterhalten - worauf er sich sehr freute.
    Alles in allem waren sie so glücklich wie seit langem nicht mehr; und es gab nichts Unangenehmeres, als so wie er  mitten in der Nacht aus Alpträumen aufzuwachen, an die er sich nicht erinnern konnte.
    Oder manchmal mitten in der Arbeit oder auf dem Heimweg oder wo auch sonst innezuhalten, von sekundenlanger Panik übermannt, aus keinem erkennbaren Grund außer der Furcht, daß der Boden unter seinen Füßen unsicher sei, er selbst ein Idiot, und Furcht, weil er nicht die Wahl hatte, irgendwo anders zu sein.
    Vielleicht auch der Furcht, daß er nicht gewonnen hatte; daß er durch die Entscheidungen, die er getroffen hatte, sogar verloren hatte und es nur ein paar Jahre dauern würde, bis ihm das klar wurde.
    Aber all das, versicherte er sich immer wieder, entsprang

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