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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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einem neurotischen, zwanghaften Gemütszustand, gegen den er sich wehrte, den er niederzukämpfen versuchte, wenn er in Erscheinung trat. Aber er wollte kein Band deswegen nehmen; nicht einmal von Grant einen geringfügigen, aber beruhigenden posthypnotischen Eingriff an sich vornehmen lassen - weil er das auch fürchtete.
    Idiot, schalt er sich, verärgert über die Richtung, die seine Gedanken zuweilen einschlugen, schob ein Lesezeichen in das Buch und legte es beiseite.
    Emory als Bettlektüre.
    Vielleicht lag es an dem Umstand, daß er diese Stimme noch immer hören konnte, die exakte Modulation, mit der sie die Zeilen immer vortrug, die er gerade las.
    Und die noch immer an seinen Nerven zerrte.
     
    Am Morgen stakste er nervös durch ein leeres Apartment, toastete sich zum Frühstück eine Scheibe Brot und ging ins Büro - nicht in das vollgestopfte, kleine Zimmer, in dem er und Grant jahrelang gearbeitet hatten, sondern in eine Suite mit drei Räumen, die von Ari gemietet worden war -, gelegen im Ausbildungsflügel, womit sie in gewisser Weise zu ihren Anfängen zurückkehrten - was aber einfach daran lag, daß nur in diesem Flügel Platz war: je ein Büro für ihn und Grant, und eins für Ein, den Sekretär, den der Verband geschickt hatte, ein untersetzter, beflissener alter Knabe, der ganz froh war, eine dauerhafte Stellung anzunehmen, wo er möglicherweise mit der Zeit mehr verdienen konnte.
    Er las die allgemeinen Gutachten, die monatlichen Entschuldigungen, warum große Buchbestellungen nicht eine Woche vorher ausgeliefert werden konnten; eine Beschwerde von Yanni über den Durchgangsverkehr in Flügel Eins, Leuten, die durch den unteren Flur marschierten. Em kam um 09.00, sichtlich erleichtert, das Büro bereits offen vorzufinden, und machte sich ans Sortieren der Akten, während Justin sich dem aktuellen Design zuwandte.
    Sie machten bis zur Mittagspause und sogar während dieser weiter - ein Happen zu essen und eine Tasse Kaffee fanden sich im Büro; und in einer Konzentration, die ihn mit verspannten Schultern und einem Blinzeln aufschrecken ließ, als mit einem hartnäckigen Piepsen in der linken oberen Ecke des Bildschirms das Signal für Dringende Mitteilung zu blinken anfing.
    Er rief sie ab. Auf dem Bildschirm erschienen die Worte:
    Ich muß mit dir reden. Ich arbeite heute zu Hause. - AE.
    Er hob den Telephonhörer. »Ari, Basis Eins«, verlangte er.
    Florian antwortete. »Ja, Ser, einen Moment bitte.« Und gleich darauf Ari: »Justin. Es hat sich etwas ergeben. Ich muß dich sprechen.«
    »In Ordnung, ich komme in dein Büro.« Geht's um Grant? Mein Gott, ist etwas passiert?
    »Komm in mein Apartment. Du kommst mit deiner Karte rein. Bis gleich.«
    »Ari, ich komme nicht...«
    Die Basis hatte die Verbindung unterbrochen. Verdammter Mist.
    Er traf sich nur in Grants Dabeisein mit Ari; und nur in den Büros; außer gelegentlich, wenn Catlin und Florian dabei waren, am Mittagstisch oder bei einem frühen Abendessen. So wollte er es belassen.
    Aber wenn etwas passiert war, wollte sich Ari sicher nicht am Telephon über Nebensächlichkeiten streiten; wenn etwas mit Grant passiert war ...
    Er schaltete das Gerät aus, stand auf und machte sich auf den Weg, nachdem er seine Jacke genommen und Em gebeten hatte, abzuschließen und nach Hause zu gehen, alles sei in Ordnung.
    Er eilte hinüber in den Flügel, in dem sich Aris Apartment befand, zeigte den Sicherheitsbeamten an den Türen seine Karte und wurde ohne Kommentar durchgelassen.
    Verdammt, dachte er, und sein Herz schlug heftig dabei, ich hoffe, sie hat einen triftigen Grund dafür, ich hoffe, es geht um etwas Geschäftliches ...
    Ich hoffe, der Grund ist nicht der, daß Grant momentan von der Bildfläche verschwunden ist.
     
    »Kommen Sie rein«, begrüßte Florian ihn an der Tür.
    »Die Sera wartet auf Sie.«
    »Was will sie?« fragte er und gab sich dabei keine Blöße. »Florian - war das eine gute Idee?«
    »Ja, Ser«, antwortete er, ohne zu zögern.
    Darauf trat er schweißnaß ein, nicht bloß, weil er sich beeilt hatte. Der Raum, der Travertinboden, das Sofa verursachten bei ihm einen lebhaften Flashback. »Geht's um Grant?«
    »Darf ich Ihnen Ihre Jacke abnehmen, Ser? Die Sera muß dringend mit Ihnen sprechen.«
    »Über was? -- Was ist passiert?«
    »Ihre Jacke, Ser.«
    Er zog die Jacke aus, riß sich von einem widerspenstigen Ärmel los, und reichte sie Florian, als Ari aus dem Flur rechter Hand ins Wohnzimmer trat.
    »Was, zum

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