Geklont
werde mit ihnen sprechen. Stehen unten Reporter?«
»Ein Haufen.«
»Mit ihnen rede ich auch.«
»Sera, Sie stehen unter Schock.«
»Das trifft auf einige von uns zu, was? Verdammt, hol mir einen Spiegel und etwas Make-up! Wir befinden uns im Krieg, verstehst du mich?«
Der Spiegel in der Toilette des Fußgängertunnels zeigte ein rußverschmiertes Gesicht, das Justin einen Herzschlag lang kaum als sein eigenes erkannte. Seine Hände und Arme,der Geruch von Rauch an seiner Kleidung reichten schon aus, um das fraglich erscheinen zu lassen, hatte er gedacht; und nun drehte er das Wasser voll auf, nahm eine Handvoll Seife und begann sich zu waschen. Wann immer er die Prellungen und angesengten Stellen berührte, zuckte er zusammen.
An dem dunkelblauen Pullover und der Hose haftete Ruß, aber mit Wasser und indem er rieb, bekam er das Gröbste weg und schmierte das Übrige fest. Er verbrauchte einen ganzen Stapel von Seifenpäckchen, trocknete sein Haar und seine Schultern unter dem Gebläse, blickte dann wieder auf und sah in ein erschreckend blasses Gesicht. Er brauchte allmählich eine Rasur. Sein Pullover war angesengt und zerfetzt, über dem Knie hatte seine Hose einen Riß, und darunter hatte er eine klaffende Wunde. Jeder, der ihn sah, dachte er, würde ihn der Polizei melden.
Und dann würde ihn auch das Gesetz Cyteens einholen.
Er stützte sich auf das Becken und befeuchtete sein Gesicht mit kaltem Wasser, biß die Zähne zusammen, um ein unangenehmes Gefühl zu unterdrücken, das ihm zu schaffen machte, seit er zu sich gekommen war. Unterdrückte Gedanken versuchten sich auf eine bewußte, emotionale Ebene zu stehlen: Es war Aris Wand; wer immer es getan hat, muß zum Personal gehört haben ... wer immer es getan hat...
Abban. Girauds Befehle. Aber ich bin nur ein Nebenziel gewesen. Wenn sie tot ist...
Der Gedanke war unfaßbar für ihn. Niederschmetternd. Ariane Emory hatte noch viele Jahre zu leben, noch ein ganzes Jahrhundert. Sie war ein Teil der Welt, Teil seines Denkens, war wie die Luft und die Schwerkraft einfach da.
...jemand anderes ist verantwortlich, jemand anderes, der irgend jemand die Schuld zuschieben wollte.
Den Paxern. Jordan.
Amy Carnath wartet in dem Apartment, mit Grant und dem Sicherheitsdienst... Wenn Ari tot ist - was soll man dann tun ...
Sie haben Jordan, und sie haben Grant. Ich bin als einziger noch frei, der einzige, der ihnen Schwierigkeiten machen kann ...
Etwas stimmte nicht. Grant hörte das Signal des Automatischen Haushälters im anderen Schlafzimmer. Sie hatten ihn in dem von Justin schlafen lassen, das genausogut seins war, aus Wohlwollen, wie er glaubte, weil es das größere Zimmer war, oder vielleicht wußten sie auch Bescheid. Florian hatte den Automatischen Haushälter neu programmiert, so daß er auf Amy Carnath reagierte, damit nichts von dem, was er meldete, zu Grant durchdrang, aber er ging davon aus, daß es etwas Wichtiges sein mußte, wenn er die junge Sera dafür in den frühen Morgenstunden weckte. Danach hörte er sowohl Amy wie Quentin umhergehen und so leise miteinander reden, daß er es nicht ganz verstehen konnte, auch wenn er das Ohr an die Tür legte.
Er schlug mit den Handflächen dagegen. »Junge Sera, stimmt etwas nicht?«
Keine Antwort. »Junge Sera? Bitte!«
Verdammt!
Er ging zu dem großen und ungewohnt leeren Bett zurück, legte sich hin, ohne das Licht zu löschen, und starrte an die Decke, während er sich einzureden versuchte, es sei nichts. Aber schließlich meldete sich die Sera über den Automatischen Haushälter. »Grant, bist du wach?«
»Ja, Sera.«
»Es gab einen Zwischenfall in Novgorod. Jemand hat im Hotel einen Bombenanschlag verübt. Ari ist nichts passiert. Wir können sie gleich übers Videogerät empfangen. Möchtest du ins Wohnzimmer kommen?«
»Ja, Sera.« Er ließ sich nicht von Panik übermannen. Er stand auf, zog sich den Morgenmantel über und ging zur Tür, die Quentin ihm öffnete. »Danke«, sagte er und ging Quentin bis in sein eigenes Wohnzimmer voraus, wo Amy auf dem Sofa saß.
Er nahm an der anderen Seite der U-förmigen Sitzgarnitur Platz, und Quentin setzte sich in die Mitte, zwischen ihn und Amy; und er wartete ab mit verschränkten Armen, um nicht zu sehr zu frösteln, und sah die Aufnahmen von Rettungsfahrzeugen und Rauch, der durch schmorende Fensterdichtungen in den beiden oberen Stockwerken des Hotels quoll.
»Gab es Tote?« fragte er ruhig und unterdrückte sein Entsetzen. Sera
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