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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Amy war nicht grausam. Sie hätte ihn nicht hergeholt, um ihn psychisch durch den Wolf zu drehen; er glaubte zwar daran, aber es war ein dünner Hoffnungsfaden.
    »Fünf vom Sicherheitsdienst«, berichtete Amy. »Es wird behauptet, die Paxer hätten eine Bombe reingeschmuggelt. Sie sagen aber nicht, wie. Mehr weiß ich noch nicht. Es ist uns nicht erlaubt, Dinge übers Telephon durchzugehen, die Hinweise darauf geben, wo sich bestimmte Leute befinden, was vor sich geht oder wann jemand irgendwo eintreffen wird. So lautet die Vorschrift.«
    Grant sah sie an Quentin vorbei an. Keine Panik, bloß jetzt nicht; aber der Adrenalinausstoß war enorm, drohte ihn zittern zu lassen, der alte Konflikt zwischen dem Flucht- und dem Kampfinstinkt.
    »Ich habe einen Anruf von Dr. Nye, der mich davor warnte, dich aus den Augen zu lassen«, fuhr Amy fort. »Er sagt, ihm wäre es lieber, wenn ich dich unten zum Sicherheitsdienst schicke, aber das habe ich abgelehnt. Ich habe ihn angelogen. Ich sagte, wir hätten dich eingesperrt.«
    »Danke«, sagte Grant, weil es ihm irgendwie ratsam erschien.
    Und sah weiter auf den Videoschirm.
     
    Mit dem Make-up konnte sie die kleineren Verbrennungen übertünchen, aber eine Schramme und die Verbrennung auf ihre Wange blieben sichtbar; sie steckte sich zwei Spangen ins Haar, ließ es aber offen ihr Gesicht umspielen. In ihrem Gepäck befand sich ein sauberer Pullover, den der Sicherheitsdienst aus der Suite gerettet hatte, aber sie entschloß sich dazu, in dem, was sie jetzt trug, vor die Kameras zu treten, in der maßgeschneiderten grauen Satinbluse, mit den Blut- und Rußflecken, den verbrannten Stellen und dem feuchten Fleck, den der Löschschaum hinterlassen hatte.
    Nachdem sie die Presse zweimal abgewimmelt hatte, war sie sich außerdem sicher, daß die Filmberichte in den Morgennachrichten in Novgorod mächtiges Aufsehen erregen würden.
    »Sie haben's versucht«, antwortete sie grimmig auf die erste Frage, wie ihre Reaktion auf die Ereignisse sei; und schoß vor den Kameras eine wahre Salve von Antworten auf die kluge Frage ab, wer es getan haben mochte. Das war das Stichwort, das sie hören wollte ...
    »Es geht uns sehr gut, danke. Und ich habe eine persönliche Stellungnahme, die ich zuerst abgeben möchte. Dann können Sie Ihre Fragen stellen.
    Ich weiß noch nicht, warum das passiert ist. Zumindest nur teilweise; und es war kein Versuch, mich zum Schweigen zu bringen, denn ich bin noch keine bedeutende Stimme in der Politik - sondern ein Versuch, mich umzubringen, bevor ich alt genug bin, um es zu werden.
    Es war in gewisser Weise ein Versuch, Macht zu erlangen, denn wer immer es getan hat, wollte ohne rechtmäßiges Verfahren an die Macht. Es kostete das Leben tapferer Menschen, die trotz des Feuers und der Gefahr weiterer Explosionen mich und die anderen zu retten versuchten; mehr noch, es war ein eindeutiger Angriff gegen die politische Ordnung, ganz gleich, wer dazu angestiftet, und ganz gleich, wer ihn verübt hat. Ich glaube nicht, daß die Paxer etwas damit zu tun hatten. Daß sie so eifrig sind, sich dazu zu bekennen, ist typisch für diese Bande; und sie hoffen, davon zu profitieren - davon zu profitieren, weil genau das läuft: daß eine Handvoll Individuen, die nicht genug Anhänger finden können, um eine Partei zu gründen, und deshalb nicht in der Lage sind, nach einer sachlichen Auseinandersetzung Abstimmungen zu gewinnen, der Ansicht sind, sie könnten die Mehrheit durch Terror kleinkriegen - eine Atmosphäre schaffen, in der jeder Idiot mit einem verqueren Weltbild dasselbe versuchen und zu der Verwirrung beitragen kann, die sie sich zunutze zu machen hoffen. Ich sage Ihnen eines: Ob dies die Paxer waren oder eine einzelne Person, die meint, ihre persönliche Überzeugung stehe über dem Gesetz, es ist in jedem Fall ein Anschlag auf den Frieden, ein Anschlag auf unsere Freiheit, oder jeder dieser Angriffe, wie auch immer er motiviert sein mag, bestärkte den gesetzestreuen Rest von uns mehr darin, daß wir die Verantwortung über unser Leben keinen Killern anvertrauen werden, und daß wir auch gern auf ihren Rat verzichten, wie wir unsere Angelegenheiten regeln sollen.
    Ich möchte Ihnen auch sagen, daß innerhalb einer Stunde nach der Katastrophe Vorsitzender Harad und zwei Mitglieder des Rats, Simon Jacques und Mikhail Corain, mich angerufen haben, um ihre Empörung auszudrücken. Jeder, gleich welcher politischen Partei, muß begreifen, was durch solche Aktionen

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