Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh

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Tunnels schon Rolladen hochgezogen wurden und in Geschäften Licht anging, eine Drogerie, in der er ein Rasierset kaufte; und einen Frühstücksstand, wo er eine Gemüserolle und ein Glas synthetischen Orangensaft kaufte. Aber der Junge, der bediente, warf einen zweiten Blick auf seine Schlüsselkarte und machte ihn nervös.
    Justin Patrick Warrick, stand drauf, ZIV 976-0882355PR, was mehr als genug war; aber in blassen Umrissen erkannte man im Hintergrund das Unendlich-Emblem von Reseunes Administrativem Territorium.
    »Reseune«, sagte der Junge, blickte auf und verglich das Bild mit seinem Gesicht, nahm Justin an - falls die Karte gestohlen war. »Ich habe noch nie einen von denen gesehen: Stammen Sie von da?«
    »Ich...« Er hatte noch nicht zu reden versucht. Seine Stimme war heiser und kratzig. »Ich arbeite in den Büros in der Stadt.«
    »Aha.« Der Junge steckte die Karte in den Kassenschlitz und gab sie ihm mit der Tasse und der Rolle auf dem Teller zurück. »Wenn Sie die Tasse und den Teller zurückgeben, wird nur die Hälfte berechnet.« Auf beiden stand die Nummer 3.
    »Danke.« Er ging zum Tisch hinüber und spülte die Rolle Biß für Biß mit großen Schlucken des süßlichen, gekühlten Drinks hinunter, ungeachtet der Rauheit seiner Kehle. Im ersten Moment drohte ihm davon übel zu werden, dann schmeckte es ihm genausogut wie alles, was das Changes zum zwanzigfachen Preis anzubieten hatte. Einen Moment lang stützte er sich mit wäßrigen Augen auf, atmete nur und ließ seinem Magen Zeit, sich an die neue Kost zu gewöhnen.
    Wo, zum Teufel, soll ich hingehen? Was soll ich machen?
    Er wischte sich seine tränenden Augen, ging mit der Tasse und dem Teller zur Theke zurück, wo die anderen Kunden standen, und wartete einen Moment lang, bis sie bedient worden waren. »Wo erfährt man hier die Nachrichten?«
    »Auf dem Weg zur U-Bahn unten ist eine Tafel.«
    »Wo?«
    »Geradeaus in ihren Winfried-Tunnel, dann rechts. - Haben Sie das Feuer am Flußufer gesehen?«
    »Ich war deshalb die ganze Nacht wach. Haben Sie was gehört - wer's getan hat und warum?«
    Der Junge schüttelte den Kopf und bediente einen weiteren Gast. Justin wartete.
    »Emory war heute morgen auf dem Video«, berichtete der Junge, und Justins Herz machte einen Sprung. »Ist ganz schön sauer gewesen.«
    »Ist Emory wohlauf?«
    »Hhm, sie schon.« Der Junge unterbrach, um eine Karte entgegenzunehmen und einen Drink einzugießen. »Und Sie sind aus Reseune?«
    Justin nickte. »Kann ich ein Telephon benutzen? Bitte.«
    »Das kann ich nicht erlauben.« Noch ein Kunde. Der junge rief Justin etwas zu, indem er an der Frau vorbei deutete. »Unten an der Ecke ist ein öffentliches Telephon.«
    »Danke!«
    Er ging weiter, schneller jetzt, folgte dem Fußgängerstrom in die Richtung, die der Junge angegeben hatte, und drängte sich an einigen gemächlichen Fußgängern vorbei. Ruf das Amt an. Bitte um Schutz. Sie dürfen auf keinen Fall glauben, daß ich der Verantwortliche bin. Sie dürfen niemanden außer dem Reseuner Sicherheitsdienst verdächtigen ...
    Abban, der Leiter des ...
    Er sah ein Schild mit der Aufschrift Telephon und hielt seine Schlüsselkarte in der Hand. Die Nummer des Amts wußte er auswendig; er hatte sie sich vor Jahren eingeprägt - aber er hatte noch nie außerhalb von Reseune ein Telephon benutzt. Während er den Hörer abhob, las er die Bedienungsanweisung: Hörer abheben, Karte einstecken, Rufnummer oder 0 wählen, Stimme...
    »Ser.«
    Als er sich umdrehte, sah er eine graue Uniform und einen hochgewachsenen, grobschlächtigen Körper.
    Ein Beamter von Novgorods Polizei.
    Justin ließ den Hörer fallen und versetzte dem Mann einen schnellen Schlag, um an ihm vorbeizukommen; dann rannte er verzweifelt in die Menge.
    Seine Schlüsselkarte aber, wurde ihm zu seinem Entsetzen bewußt, als er sich an eine Gruppe von Arbeitern vorbeidrängte und in einen seitlichen Tunnel lief - seine Schlüsselkarte steckte noch im Schlitz des Telephons!

XI

    »...Mein eigener Sicherheitsdienst war höchstens etwas nachlässig«, sagte Ari, indem sie das bemühte, was von ihrer Stimme noch übrig war. Sie saß an dem Tisch im Konferenzraum, wo Justin gesessen hatte. »Reseune wird eine interne Untersuchung durchführen. Ich kann Ihnen versichern, Seri...« Ihre Stimme klang kratzig, und sie trank einen Schluck Wasser. Sie hatte sich umgezogen und ihre Haare hochgesteckt - Catlin und Florian hatten ihr helfen müssen; und sie zitterte