Geködert
dazu?«
»Ich habe ihr noch nichts davon gesagt.«
»Du bist ein Esel, Bernard. Du musst endlich aufhören, sie wie ein Kind zu behandeln. Der weibliche Standpunkt, verstehst du?«
»Du hast recht«, sagte ich.
»Natürlich. Hör auf, vor dich hin zu brüten. Rede mit ihr.
Sie muss doch inzwischen die Kinder ganz gut kennen.«
»Ich glaube, ich gehe jetzt besser«, sagte ich. »War schön, Frank. Wie in der guten alten Zeit.«
»Schön, dass du zum Essen geblieben bist. Nur schade, dass ich nicht wusste, dass du kommst, ich hätte dir gern was Anständigeres vorgesetzt.«
»Laß man, es war wie zu Hause«, sagte ich.
»Hast du einen Wagen?« fragte er.
»Ja, danke.«
»Wenn du nur nicht gleich am Flughafen immer einen Mietwagen nehmen würdest. Unter dem Sicherheitsaspekt …«
»Ich nehme an, du hast recht«, gab ich zu. Seine Pfeife war in vollem Gange, Frank musste wegen der dichten Rauchwolken die Augen zukneifen. »Wohnst du bei Frau Hennig?« Er nannte sie immer Frau Hennig. Ich glaube, er mochte sie nicht besonders, aber was er für oder wider sie empfand, verbarg er genauso sorgfältig wie fast alle seine Gefühle.
»Ja«, sagte ich. Aus den Augenwinkeln sah ich mit finsterer Miene Tarrant ins Zimmer gleiten. Franks alter Diener trat immer auf wie der Geist von Hamlets Vater. Ich möchte wetten, dass er auch stets an der Tür lauschte. Wie hätte er
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sonst jeweils genau im richtigen – oder manchmal auch genau im falschen – Moment eintreten können?
Als Frank sich ihm zuwandte, sagte Tarrant: »Colonel Hampshire hat angerufen und läßt sagen, dass das Hauptquartier das Turnier gewonnen hat.«
Ich sah Frank fragend an, der die Pfeife aus dem Mund nahm, mir ein Lächeln schenkte und sagte: »Bridge.«
Ich hätte Frank also von irgendeinem verdammten Endspiel eines Bridgeturniers in der Offiziersmesse ferngehalten. Das Essen, das wir uns geteilt hatten, war demnach vermutlich Tarrants Essen. Aber der Schein konnte auch trügen. Tarrants dicke Augenbrauen waren stets so drohend heruntergezogen, wie bei einem Stier, der zum Angriff überging. Vielleicht war er gar nicht hungrig und futterneidisch, sondern schlichtweg betrunken.
»Danke, Tarrant. Sie können zu Bett gehen. Ich werde Mr.
Samson selbst hinausbegleiten.«
»Sehr wohl, Sir.«
»Geh noch nicht«, sagte Frank zu mir. »Laß uns eine Flasche Port aufmachen und den angebrochenen Abend würdig beenden.« Ich wusste Franks Portwein zu schätzen, aber diesmal schlug ich die Einladung aus. »Ich muss noch bei Lisl reinschauen, ehe sie schlafen geht«, sagte ich mit einem Blick auf die Uhr.
»Und wann ist das?«
»Ziemlich spät«, gab ich zu.
»Hast du gehört, dass sie zumacht?«
»Das Hotel? Nur die nackte Tatsache. Werner hat mir eine seiner kryptischen Nachrichten zukommen lassen, aber nicht mehr als das.«
»Es wird ihr zuviel«, sagte Frank. »Und die verdammten Angestellten kommen nur noch zur Arbeit, wenn sie zufällig gerade mal Lust dazu haben.«
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»Du sprichst doch wohl nicht von Klara?« Klara war Lisl Hennigs Haushälterin seit grauer Vorzeit.
»Nein, natürlich nicht Klara. Aber Klara ist inzwischen ja auch schon steinalt. Beide sind sehr alte Damen, die in irgendein anständiges Altersheim gehören und nicht mehr versuchen sollten, sich mit den Problemen eines alten und heruntergekommenen Hotels herumzuschlagen.«
»Was wird Lisl machen?«
»Wenn sie auf das hört, was ihr alle raten, wird sie das Hotel verkaufen.«
»Sie hat eine Hypothek aufgenommen«, sagte ich. Er stocherte in seiner Pfeife. »So wie ich die Mentalität von Bankiers kenne, wird ihr die Bank nicht mehr als die Hälfte des Marktwerts gegeben haben.«
»Ich nehme an, du hast recht.«
»Jedenfalls hätte sie genug, um ihre letzten Jahre bequem verbringen zu können«, sagte Frank.
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich in Berlin ankomme und nicht bei Lisl absteigen kann«, sagte ich in kindischer Selbstsucht. Mein Vater hatte schon in diesem Haus im Quartier gelegen, und später waren meine Mutter und ich auch eingezogen. Ich hatte während meiner ganzen Kindheit und Schulzeit dort gewohnt. Jedes Zimmer, jedes Möbelstück, jedes Stückchen abgetretener Teppich erinnerte mich an jene Jahre. Ich nehme an, aus diesem Grunde war es mir auch ganz recht gewesen, dass bei Lisl nie was renoviert wurde. Das Haus war für mich so etwas wie ein privates Museum meiner Vergangenheit, und die Aussicht, es zu verlieren,
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