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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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selbstkritischen Nebenbemerkungen lauerte, war nicht zu verkennen. Lady Streeply-Cox sagte wenig. Sie gehörte einer

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    Generation an, die man noch gelehrt hatte, in der Unterhaltung weder das Essen noch die Tischordnung zu erwähnen, und war offensichtlich der Meinung, vom Beruf ihres Mannes zu reden sei genauso schlimm, wie das Fernsehprogramm zu diskutieren. Also saß sie da und lächelte über die Witze ihres Mannes, hatte mithin nicht viel zu tun.
    Zwei Leute vom diplomatischen Corps waren anwesend.
    Harry Baxter, ein Mann in mittleren Jahren, zweiter Sekretär unserer Botschaft in Bern, mit seiner Frau Pat. Pat trug eine schwere goldene Halskette, hatte sich das Haar rosa getönt und erzählte alte Witze – die Pointen in Schwyzerdütsch – über Bankiers mit unaussprechbaren Namen.
    Als Cindy Baxter fragte, was es letztens Aufregendes in Bern gegeben hätte, antwortete der alte Streeply-Cox für ihn: Die einzige aufregende Sache, die Diplomaten in Bern passiert, sei, sagte er, das Käsefondue-Essen, und zwar, wenn sie ihre Brotrinden dabei verlieren. Worüber dann das Ehepaar Streeply-Cox schallend lachte.
    Ein junges Paar war auch da. Simon, ein schüchterner Junge Anfang Zwanzig, hatte an einer Privatschule in Bayern Englisch unterrichtet. Es war keine angenehme Erfahrung für ihn gewesen. »Man braucht diese gemeinen kleinen deutschen Bengels nur zu sehen, um zu begreifen, warum die Deutschen schon so viele Kriege angefangen haben. Und wenn man die Lehrer sieht, versteht man auch, weshalb sie diese Kriege immer verlieren.« Nun schrieb Simon Theaterkritiken für eine Zeitschrift, die gratis verteilt wurde, und hatte sich einen Namen als Kenner und Perfektionist gemacht, indem er alles, worüber er schrieb, verriss. Seine Begleiterin war ein stilles Mädchen mit verschmiertem Lippenstift. Sie trug ein Herrenjackett aus Tweed, das ihr einige Nummern zu groß war.
    Während des Essens lächelten die beiden sich unentwegt an, und kurz nach dem Essen gingen sie.

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    Wir anderen gingen nach oben und tranken Kaffee – oder was sonst gewünscht wurde – in einem Zimmer, wo eine kunstvolle, mit Gas betriebene Kaminfeuerattrappe laut zischte.
    Creepy hatte eine halbe Tasse koffeinfreien Kaffee und ein Schokominzplätzchen, seine Gemahlin kippte zwei große Cognacs, und dann fuhr sie ihn nach Hause.
    Das Paar aus Bern blieb noch etwa eine halbe Stunde länger.
    Da Cindy mir angedeutet hatte, dass sie gerne noch ein paar Worte mit mir geredet hätte, blieb ich. »Was hältst du von ihm?« fragte sie, als alle anderen weg waren.
    »Der alte Creepy? Ein richtiger Witzbold«, sagte ich.
    »Unterschätze ihn nicht«, sagte sie. »Er weiß noch immer, wo es langgeht.«
    Ich hatte das Gefühl, sie hatte Creepy eingeladen, um mir vorzuführen, welche Verbindungen sie hatte, welcher Art der Einfluss war, den sie im Außenministerium geltend machen konnte, wenn es darauf ankam. »Du wolltest mit mir reden?«
    »Ja, Bernard.«
    »Gib mir noch was zu trinken«, sagte ich. Sie holte die Flasche Scotch vom Abstelltisch und stellte sie vor mich hin auf ein Exemplar der Zeitschrift Nouvelle Cuisine. Auf dem Umschlag sah ich angekündigt: »Eine gelungene
    Schokoladenroulade in zehn leichten Schritten«. Sie goß mir keinen Whisky ein, sondern ging zum Kamin und fing an, irgend etwas, das auf dem Sims stand, hin und her zu rücken.
    »Seitdem der arme Jim ermordet worden ist …«, begann sie, ohne sich umzudrehen.
    Ich nehme an, ich erriet, was sie sagen wollte – um die Wahrheit zu sagen, ich fürchtete mich davor –, denn ich versuchte sofort abzulenken. »Ist ermordet das richtige Wort?«
    fragte ich.
    Sie drehte sich zornig zu mir um. »Zwei Mann lauern ihm auf und schießen ihn tot. Sechs Kugeln. Wie nennst denn du

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    das? Ist das nicht eine verdammt bizarre Art, Selbstmord zu begehen?«
    »Doch. Rede weiter.« Ich warf etwas Eis in mein Glas und goß reichlich Whisky dazu.
    »Ich habe wegen der Beerdigung gefragt. Ich habe gesagt, ich wollte daran teilnehmen und habe das Fahrgeld dafür verlangt.«
    »Und?«
    »Alles längst gelaufen. Verbrannt!« Sie stieß dieses Wort mit einem Abscheu hervor, als bezeichne es etwas Obszönes –
    was sie vermutlich auch dachte. »Verbrannt«, wiederholte sie.
    »Und mich als seine Frau haben sie nicht mal gefragt!« Sie klang verbittert. Da sie katholisch war, fühlte sie sich doppelt beleidigt.
    »Ach, übrigens hat er dir was hinterlassen.« Sie gab mir einen

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