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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Whisky und sagte: »Cindy …«
    Aber Cindy ließ sich nicht unterbrechen. »In den Computer braucht man doch nur ein Stichwort eingeben. So funktionieren die Dinger doch, oder? Bevor ich also Hunderte von Akten durchwühle, füttern wir den Computer einfach mit einer nackten Tatsache, und schon haben wir alles, was wir wissen wollen.«
    »Und welche nackte Tatsache wäre das?«
    »Jim. Jim war ein Treuhänder oder
    Zeichnungsbevollmächtigter oder so was. Steck ihn in den Computer, und der wird ausspucken, was wir brauchen.«
    Wenigstens wusste ich nun, weshalb ich eingeladen war.
    Und Creepy war da, um mir zu demonstrieren, dass Cindy ganz oben auch ihre Freunde hatte, für alle Fälle. »Aber warte mal,

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    Cindy«, sagte ich, als mir schrecklich klar wurde, worauf ich mich da einließ.
    Sie redete weiter: »Wir müssen herauskriegen, wer noch Zugang zu dem Konto hatte, ehe sie den auch umlegen.«
    Mir kam der Gedanke, dass Jims Tod sie vielleicht um einen Teil ihres Verstandes gebracht haben könnte. »Du glaubst also, Jim ist erschossen worden, weil er für dieses Konto zeichnungsberechtigt war?«
    »Ja. Das ist genau das, was ich glaube, Bernard«, sagte sie.
    Ich sah ihr zu, wie sie sich eine Zigarette anzündete. »Ich will sehen, was ich herauskriegen kann«, versprach ich.
    »Vielleicht gibt es ja auch noch einen anderen Weg.«
    »Das Datenzentrum ist unsere einzige Chance«, entgegnete Cindy.
    »Wir riskieren beide, gefeuert zu werden, Cindy. Meinst du, dass die Sache das wert ist?« fragte ich. Nach Dickys Warnung wollte ich hören, was sie davon hielt.
    Aber sie war wie besessen. »Irgendwas an der Sache ist faul, oberfaul«, sagte sie. »Alles, was mit diesem verdammten Konto zu tun hat, ist so vollkommen aus den Akten gelöscht.
    Ich habe schon eine Menge sehr empfindliches Material in der Hand gehabt, Bernard, aber von einer derartig tief vergrabenen Kiste habe ich noch nie gehört. Es gibt einfach keinerlei Belege. Und niemand weiß irgendwas davon.«
    »Weiß nichts oder will nichts sagen? Vielleicht haben einfach nur sehr wenig Leute den Zugang dazu.«
    »Irgend jemand hat verdammt viel Angst. Irgend jemand im Department meine ich. Irgend jemand hat so verdammt viel Angst, dass sie Jim umgebracht haben.«
    »Das wissen wir so genau nicht.«
    »Ich schon«, sagte sie. »Und mir wird niemand den Mund stopfen.«

    - 148 -
    »Cindy«, sagte ich und zögerte, mit der Sprache herauszurücken. »Nimm’s mir nicht übel. Aber ich muss dich etwas fragen. Und ich brauche eine ehrliche Antwort.«
    »Schieß los, Bernard.«
    »Du machst das doch nicht alles, um an Jims Pension heranzukommen, oder?«
    Sie lächelte eins ihrer schönsten Mona-Lisa-Lächeln. »Die haben sie mir schon bewilligt«, sagte sie.
    »Wirklich?«
    »Sie zahlen mir die volle Pension, und dieser Amerikanerin, die sagt, dass Jim sie in Mexiko geheiratet hat, zahlen sie genauso viel.«
    »Sie geben also zu, dass Jim noch für das Department gearbeitet hat?« fragte ich verblüfft.
    »Nichts geben sie zu. Ich sollte nur unterschreiben, dass ich endgültig und vollkommen abgefunden worden bin, und zukünftig die Schnauze halten.«
    »Das ist ungewöhnlich«, räumte ich ein.
    »Ungewöhnlich?« Sie lachte. »Verrückt ist das! So was hat es noch nie gegeben. Sie haben nicht gezögert, niemanden bestätigen lassen, nicht überprüft, was ich behauptete. Okay!
    haben sie gesagt. Einfach so.«
    »Wer hat die Genehmigung gegeben?«
    Ein verächtliches kleines Lachen. »Das weiß niemand. Sie haben gesagt, es stehe so in der Personalakte.«
    »Wie kann das in der Personalakte stehen?« fragte ich. Zwei Pensionen an zwei Witwen zu zahlen, die mit einem Mann verheiratet waren, der schon seit zwei Jahren nicht mehr beim Department angestellt war – so etwas stand in keiner Personalakte.
    »Gute Frage«, sagte sie. »Irgend jemand hat verdammt viel Angst.«
    »Ja«, sagte ich. Sie hatte recht. Der Jemand war ich.

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11
    Donnerstag war kein guter Tag. Ich musste ins »Yellow Submarine« hinunter, ins U-Boot. Das Datenzentrum war so ziemlich der einzige Bereich des Außenministeriums, wo Cindy Matthews nicht mit der beiläufigen Erklärung, dass sie nur die Keksdose für den Nachmittagstee des Ministers holen wolle, an den Sicherheitsbeamten vorbeischlendern konnte.
    Hier waren die Leute pingelig: uniformierte Wächter mit aufgesetzter Mütze, Gesichtskontrolle am Eingang im Erdgeschoss, weitere Kontrollen auf der Etage der

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