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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Pappkarton. Ich öffnete ihn und fand darin einen kleinen Stapel Papiere über mesopotamische Grabinschriften, darunter auch welche, an denen Fiona gearbeitet hatte. Ich erkannte ihre Handschrift. »Für mich?« fragte ich. »In Jims Testament?«
    »Es gibt kein Testament; nur einen Brief, den er bei seinem Anwalt hinterlegt hat. Was nach seinem Tod erledigt werden muss. Ist von einem Zeugen unterschrieben. Gilt als testamentarische Verfügung, habe ich mir sagen lassen.«
    »Und du bist ganz sicher, dass ich diese Papiere haben sollte? Daran war ich doch nie interessiert.«
    »Vielleicht solltest du sie Fiona schicken«, antwortete sie.
    »Ich will sie jedenfalls nicht haben. Ich habe auch ohne diese Rätsel der Vorzeit genug, worüber ich mir den Kopfzerbrechen muss.« Ich nickte. Sie hatte Jims Hobby schon immer mit sarkastischen Bemerkungen bedacht. Ich vermutlich auch.
    »Ich habe versucht, etwas mehr zu erfahren über die Sachen, mit denen Jim kurz vor seinem Tod beschäftigt war.« Sie ließ eine bedeutungsschwere Pause folgen.

    - 142 -
    »Erzähl’s mir«, sagte ich nach einer Weile. Ich wusste, dass sie es mir auch unaufgefordert erzählt hätte.
    »Ich fing bei dem Geld an«, sagte sie. Das
    Außenministerium verwaltet unseren Etat. Das war durchaus ein Aspekt unserer Arbeit, in den sie sich Einblick verschafft haben konnte.
    »Geld?« fragte ich.
    »Das Geld, das angeblich verschwunden ist. Das Geld, wegen dem sie dich nach Washington geschickt haben.«
    »Nur damit sich keine Missverständnisse einschleichen, Cindy: Ich bin nicht nach Washington geschickt worden, um Jim irgend etwas zu fragen. Diesen kleinen Nebenjob hat man mir erst aufgehalst, als ich schon dort war.«
    Sie schien nicht überzeugt. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht«, sagte sie. »Wenn wir der ganzen Sache auf den Grund gegangen sind, wirst du womöglich entdecken, dass alles von langer Hand arrangiert war.«
    »Dass was von langer Hand arrangiert war?«
    »Dass du zur rechten Zeit in Washington bist, um diesen
    ›kleinen Nebenjob‹ zu übernehmen.«
    »Nein. Cindy …«
    »Heilige Muttergottes! Wirst du endlich zuhören, Bernard, und mich nicht dauernd unterbrechen? Dieser Fonds, den Jim angelegt hatte. Da ist eine Menge Geld von ein paar Banken in Gibraltar und Österreich gewaschen worden. Es wurde mehrmals hin und her überwiesen, so dass die Spuren verdammt schwer zu verfolgen sind. Zuletzt scheint es aber auf einem Konto in Deutschland gelandet zu sein. All diese Kontobewegungen und Investitionen fanden ein halbes Jahr, bevor deine Frau überlief, statt.«
    »Na und?«
    »Bevor!«
    »Ich habe dich gehört.«
    »Verstehst du denn nicht?«

    - 143 -
    »Was?«
    »Angenommen, ich sage dir, dass deine Frau Fiona diesen Fonds angelegt hat? Angenommen, ich sage, es handelt sich dabei um einen KGB-Schmiergelder-Fonds?«
    »Einen KGB-was?« sagte ich, lauter als ich wollte. »Und Jim war zeichnungsberechtigt? Du hast mir erzählt, dass Jim zeichnungsberechtigt war.«
    Sie lächelte wissend. »Genau. Das war doch der Witz.
    Nimm mal an, dass Fiona die Finanzierung eines KGB-Agentennetzes einrichtete – und dazu Geld und Leute vom SIS
    verwendete … das wäre doch eine elegante Lösung, findest du nicht?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, erwiderte ich. So leicht würde ich es ihr nicht machen. Wenn sie mir unbedingt diese verrückte Hypothese aufschwatzen wollte, sollte sie sich schon ein bisschen mehr anstrengen, sie zu untermauern.
    »Die Finanzierung eines Agentennetzes ist die schwierigste und gefährlichste Aufgabe bei jeder geheimdienstlichen Operation, das brauche ich dir doch wohl nicht zu erklären, Bernard.«
    »Ja, ich erinnere mich, das schon mal irgendwo gelesen zu haben«, sagte ich. Aber mit Sarkasmus war sie nicht zum Schweigen zu bringen.
    »Sei nicht blöd, Bernard. Ich weiß doch, wie das alles läuft.« Ich trank meinen Whisky und hielt den Mund.
    »Ich muss eine Zigarette haben«, sagte sie. »Ich versuche, mir das Rauchen abzugewöhnen, aber jetzt brauche ich eine.«
    Sie nahm ein unangebrochenes Päckchen Zigaretten aus einer Messingschale auf dem Bücherregal und ließ sich Zeit mit dem Anzünden. Ihre Hände zitterten, was das aufflammende Streichholz noch betonte, aber daran konnte auch die Gier nach der Zigarette schuld sein. Ich beobachtete sie interessiert. Die Leute im Außenministerium wussten Sachen, die wir erst erfuhren, wenn es schon zu spät war. Sie

    - 144 -
    sagte: »Wenn Fiona ein geheimes Konto

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