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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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einrichtete und unter strengster Geheimhaltung von unseren Leuten verwalten ließ, wäre das doch die beste und geheimste Weise, feindliche Agenten mit dem nötigen Geld zu versorgen, nicht wahr?« Die Zigarette schien sie tatsächlich zu beruhigen.
    »Aber wenn du dahintergekommen bist, was ist dann mit der Geheimhaltung?«
    Sie hatte auch darauf eine Antwort. »Das war mir nur möglich, weil Fiona übergelaufen ist. Dadurch ist alles in Unordnung geraten.«
    »Und du behauptest, dass Jim nach Washington gegangen ist, weil Fiona übergelaufen ist? Dass Jim ein KGB-Agent war?«
    »Vielleicht.« Das war der unsicherste Punkt ihrer Theorie.
    Ich sah das an ihrem Gesicht. »Ich denke dauernd darüber nach. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Nicht Jim. Gerade Jim nicht. Und selbst wenn du recht hättest, warum sollte er sich nachher ausgerechnet nach Amerika absetzen, in die Hochburg des Kapitalismus?«
    »Ich sagte ja, vielleicht. Wahrscheinlicher ist, dass Fiona jedem weisgemacht hat, mit dem Fonds sei alles in Ordnung.
    Wie hätten sie auch ahnen sollen, dass das Geld für den KGB
    war?«
    »Aber das Geld ist verschwunden«, entgegnete ich.
    »Sie können das Konto nicht finden«, sagte sie. »Das ganze verdammte Konto ist verschwunden. Und niemand scheint zu wissen, wieviel genau auf diesem Konto liegen soll. In einer von den Schätzungen ist von vier Millionen Pfund die Rede.
    Niemand im Außenministerium oder im Department wird zugeben, irgendwas davon zu wissen. Der Kassierer weiß, dass das Geld fehlt, aber das ist auch schon alles.«
    »Das heißt nur, dass er nicht das richtige Stück Papier mit der richtigen Unterschrift vorliegen hat. Denn das ist, was ein Kassierer meint, wenn er sagt, dass ihm Geld fehlt.«

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    »Es geht aber um wirkliches Geld, Bernard, und irgend jemand hat sich’s unter den Nagel gerissen.«
    Ich schüttelte den Kopf. Das war alles zu hoch für mich.
    »Hast du deine Informationen von ›unserem Mann in Bern‹?«
    fragte ich, als mir jetzt die Baxters einfielen.
    »Die beiden sind alte Freunde von mir. Er ist zwar gut unterrichtet, aber das hier ist eine Nummer zu groß für ihn.«
    »Aber in den Akten des Department muss doch irgend jemand als Inhaber dieses Kontos genannt sein.«
    »Ja, Jim.«
    »Und wer noch?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Wir wissen nicht mal, wo das Konto ist«, sagte sie und blies Rauch durch die gespitzten Lippen. »Ich werde nicht nachgeben, bis ich
    dahintergekommen bin, Bernard.«
    »Was wirst du machen?«
    »Was würdest du denn vorschlagen?«
    »Der Deputy ist neuerdings sehr unternehmungslustig«, regte ich an, »Vielleicht findest du mal eine Gelegenheit, dich mit ihm zu unterhalten.«
    »Wie können wir sicher sein, dass es nicht so weit raufgeht?« Einen Augenblick lang konnte ich ihr nicht folgen.
    Doch dann fiel der Groschen. »Du meinst, er arbeitet für den KGB? Der Deputy? Sir Percy Babcock?«
    »Du brauchst nicht so zu schreien, Bernard. Ja, der Deputy.
    Du liest doch Zeitung. Du weißt doch, was läuft.«
    »Wenn ich weiß, was läuft, dann jedenfalls nicht, weil ich Zeitung lese«, sagte ich.
    »Heutzutage ist niemand über den Verdacht erhaben.«
    »Willst du deswegen mit Fünf reden?« Ich überlegte mir schon, ob es besser wäre, sich aus dem Fenster zu stürzen oder einen Krankenwagen zu rufen.
    Sie war entsetzt über diese Unterstellung. »MI5? Das Außenministerium? Aber nein, niemals, unter keinen

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    Umständen. Die hätten doch von unserer Hauptkasse keine Ahnung. Und ich arbeite für das Außenministerium. Wenn ich mit der Geschichte zum MI5 ginge, könnte ich gleich fristlos kündigen, Bernard.«
    »Also was kannst du sonst tun? Du denkst doch hoffentlich nicht daran, im Kabinett vorzusprechen?«
    »Willst du damit sagen, dass du mir nicht helfen wirst?«
    Das war es also. Ich trank ein bisschen von meinem Whisky, holte tief Luft und sagte: »Was soll ich denn tun, Cindy?«
    »Wir müssen die Akten durchgehen, bis wir die
    Anweisungen finden, die zur Einrichtung dieses Kontos führten.«
    »Aber hast du das denn nicht schon versucht?« fragte ich.
    »Noch nicht im Datenzentrum«, sagte sie.
    »Im Yellow Submarine! Um Himmels willen, Cindy, das kann doch nicht dein Ernst sein! Außerdem kommst du da gar nicht rein.« Ich hätte mir die Zunge abbeißen können.
    »Ich nicht«, sagte sie. »Aber du, Bernard. Du gehst doch da ein und aus.«
    Ich war ihr blindlings in die Falle gegangen. Ich nahm schnell einen großen Schluck

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