Gekroent
gemeinsam den Weg entlanggingen. „Ein weiteres Oklahomawort?“
„Sehr gerissen von dir, sie mir auf diese Weise zu entlocken. Ich muss besser auf dich achtgeben.“
„Ich freue mich schon auf deine gesteigerte Aufmerksamkeit.“ Bei diesen Worten zog er ihren Arm noch ein Stückchen näher an sich heran.
Sie sah ihn mit erhobenen Augenbrauen an. „Auszoomen bedeutet, dazustehen und gedankenlos in die Gegend zu starren.“
„Du hast nicht gedankenlos ausgesehen, sondern eher so, als würden dir viele Gedanken durch den Kopf gehen.“
„Das stimmt. Ich habe an Birkita gedacht. Ich habe ihre Gefühle verletzt, also werde ich sie jetzt suchen und mich bei ihr entschuldigen. Sie hat wirklich nichts gesagt, das meine schnippische Reaktion gerechtfertigt hätte.“ Morrigan wusste, dass das stimmte. Es waren nicht die Worte der älteren Frau gewesen, die einen Nerv bei ihr getroffen hatten. Es war der Blick, mit dem Birkita sie bedachte – ein Blick, der von Angst überschattet gewesen war. Diese Angst hatte einen unerwarteten Zorn in ihr geweckt, der sie nach Birkita ausschlagen ließ.
„Eine weise Hohepriesterin weiß, wann sie sich entschuldigen muss“, sagte Kegan.
„Eine weise Hohepriesterin würde gar nicht erst etwas tun, wofür sie sich entschuldigen muss“, widersprach Morrigan.
Sie waren am Eingang der Höhle angelangt. Morrigan war überrascht, wie geschäftig es hier zuging. Die Menschen kamen und gingen mit Körben voller Speisen und anderen Vorräten. Sie benutzten einen Weg, der wesentlich ausgetretener aussah als der, den sie gerade gegangen waren. Sie bemerkte die vielen neugierigen Blicke, mit denen man sie bedachte. Ihr wurde bewusst, wie eng sie an Kegans Arm geschmiegt war. Schnell löste sie sich von ihm und trat einen Schritt beiseite.
„Danke, dass du mich begleitet und dafür gesorgt hast, dass ich etwas zu essen und zu trinken bekomme“, sagte sie.
Kegan schien ihr offensichtlicher Rückzug nichts auszumachen. Er lächelte und sagte mit formvollendeter Höflichkeit: „Es wäre mein größtes Vergnügen, wenn Ihr mir erlauben würdet, Euch heute Abend auf Eurer Erkundung der Salzebene zu begleiten, Mylady.“
„Ja, ja das tue ich“, sagte sie schnell und fragte sich, wo das erotische, von Leidenschaft erfüllte erwachsene Selbstbewusstsein hin war, das sie bis eben noch verspürt hatte.
Kegan verbeugte sich elegant und wirkte wie das weltgewandte, coole, absolute Gegenteil von ihr.
„Ruft mich, wenn Ihr fertig seid. Und denkt daran: Eure Wünsche sind mir Befehl.“
„Okay. Wir sehen uns dann später.“ Morrigan machte einen klitzekleinen Knicks und eilte in Richtung Usgaran, damit Kegan nicht sah, wie sie rot wurde.
14. KAPITEL
„Also verzeihst du mir?“, fragte Morrigan Birkita zum zweiten Mal. Sie hatte sie dort gefunden, wo sie die ehemalige Hohepriesterin erwartet hatte – im Usgaran – und sie zu einem kleinen Alkoven gezogen, der ihnen ein wenig Privatsphäre bot.
„Wie ich schon sagte, natürlich Mylady.“
„Aber du sagst ‚Mylady‘ wieder mit diesem seltsamen Tonfall.“
Ein Lächeln hob Birkitas Mundwinkel. „Ich erweise Euch nur den angemessenen Respekt.“
„Deine Gefühle sind immer noch verletzt. Ich kenne diesen Ton. Meine Grandma hatte ihn auch.“
Birkita umfasste Morrigans Gesicht mit ihren Händen. „Da, das ist das Mädchen, das ich anfange kennenzulernen und zu lieben. Und deshalb war ich wegen des Rituals auch so besorgt um Euch.“
Morrigan versteifte sich, und Birkita ließ ihre Hände sinken. „Das hier bin ich, und das andere war ich auch. Es gehört alles zu mir.“
Birkitas scharfer Blick veränderte sich kein bisschen. „Seid Euch einfach nur sicher, Kind. Lernt Euch selbst kennen, damit Ihr den Einfluss von anderen erkennt.“
„Birkita.“ Morrigan versuchte, ihre wachsende Frustration zu zügeln. „Du bist nie mit den Geistern der Kristalle erfüllt gewesen. Und du hast mir gesagt, dass es seit mehr als drei Generationen keine Lichtbringerin mehr gegeben hat, also ist lange Zeit niemand mehr von den Geistern der Kristalle erfüllt gewesen. Das ist etwas ganz Unglaubliches.“
„Ja, da bin ich mir sicher, dennoch …“
„Kegan hat mir gesagt, dass geschichtlich betrachtet Lichtbringerinnen immer eigene Regeln aufgestellt haben und eigene Wege gegangen sind. Dass es normal ist, wenn ich Dinge anders mache und von Leidenschaft und Abenteuerlust erfüllt bin.“
„Das hat Kegan Euch gesagt.“
Das war
Weitere Kostenlose Bücher