Gekroent
Kristalle extra für sie erleuchtet hatten. Kopfschüttelnd drehte sie um und ging den Weg zurück. Als sie durch den Torbogen trat, blieb ihr die Luft weg. Hinter dem schmalen Eingang, der so niedrig war, dass Morrigan sich hatte ducken müssen, breitete sich ein großer, runder Raum aus. Die Decke und die Wände waren komplett mit Gruppen von violettfarbenen Kristallen überzogen. In der Mitte des Raumes stand eine riesige Kohlepfanne auf einem Dreibein. Die Höhle glitzerte im weißen Licht der Flammen.
„Amethyst …“ Morrigan war fasziniert.
„Guten Tag, Mylady. Kann ich Euch irgendwie behilflich sein?“
Morrigan zuckte zusammen. Sie hatte den Arbeiter auf der anderen Seite des Raumes gar nicht bemerkt. Er hielt einen grazil aussehenden Meißel in der einen und einen kleinen Hammer in der anderen Hand. Offensichtlich hatte er Kristalle von der Wand geschlagen.
„Oh, ich wollte nicht stören. Ich sehe mich nur etwas um.“
Anders als die hochnäsigen Männer, die am Tag zuvor den Alabastersirup in den Usgaran gebracht hatten, und auch anders als die ausdruckslosen Arbeiter, die den Pritschenwagen gezogen hatten, hatte dieser Mann ein freundliches Lächeln.
„Ihr habt Euch doch nicht verlaufen, oder, Mylady?“
„Nein. Ich glaube, ich kann mich gar nicht verlaufen. Ich bin Morrigan, die Lichtbringerin, und, na ja …“ Sie zeigte auf die Spur aus leuchtenden Kristallen, die wie Diamanten aussahen, der sie in diese Höhle gefolgt war. „Sie zeigen mir den Weg.“
„Oh, natürlich, Mylady. Ich weiß, wer Ihr seid“, sagte er.
„Das hier ist also Amethyst?“, fragte Morrigan, um die peinliche Stille zu überbrücken, die sich mit einem Mal zwischen ihnen ausgebreitet hatte.
„Ja. Ich wähle fünf Cluster für Burg Laragon. Eine persönliche Bitte des Stammesführers selbst. Dieses Jahr war die Lavendelblüte besonders ertragreich, und er wünscht, die sechs führenden Bauern zu belohnen.“
„Die Steine sind so wunderhübsch.“ Morrigan lächelte den Mann an. „Nun, ich will Sie nicht weiter von der Arbeit abhalten … Es tut mir leid, ich kenne Ihren Namen gar nicht.“
„Arland, Mylady.“ Er verbeugte sich zackig.
„Nun, Arland, es war schön, Sie kennenzulernen.“
„Gleichfalls, Lichtbringerin.“
Sie wollte gerade durch den engen Eingang schlüpfen, um auf den Korridor zurückzukehren, als Arland sie rief.
„Mylady?“ Morrigan drehte sich zu ihm um. „Einige von uns denken, dass die Göttin uns mit Eurer Anwesenheit wahrlich gesegnet hat.“
Morrigans Herz machte einen kleinen freudigen Hüpfer. „Danke, Arland.“ Einem Impuls folgend fügte sie hinzu: „Und möge Adsagsona Sie für Ihre Freundlichkeit belohnen.“
Er hielt sein Haupt immer noch gebeugt, als sie die Amethystkammer verließ. Sie fühlte sich so viel besser als zu Anfang ihres Spaziergangs. Morrigan folgte der Spur der Kristalle mit neuem Schwung und drang immer tiefer in die Höhlen ein. Auf die Schönheit in der nächsten Kammer war sie etwas besser vorbereitet, trotzdem schaute sie sich mit großen Augen um wie ein echtes Landei. Sie war froh, dass der Raum leer war.
Brillante, funkelnde Kristalle, die im unteren Bereich zu einem fast durchsichtigen Weiß verblassten, säumten die Decken und Wände. Sie kamen ihr bekannt vor, aber Morrigan wollte der Name nicht einfallen. „Ich weiß nicht, was ihr seid, aber ihr seid unglaublich schön“, flüsterte sie, während sie die glänzenden Spitzen streichelte.
Zitrin , kam der Name durch ihre Fingerspitzen.
Sie lächelte. „Danke.“
In der nächsten Kammer, zu der sie geführt wurde, meißelten mehrere Arbeiter fröhlich an großen, tödlich aussehenden Bruchstücken, die von einem so tiefen, glänzenden Schwarz waren, dass Morrigan beim Eintritt in den Raum das Gefühl hatte, in einen bodenlosen, mit tödlichen Zähnen gefüllten Abgrund zu fallen.
Onyx , verrieten die Geister der Steine ihr und Morrigan schalt sich dafür, in der dunklen Schönheit der Felsen etwas Unheilvolles gesehen zu haben.
Wenn sie ehrlich war, musste sie sogar zugeben, dass sie gerne noch länger in der Kammer geblieben wäre, um mit den Händen die gezackten Steine zu erkunden und die Tiefe der Farben zu studieren, die sich bei näherem Hinsehen offenbarten. Doch die Männer in diesem Raum waren nicht so freundlich und einladend wie Arland. Sie waren auch nicht unhöflich. Nachdem sie festgestellt hatten, dass sie nicht mit einer Nachricht zu ihnen geschickt worden war
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