Gekroent
gestorben.“
„Tochter?“ Mir wurde schlecht, auch wenn ich wusste, dass das Kind ein Mädchen sein musste. Eponas Auserwählte wurde immermit einer Tochter als Erstgeborener gesegnet.
„Rhiannon hat sie Morrigan genannt“, sagte Dad.
„Ist Rhiannon hier gestorben? Ich verstehe das nicht. Wie ist sie aus der Eiche herausgekommen?“
Dad seufzte. „Ich weiß auch nur aus zweiter Hand, was passiert ist. Rhiannon war bereits tot, als sie hierhergebracht wurde. Ein alter Schamane hat sie gefunden und ihr geholfen, das Baby zur Welt zu bringen. Er hat mir gesagt, dass Rhiannon sich auf einen Handel mit einem dunklen Gott eingelassen hat, um sich aus dem Baum zu befreien. Sie sollte Hohepriesterin werden – sie hatte dem Gott versprochen, dass sie und Morrigan sich in seine Dienste stellen. Doch die Geburt von Morrigan hat Rhiannon verändert, sie geheilt wäre wohl der bessere Ausdruck. Rhiannon hat dem dunklen Gott abgeschworen, aber sie war dem Tod so nahe, dass er sie nicht loslassen wollte. Also hat sie Epona angerufen, und die Göttin hat sie erhört.“
„Epona hat Rhiannon vergeben?“
„Ja, das hat sie.“
Ich wusste, dass es falsch war – es war egoistisch und mehr als nur ein bisschen verabscheuungswürdig, aber zu wissen, dass Rhiannon sich mit Epona vertragen hatte, machte mich unglaublich eifersüchtig.
Du bist meine Auserwählte und wirst es für immer sein. Meine Liebe für Rhiannon beeinträchtigt in keiner Weise meine Liebe für dich.
Als ich Eponas Stimme in meinem Kopf vernahm, zuckte ich schuldbewusst zusammen.
Pass gut auf, Geliebte. Dein Vater muss über Pryderis Absichten in Kenntnis gesetzt werden.
Mit einem Mal wusste ich, warum Epona mich durch den feurigen Tunnel geschleift hatte, der unsere Welten trennte. Es ging nicht nur darum, meinem Vater von Myrna zu erzählen oder darum, dass ich verstand, was mit Rhiannon geschehen war.
„Dad, wirst du Rhiannons Baby behalten?“
„Ja … ja.“ Er schaute das Kind an und berührte sanft seine Wange. „Es war Rhiannons letzter Wunsch, aber das ist es nicht allein, Shannon. Dieses Baby ist so sehr wie du. Ich muss ihr helfen – ich kann sie nicht irgendwelchen Fremden überlassen.“
Mit Blicken flehte er mich an, ihn zu verstehen, und seltsamerweise tat ich es.
„Sie sieht genauso aus wie Myrna. Das ist wirklich komisch, aber irgendwie auch logisch. Rhiannon und ich hätten Zwillinge sein können, und Clint und ClanFintan sind des anderen Spiegelbild …“ Keuchend brach ich ab. Das hier war Clints Tochter! Hätte ich mich entschieden, in Oklahoma zu bleiben und nicht nach Partholon zurückzukehren, würde Clint heute noch leben. Er und ich wären zusammen. Mein nächstes Kind wäre seins gewesen … Ich verschloss mich vor diesen Gedanken und zwang mich, nicht zu weinen … nichts zu bedauern …
Dad sah mich überrascht an. „Clints Tochter, hm? Freut mich, das zu hören. Ich mochte den jungen Mann.“
„Ich auch“, sagte ich leise. „Hat der Schamane gesagt, ob er Clints Leichnam im Baum gefunden hat?“
Dad sah mir in die Augen. „Nein. Und ich bin sicher, dass der alte Mann es nicht unerwähnt gelassen hätte.“ Er schwieg einen Moment. „Also ist Clint tot, ja?“
Es war nicht wirklich eine Frage, dennoch nickte ich. „Indem er sein Leben opferte, konnte ich zurück nach Partholon.“
„Ja … er war mutig. Ich werde Morrigan erzählen, was für ein guter Mann ihr Vater war.“
Das erinnerte mich an den Grund meines Besuchs. „Dad, ich bin hier, weil Epona möchte, dass ich dich warne. Du weißt vom dunklen Gott, der Rhiannon aus diesem Baum befreit hat?“ Dad nickte. „Sein Name ist Pryderi. Er ist wirklich schlimm. Sie nennen ihn den Dreigesichtigen Gott, wenn man ihn überhaupt irgendwie nennt. Die meisten Bewohner Partholons weigern sich, seinen Namen auszusprechen. Vor langer, langer Zeit war er Eponas Gefährte, aber er hat sie verraten, weil er ihre Macht an sich reißen wollte. Sie hat ihn verbannt, doch er will zurückkommen.“ Ich sprach die nächsten Worte so, wie meine Göttin sie mir einflüsterte: „Seine Macht wird durch Anbetung gefüttert.“ Ich hielt inne und ging das Wissen durch, das Epona mir vermittelte. „Er ist wie ein Vampir. Er entzieht den Menschen, die ihn anbeten, buchstäblich alles Gute. Er gedeiht auf der Asche ihrer Seele. Und er braucht eine Hohepriesterin als Vermittlerin, damit seinen Anhängern seine dunklen Absichten verborgen bleiben.“ Ich atmete tief
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