Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen
) nie und nimmer mich hätte machen lassen, auch nicht, wenn er mir jeden Schritt vorher erklärt hätte.
Und letztendlich: So ging es dann jeden zweiten Vormittag. Irgendwas Kompliziertes kam immer, so dass mein Ausbilder jederzeit einen Grund hatte, mich wieder vom hohen Stuhl runter zu holen…
Aber was soll ich sagen? Durch diese Umstände kam ich am Ende der ersten Woche zu großer Freude. Denn das Kassenminus, das „unser“ erster Abschluss ergab, DAS hatte er ganz allein eingefahren – ich hatte dieses Mal nicht die geringste Chance, meinen sonst üblichen Anteil dazu beizutragen. Und das – war gut so!
Ich (Frau) schneide gerade die Hecke, als mein Nachbar, auffallend attraktiv, aber auch auffallend blond, zu seinem Briefkasten gerannt kommt, diesen öffnet und anschließend laut wieder zuknallt. Als Frau denkt man sich nichts Böses und schuftet weiter bis Sekunden später Mr.Blond wieder erscheint, den Briefkasten öffnet und ihn ein weiteres Mal laut zuknallt. Ich, nun leicht irritiert, arbeite jedoch weiter. Als dann aber der Nachbar ein drittes Mal zur Tür herauskommt, den Briefkasten öffnet und lauter und wütender als je zuvor zuknallt, kann ich meine Neugierde nicht mehr weiter zügeln und fragte: „Gnädigster, haben Sie ein Problem?"
„ Das will ich wohl meinen!", ruft der Blonde voller Wut, „mein Computer behauptet felsenfest, ich hätte Post bekommen!"
7
Margarete mit dem Blumenrock
Da den beiden Herren Ausbilder drei Dutzend tariflich zugesicherte, von der Deutschen Postgewerkschaft erkämpfte Urlaubstage zustanden, gab es noch eine Springerin. So nannte sich das, wenn eine Person auf mehreren Stellen eingesetzt wurde, immer dort, wo gerade jemand krank oder eben im Urlaub war. Ersteres kam bei meinen Spezialfällen nicht vor. Der Eine machte sich selbst durch Räucherung haltbar, der Andere würde sich selbst mit einer doppelten Lungenentzündung nebst beidseitigen Oberschenkelhalsbrüchen zum Dienst schleppen. Aber den Urlaub, ja den nahmen sie immerhin beide mit.
Und wenn es dann soweit war, dann kam Margarete Braun – die eiserne Jungfrau!
Sie zelebrierte sich förmlich als ältliches Fräulein. Ihr Markenzeichen: Zugeknöpft bis oben hin – wörtlich zu nehmen. Denn sie trug Tag für Tag eine gestärkte helle Bluse, deren oberer Knopf immer geschlossen war. Ich glaube, dass niemand je ihr Dekolleté gesehen hat. Okay, eventuell ein Arzt. Aber ansonsten gewiss kein männliches Wesen. Es wurde ihr zwar eine Affäre mit Hermann Sommermeyer nachgesagt, aber ich konnte und wollte mir das nicht vorstellen – das wären Bilder gewesen, die ich nie mehr aus dem Kopf gekriegt hätte.
Wobei: Sie konnte schon ein heißer Feger sein … zumindest wenn sie was getrunken hatte, was bei diversen Betriebsfeiern regelmäßig vorkam. Dann gab es zwei Möglichkeiten: Entweder sie hing zusammengesackt auf einem Stuhl, die Augen halb geschlossen, und laberte nur noch unverständliche Wortfetzen vor sich hin. Was die meisten der Anwesenden dann weder interessierte noch bekamen sie es mit – Margarete Braun war eben das weibliche Pendant zu Franz Wasner: die unscheinbarste Frau des ganzen Mitarbeiterstabs, von daher waren ihre bevorzugten Gesprächspartner sowieso nur die Wände des Postamts. (Sogar ihr späteres Dahinscheiden gestaltete sie passend zu diesem doch recht einsamen Leben … aber dazu komme ich noch.)
Sollte sie aber noch nicht ganz so weit gewesen sein, dass sie in sich selbst gekehrt irgendwo brömmelnd in der Ecke hockte, dann musste man fliehen – zumindest wenn man ein männliches Wesen war, bestenfalls auch noch ein halbwegs junges männliches Wesen. Denn wenn Margarete doch mal erotische Wallungen bekam, wie auch immer sie die dann plötzlich in Gang setzen konnte, dann kannte sie keine Hemmungen mehr…
Ich hatte noch nicht gesagt, wie ihr Äußeres neben de r zugeknöpften Bluse war. Da waren nämlich noch die rötlichen Haare, die sie immer, wirklich immer, jeden Tag, streng nach hinten gekämmt trug, so dass ihre Stirn einen sehr fliehenden Gesamteindruck machte. Das Haupthaar war nämlich nicht mehr gerade das fülligste, und man kann sich vorstellen, wie ausgeprägte Geheimratsecken bei einer Frau aussehen – nicht sexy auf jeden Fall.
Und genau so unsexy war der Rock. DER Rock. Denn es war immer derselbe – Tag für Tag trug sie einen groß geblümten Rock!
Alle haben gerätselt wie das geht. Denn bei dieser Tragefrequenz
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