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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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Wunder! – sowohl über die belgische als auch über die französische Grenze. Was jedoch würden unsere Gastgeber sagen, wenn sie sehen würden, was für ein Unikum wir da mitgebracht hatten? Schließlich würde eines der Paare, die uns in Fouesnant empfangen würden, jene Figur mit diesem Blumenrock und dem steifen Gang, der immer so wirkte, als hätte sie sich in die Hosen gepischert (Böse Zungen behaupteten, sie trug unter dem Rock eine Blechunterhose, die sie am lockeren Gang hinderte), für fünf Tage in seinem Haus aufnehmen müssen – und wer wollte das schon?
    Die Franzosen aber, und insbesondere die Bretonen, waren ein aufgeschlossenes Völkchen. Lapidar beschlossen sie nach der ersten Begutachtung, dass jenes Wesen vom anderen Stern von nun an „ Margarett la mascotte“ heißen würde – Margarete, das Maskottchen. Das hatte doch mal was! Man hätte zwar an unserer Stelle sicher auch ein niedlicheres Maskottchen mitbringen können, aber wenn sie es nun mal so sahen, dass sie eins sein sollte, dann war das eben so.
    Später wurde sie dann als „ Margarett le singe“ bezeichnet – Margarete, der Affe. Daran war eine Banane schuld. Jene Banane, die sie auf der elfstündigen Hinfahrt in die Bretagne bereits jedem von uns anbot und die jeder dankend ablehnte, weil sie da bereits leicht braun gefleckt war. Die Frucht tauchte dann in den nächsten Tagen immer wieder auf…
    Während alle anderen bei den täglichen Besichtigungstouren durch die bretonische Landschaft die Taschen immer voller Leckereien als Proviant hatten, die sie allen Teilnehmern anboten, kam von Margarete immer nur: die Banane.
    Und nie nahm einer diese Frucht an. Kein Wunder, denn am vierten Tag, den das Teil nun bereits in einer miefigen Damenhandtasche verbracht hatte, kehrte es schließlich auch nicht mehr zu gelber Ursprungsfarbe zurück – es  sah einfach nur matschig-braun aus.
    Das Wunder geschah dann aber doch noch. Auf der Rückfahrt nach Meerbusch nahm einer meiner Mitreisenden die Banane an, die Margarete nach dem Genuss der Baguettes, des Kaffees, der Kekse und der Schokoriegel von anderen großzügig als Gegenleistung anbot, an und – warf sie in den nächsten Mülleimer!
    „Aber die kann man doch noch essen…“, zeterte Margarete. Was wieder einmal niemand zur Kenntnis nahm, es saßen alle bereits in den Autos und fast hätte man vergessen, die Frau im Blumenrock mit einzuladen.
    Vielleicht wäre sie dann, umgeben von Natur, an einem idyllischen französischen Au tobahnrastplatz verstorben und nicht, wie ich Jahre später erfuhr, eins geworden mit ihrem weißen Ledersessel, in dem sie dahin schied und erst nach Wochen in einem nicht mehr so schönen Gesamtzustand gefunden wurde, weil es im Treppenhaus etwas scharf gerochen hatte und dann doch mal jemand nachgucken ging. Das Ende der Margarete Braun sah so aus: Die Polizei entdeckte ein halb verwestes Wesen im großgeblümten Rock und zugeknöpfter Bluse, eingefressen in einen weißen Sessel … Was ist dagegen schon eine braune Banane?
    Aber eines muss man ihr lassen: Konsequenz bis zum letzten Atemzug – nur dass auf ihrer finalen Party niemand dabei war, der um sie herum tanzen musste. Ruhe in Frieden, Maskottchen.

 
     
     
    Streik bei der Post!
    20000 Beamte auf der Straße – Viele zum ersten Mal!
     
     
    Deutsche Post und Telekom wieder vereint!
    Neuer Unternehmensname: KOMPOST
     
     

Do mi ma da Göl!
     
    Vollkommen falsch war meine Vorstellung von meiner Ausbildung. Denn kaum dass ich mich in der Schalterlandschaft des Meerbusch-Büdericher Postamtes eingelebt hatte, musste ich auch schon wieder weg. Zwar ähnelte der Arbeitsbereich, in dem ich die nächsten Wochen verbringen sollte, schon ziemlich einem Schalter. Denn wieder saß ich hinter Glas, nur dass der Raum, in den man mich nun gesteckt hatte, ungefähr viermal so groß war und dass ein dicker fetter Tresor darin stand. Ich, der Junge vom Land, Sohn eines emsigen Bäckers und einer fleißigen Hausfrau war fortan also Herrscher über einen Panzerschrank – wer hätte das bei meiner Geburt geahnt!
    Aber ich war nie allein in dem Raum, denn natürlich hatte ich auch da meine Ausbilder. Und wie bereits am Schalter, gab es auch hier gleich drei davon: Hans Kaisergarten und Dieter Dapte teilten sich Früh- und Spätdienst im Wechsel, und Nico Wilylay war der Springer. Also sozusagen die männliche Ausgabe dessen, was Margarete Braun für den Schalter war. Nur dass Nico sich auch heute noch bester

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