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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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musste er a) von allein stehen bleiben, wenn sie ihn abends auszog und b) eigentlich einen nicht auszuhaltenden Fischgeruch verbreiten – was er aber nicht tat. Hatte sie den etwa mehrfach gekauft? So ein geschmackloses Teil kriegte man bei Woolworth und Co. sicher im Dutzend billiger, das mochte wohl sein…
    Al so, wir fassen zusammen: Haare, Bluse, Rock, dazu noch die unvermeidliche Billig-Hornbrille und ein Alter knapp unter 60 – das war also die Summe aller Grausamkeiten, die erbarmungslos auf einen zugerollt kamen, wenn man nicht schnell genug das Weite suchte.
    Meist wollte Margarete Braun in solchen prekären Augenblicken tanzen … das aber natürlich nicht, ohne dass man ihre Hand am Hintern hatte. Ich rätsele bis heute noch, welche Art Kampfsport sie wohl heimlich trainierte, um einen so fest in einen Klammergriff zu nehmen, dass man ihr nicht entfliehen konnte, ja nicht einmal diese verflixte Hand vom Arsch weg bekam. Man hoffte nur inständig, dass sie das alles nicht so sehr erregte, dass sie einen feuchten Schlüpfer bekäme … da wäre einem ja alles sofort unter dem Rock hervor auf die Schuhe getropft!
    Einmal wurde diese ganze ohnehin schon schwer erträgliche Prozedur (Aber was konnte man sich als Azubi groß wehren? Der guten Beurteilung wegen ertrug man so einiges…) noch schlimmer, es geschah quasi der Super-GAU.
    Denn da näherte sich doch im Dunkel des Partyraums, der im Dachgeschoss des Nebenhauses lag, in dem unten die Briefträger untergebracht waren, tatsächlich zu den Klängen von Ireen Sheers „Heute Abend hab ich Kopfweh“ eine Zunge meinem Mund!!!
    Im Bruchteil einer Sekunde verfiel ich ihn helle Panik! Was habe ich da geschrien – eigentlich hätten Polizei und Bundesgrenzschutz unalarmiert allein wegen meines Schreis anrücken müssen.
    Schlagartig verstummte Frau Sheer, das Licht ging an und alle standen wie angewurzelt um uns rum und starrten Frau Braun und mich an. Und sahen, wie selbige zu Boden ging. Nicht weil ich ihr eine gescheuert hätte, nein: Der Fast-Kuss (Buah, mir wird heute noch übel, allein beim Schreiben dieses Wortes!) war so etwas wie das letzte Aufbäumen, bevor sie der Alkoholpegel endgültig darnieder riss.
    Aber wie das immer in ihrem Fall war: Man ließ sie liegen, Frau Sheer sang weiter, das Licht wurde gedämpft und die Party ging wieder los – man tanzte halt um sie herum.
    Eigentlich war es gemein , aber niemand wollte sie anfassen. Wahrscheinlich wegen des Rocks, an dem man eben jede Menge Spinnweben, Milben und weitere hygienisch bedenkliche Substanzen vermutete.
    Margarete Braun erlebte also so manches Partyende erst am Tag nach einer Feier, wenn sie wach wurde – auf einem Fußboden oder, so sie denn Glück hatte, zusammengefaltet auf einem Stuhl. Allein und verlassen, in einem nach Bier und Rauch stinkenden Zimmer unter dem Dach des Nebenhauses, in dem wenige Stunden später die ersten Briefträger zum Dienst erscheinen würden. Welchen es wiederum gar nicht aufgefallen wäre, dass sie „ immer noch “ da war – denn sie könnte schließlich auch „ schon wieder “ da gewesen sein. An ihrer Kleidung jedenfalls konnte man den Unterschied nicht ausmachen – es war ja immer derselbe Look!
    Es war schon komisch mit dieser Frau: Niemand wollte sie dabei haben – aber sie war immer dabei! Es gab ja seit Urzeiten schon solche Leute, die mogelten sich einfach überall dazu. Sie schafften es einfach immer wieder, alle Hürden, die man mühsam aufgebaut hat, um ihre Teilnahme zu verhindern, zu überspringen und dann hieß es jedes Mal: Hallihallohallöchen – da bin ich!
    Und so schaffte es Margarete Braun auch, dass sie zu der Truppe von Leuten gehörte, die sich nach einem Aufruf der Meerbuscher Stadtverwaltung zusammen fand, um als eine unter zahlreichen weiteren Berufsgruppen an einem Austauschprogramm mit der Partnerstadt Fouesnant, einem wunderschönen Fischerort an der bretonischen Atlantikküste, teilzunehmen.
    Die Gruppe bestand aus Menschen, die zwischen 20 und 50 Jahre alt waren – allein schon deswegen passte Margarete da nicht rein. Aber darüber hätte man ja noch großzügig hinweg sehen können, wäre da nicht ihre äußere Erscheinung gewesen… Wie, bitteschön, sollte man SO WAS im Ausland präsentieren?! Die Franzosen würden doch sofort alle Grenzen (die es damals noch gab) dicht machen und uns alle gar nicht erst einreisen lassen, wenn sie in unsere Autos blicken würden!
    Aber sie kam mit …
    U nd wir kamen – oh

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