Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen
wurde. Und tatsächlich war dieses Fest, das an einem schönen Sommersonntag stattfand, ein voller Erfolg, eine halbe Million Besucher drängelten sich damals zwischen Burgplatz und Jan Wellem-Statue vor dem Rathaus. Und wir Katastrophenschützer mittendrin!
Ohne uns wäre da ja mal so etwas von gar nix rund gelaufen, alles wäre im Chaos geendet. Jedenfalls fühlten wir uns wichtig, sagen wir es mal so.
In Wahrheit hatten wir nichts anderes zu t un als den lieben langen Tag diverse Plätze bewachen, auf denen böse Autofahrer hätten unberechtigt parken, aber auf die wegen der Menschenmassen eh niemand hätte fahren können. Mit anderen Worten: Wir standen uns die Beine in den Bauch, nur um wieder ein paar Stunden extra gutgeschrieben zu kriegen. Immerhin: Ich lernte hochkarätige Prominenz kennen, denn unter den wenigen Fahrzeugen, die auf meinem Platz parken durften, war auch jenes, in dem zwei Ikonen deutschen Fernsehschaffens angereist waren: Harry Wijnvoord und Walter Freiwald, die beiden Der Preis ist heiß – aber nicht überbieten!- Gesichter. Damals lief ihre Sendung noch, sie waren tatsächlich so was wie Stars. Heute, nun ja … Der eine campte bereits im Dschungel, der andere schrappt bislang noch erfolgreich an diesem vorbei und hält sich bei einem Shoppingsender seit einigen Jahren tapfer.
Beide gingen also sowohl beim Kommen als auch beim Gehen nach ihrer Show – wie auch immer diese geartet war, ich hab ja nichts davon gesehen – an mir vorbei … und würdigten mich keines Blickes! Danke hätte man ja wenigstens mal sagen können, schließlich ist ihrer Karre dank mir nichts passiert! Manche müssen eben zu Recht im späteren Leben Buschhirschpenisse essen, in Kakerlaken baden oder komische Allzweckreiniger mit Orangen-Zwiebel-Duft verscherbeln.
Ich hab das alles überlebt. Und i rgendwann kam dann der überaus erfreuliche Tag, an dem der Ersatzdienst vom Gesetzgeber von zehn auf acht Jahre gekürzt wurde und schwuppdiwupp! war ich von einem Tag auf den anderen ein freier Mensch und habe seitdem kein Feuerwehrauto mehr von innen gesehen.
Und diesen Grisu hab ich mir auch nie mehr angetan.
Eine Blondine kommt zur Post und möchte mit ihrer Mutter in Australien telefonieren. “Das kostet bestimmt 30 Euro”, meint der Beamte. “So viel habe ich nicht, aber ich würde alles, wirklich alles tun, um mit meiner Mutti zu reden!” Der Postbeamte nimmt die Blondine mit in einen Nebenraum, lässt sie niederknien, stellt sich vor sie hin und knöpft seine Hose auf. “Hol ihn raus!” Sie holt ihn heraus. “Nimm ihn fest in die Hand!” Sie nimmt ihn fest in beide Hände, und während der Postbeamte schon vor Erregung stöhnt, flüstert sie hinein: “Hallo, Mutti, kannst du mich hören?”
15
Post-Azubis und ihre Eigenarten
Recht schnell nachdem ich meine eigene Ausbildung abgeschlossen und meinen festen Platz beim Postamt in Meerbusch inne hatte, bekam ich bereits die ersten eigenen Azubis zugeteilt. Der Betriebsleiter Grothe musste sehr großes Vertrauen in mich gehabt haben, auch wenn er das nie so zeigen konnte. Wie er eigentlich nie irgendetwas zeigen konnte, weder fachliches Können noch Führungstalent noch sonst irgendwas, was jemand haben sollte, der Chef über gut hundert Beamte und Angestellte war. Aber es sollte uns recht sein, denn das alles hatte den Vorteil: Er ließ uns die meiste Zeit in Ruhe. Morgens guckte er kurz rein und murmelte „Gu’n Mor’n“ – aber erst nachdem alle anderen ihm dasselbe gewünscht hatten. Dann verschwand er bis mittags in seinem Büro, wo er die Zeit mutmaßlich damit verbrachte, die eingegangenen Amtsblätter, in denen irgendwelche neuen Vorschriften bekannt gegeben worden, die keiner las und keiner befolgte, zu kopieren, um dann Punkt 12 wieder zu erscheinen und jedem von uns ein Exemplar seinen Tagwerks huldvoll mit gönnerhafter Geste an den Platz zu legen. Mehr war da nicht bis zu seiner Pensionierung. Leben kann so einfach sein.
Aber zurück zu meinen Auszubildenden.
Da war zunächst einmal der Thomas. Ein Junge vom Land, wie ich. Was sicherlich der Grund dafür war, dass wir uns zunächst echt gut verstanden. Aber im Laufe der Zeit kam ich nicht mehr mit ihm klar. Wahrscheinlich lag es daran, dass er seine Arbeit am Schalter nicht ganz so stilvoll erledigte wie ich das gerne gesehen hätte.
Ich fand jedenfalls, dass es keinen guten Eindruck auf die Kunden machen würde, wenn der junge Mann, von dem sie
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