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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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Schulter, sagte: „Reg dich nicht auf “ … und ging zurück in sein Büro.
    Nicht aufregen? Der hatte gut reden! Ich sollte wenige Minuten zuvor noch verbrannt werden und sollte mich nicht aufregen? Doch, ich wollte mich aber aufregen!!!
    Und mit mir taten das meine Kollegen von den anderen Schaltern.
    Einer von ihnen schlug gleich vor, dass wir diesem feinen Herrn Wolf einen fingierten Eilbrief schicken, er natürlich – wie immer – dem Zusteller nicht öffnet, um dann – wie immer – zu uns kommen zu können, um eine neue Attacke zu starten. Wenn er dann die Schalterhalle betreten habe, dann würden wir ihn unter einem Vorwand in einen Nebenraum bitten – und seine verstümmelten Überreste erst nach Feierabend im Dunklen entsorgen.
    Na ja … Eigentlich wollte ich wegen so Einem nicht in den Knast wandern. Also freundete ich mich lieber mit dem Vorschlag von Steffen Brinkmann, dem damaligen Auszubildenden an, der meinte, dass ich zur Polizei gehen und Anzeige wegen Beamtenbeleidigung stellen solle.
    Und so machten er und ich uns nach Feierabend auf den Weg zur örtlichen Polizeistation, in uns das gute Gefühl, uns jetzt endlich rächen zu können für die schon so lange ertragenen Schmähungen durch unseren „Lieblingskunden“.
    Aber die deutsche Rechtsprechung, sie ist ein Fall für sich. Und irgendwie immer nur auf Seiten derer, die gegen sämtliche Gesetze verstoßen. Jedenfalls mussten wir diesen Eindruck wieder einmal bekommen, als wir die Erklärung des Polizisten hörten, nachdem ich ihm den Vorfall vom Nachmittag geschildert hatte:
    „Also … zunächst einmal: Es gibt gar keine Beamtenbeleidigung. Das hat mal irgendwer erfunden, aber das macht’s nicht richtiger – es gibt nur die sogenannte persönliche Beleidigung.“
    „Na wunderbar, Herr Wachtmeister! Dann nehmen wir doch die! Schreiben sie mit …“
    „Stopp, stopp, stopp … Persönliche Beleidigung heißt: Es muss eine Person persönlich angegriffen worden sein. Ihr Spezi hat aber gesagt: Jeder Tag, an dem nicht wenigstens einer bei der Post undsoweiter … - er hat leider nicht gesagt, dass SIE allein verbrannt werden müssten.“
    Na bravo! „Und jetzt? Was kann man tun?“
    „Diese Anzeige hätte nur Erfolg, wenn ausnahmslos jeder Postmensch in Deutschland Anzeige erstatten würde … Kriegen sie ihre Kollegen dazu überredet? Alle? – Sehense … Wäre das so einfach, dann würde uns schon lange keiner mehr Bullenschwein nennen. Aber die Typen hängen ja immer ein „e“ dran – und damit isses allgemein und nicht persönlich.“
    Gerd Wolf vom Rudolf Lensing Ring in Meerbusch-Osterath würde also sein Treiben weiterführen können … und man konnte nichts dagegen tun.
    Ich freundete mich doch so langsam mit dem Vorschlag des ersten Kollegen an, musste aber nie mehr über dessen Ausführung nachdenken, denn im ganzen Rest meiner Postlaufbahn sah ich diese Hitler-Imitation nicht mehr wieder. Sollte die große unbekannte Macht tatsächlich einmal am richtigen Hebel gezogen haben?
    Gleiches Thema, neuer Fall.
    Ostersamstag. Schönstes Frühlingswetter. Die Kunden, die an diesem Tag das Postamt aufsuchten, waren guter Laune. Und wir hinter den Schaltern waren es auch. Wir saßen nun zwar schon seit Monaten in dieser Leichtbauhalle, die uns als Provisorium für die Zeit diente, in der die eigentlichen Schalterräumlichkeiten einem Komplettumbau unterzogen wurden. Was bedeutete, dass wir im Winter erbärmlich froren und im Sommer jeder seine eigene kleine Privatsaunabox hatte, weswegen die Stimmung manchmal nicht ganz so toll war. Aber an jenem Ostersamstag „ wore mer all jut drop“, wie der Rheinländer sagt.
    Bis kurz nach zwölf jedenfalls…
    Um zwölf wurden die Schalter geschlossen. Natürlich hieß das nicht, dass dann schlagartig alle Griffel fallen gelassen wurden. Denn in dem Punkt glich ein Samstag dem anderen: Morgens um acht standen die üblichen zehn Verdächtigen, die notorischen Frühaufsteher, vor der Tür. Waren die abgefertigt, kam längere Zeit nichts, weil die Mehrheit der deutschen Postbenutzer, sorry, Postkunden es doch vorzog, auszuschlafen. Erst gegen elf stand die Halle dann regelmäßig voll, und damit war auch zur Schließung um zwölf Uhr immer noch ein gutes Dutzend Leute da, die zu Ende bedient werden mussten.
    Damit diese noch raus, aber niemand mehr rein kommen konnte, postierte sich immer einer von uns an der Tür und ließ die Restkunden raus. Natürlich versuchten jedes Mal irgendwelche

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