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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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ausgeschlossen, dass man Tätigkeiten ausführen musste, die unter dem eigenen – nennen wir es einmal – Laufbahnniveau lagen.
    (Heute ist das anders. Viele meiner ehemaligen Schalterkollegen radeln inzwischen bei Wind und Wetter mit ginstergelben Rädern durch die Gegend, frei nach dem Motto : Entweder du machst das – oder wir loben dich weg. Bestenfalls nach Düsseldorf-Garath … es könnte aber auch Berlin-Neukölln werden. Oder noch schlimmer: Bayern. Was für einen Rheinländer der Todesstrafe gleichzusetzen ist.)
    Aber dennoch gab es eine Dienststelle, die mir bis dahin nicht wirklich aufgefallen war, da mir da viel zu viele technische Geräte rum standen und Technik nun mal nie mein Ding war. Während andere Kinder früher ihre Matchboxautos auseinander nahmen und wieder zusammen bauten, rasierte ich lieber meinem Steiff-Teddy Brummi die Augen frei, damit das arme Tier auch mal etwas sehen konnte von der Welt.
    D ie Ecke mit dem Monster-Telefon mit den vielen Knöpfen dran und dieser ständig selbst vor sich hin klappernden Schreibmaschine befand sich, durch eine Glasscheibe vom Rest abgetrennt, zwar im selben Raum wie die Briefverteilung. Und ich hatte auch immer gesehen, dass da jeden Tag eine freundlich lächelnde Dame vor sich hin werkelte. Aber mal näher hin gegangen oder einfach mal gefragt, was denn da so gemacht wird, das kam mir nicht in den Sinn.
    Sollte es aber bald. Denn eines Tages teilte mir Betriebsleiter Grothe mit, dass er mich zum Te legrafie-Lehrgang angemeldet hatte.
    „Frau Schütt und Herr Kaiserberg brauchen dringend Unterstützung. Die wollen ja auch mal Urlaub machen oder krank werden.“ Letzteres bedauerte er, das sah ich ihm gleich an, da hatte er wohl etwas zu laut gedacht. Aber zumindest im Fall von Kaiserberg stimmte Grothes Meinung wohl, denn seine häufigen „Migräneanfälle“ waren auch schon bei den Kollegen der Zustellkasse eines der Hauptgesprächsthemen.
    Nun sollte also ich der Notnagel in der ETSt werden…
    Das hatte ich nämlich im Gespräch mit Chef Grothe bereits gelernt: Den Telegrafie-Lehrgang sollte ich machen, damit ich danach Dienst in der ETSt verrichten konnte, der Endtelegrafenstelle, wie es in bestem Amtsdeutsch hieß.
    Okay, also machte ich mich ein paar Wochen später auf den Weg zum Fernmeldeamt 1 in Düsseldorf, jenem modernen rot-braunen Klotz am Graf-Adolf-Platz, der dort quasi die komplette Technik beherbergte, damit die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Anschluss an den – aus ihrer damals schon selbstüberschätzenden Sicht als Nabel der Welt – „kümmerlichen Rest“ eben jener behielt. Ja doch: Was zu dieser Zeit das örtliche Fachblatt Express , wie an anderer Stelle bereits einmal erwähnt, als Klein-Paris bezeichnete, das konnte schon mal ein bisschen größenwahnsinnig werden.
    Zum Lehrgang unter der Aufsicht der recht maskulin daher kommenden, aber äußerst humorvollen Lehrbeamtin Frau Herold fanden sich an diesem Montagmorgen neben mir noch neun weitere junge Leute aus dem Großraum Düsseldorf ein. Wir waren eine, wie sich bereits wenig später herausstellen sollte, lustige Truppe . Niemand von uns war darunter, der die ganze Sache großartig ernst nahm. Denn jeder hatte bereits im Vorfeld von Kollegen, die bei einem solchen Telegrafie-Lehrgang waren oder jemand kannten, der jemand kannte, der dabei war. erfahren, dass bis zum damaligen Tage bundesweit noch niemand – niemand! – bei der am Ende der dreiwöchigen Schulung stehenden Prüfung durchgefallen war. Was wir danach auch nur bestätigen konnten. Denn waren in der Prüfungsordnung Fragen vorgesehen, auf die der Prüfling selber eine Antwort hätte formulieren sollen, bekam er im Falle eines Blackouts eben jauchmäßig zwei bis vier Antwortmöglichkeiten vorgegeben, von denen bis auf eine alle so dermaßen abstrus klangen, dass man sich schon von selbst nicht traute, sie auch nur ansatzweise in Erwägung zu ziehen. Und selbst wenn ein Kandidat so bescheuert war, dass er gar nichts mehr checkte, wurde ihm durch die Betonung der richtigen Antwortmöglichkeit unmissverständlich klar gemacht: „Das ist das, was du jetzt sagen musst!“
    Ich glaube ja, dass die Damen Herold und Co. die Vorgabe hatten: „Das kostet uns alles viel Geld, die müssen bestehen – ohne Wenn und Aber!“ Mit den Folgen einer solch professionellen Ausbildung mussten dann ja auch nur die Chefs in den einzelnen Ämtern klar kommen – und die Postkunden, die mit verspäteten oder

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