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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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Köpfen ausgingen, machten diese zu Vorstehern von stabilen Organisationen, die über den kurzlebigen Charakter von einzelnen Geschäften und Verträgen, durch die sie definiert waren, hinausreichten. Im 13. und 14. Jahrhundert waren diese regelrechten Handelshäuser noch stark zentralisiert, mit einem oder mehreren Kaufleuten an ihrer Spitze, und besaßen mehrere Zweigstellen, die fern vom Hauptsitz, an dem der oder die Leiter der Gesellschaft wohnten, von bezahlten Angestellten vertreten wurden. Im 15. Jahrhundert war ein Handelshaus wie das der Medici jedoch dezentralisiert. Es verband getrennte Sozietäten mit eigenem Kapital, von denen jede einen eigenen Sitz hatte. Neben dem Stammhaus in Florenz gab es die Filialen in London, Brügge, Genf, Lyon, Avignon, Mailand, Venedig und Rom, die jeweils von Direktoren geleitet wurden. Diese waren weniger Gehaltsempfänger, in erster Linie standen sie als stille Teilhaber an der Spitze eines Teils des Kapitals – wie zum Beispiel Angelo Tani, Tommaso Portinari, Simone Neri und Amerigo Benci. Die Medici in Florenz fungierten einzig als Bindeglied, das alle diese einzelnen Häuser zusammenhielt, denn sie hatten an jedem Geschäftskapital fast immer eine Mehrheitsbeteiligung und zentralisierten die Konten, die Information und die Geschäftspolitik. Lorenzo, der weniger auf der Hut als sein Großvater Cosimo war, brauchte die Zügel nur schleifen zu lassen, und schon versuchten die Filialen ein selbständiges Leben zu führen. Innerhalb der Firma kam es zu Streitigkeiten. Die Organisation geriet aus den Fugen. Der Ruin wurde durch die Anzahl der Personen beschleunigt, die an der Firma beteiligt waren, denn man war offenbar von der Geschäftsteilhabe zur Kapitaleinlage übergegangen. Wenn die Einlagen von diesem Zeitpunkt an einen bedeutenden Teil des Kapitals ausmachten, das heißt der verfügbaren Kapitalmasse der Firma, dann war die Firma durch die Bedürfnisse, die Zweifel, die Forderungen und Befürchtungen der Einleger verwundbarer geworden; denn abgesehen von ihren Geldforderungen teilten die Deponenten nicht die Skrupel der ehemaligen Geschäftsteilhaber, die durch die Solidarität der Familienbande und ihre geschäftliche Zusammenarbeit miteinander verbunden waren.
    Das Schicksal des Jacques Cœur
    In seltenen Fällen schafften es Geldleute auf die oberen Sprossen der sozialen und politischen Leiter. Ich werde ein berühmtes Beispiel anführen, das umso interessanter ist, als jener Mann namens Jacques Cœur im Unterschied zu den meisten anderen Mitgliedern dieser Berufssparte kein Italiener war, sondern ein Franzose aus Bourges. Michel Mollat, der ihm ein schönes, erhellendes Buch gewidmet hat, 85 zeigte sich von der Vielseitigkeit seiner geschäftlichen Aktivitäten und der Vielzahl der Orte beeindruckt, an denen er tätig war. Mollat ging sogar so weit zu behaupten, eine Karte, die das Netz seiner geschäftlichen Interessen wiedergebe, sei deckungsgleich mit einer Wirtschaftskarte Frankreichs in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Diese Aussage hat ihre Richtigkeit allerdings nur dann, wenn damit die geographische Verteilung der vielseitigen aktiven Präsenz von Jacques Cœur gemeint ist. Die kann einer Wirtschaftskarte Frankreichs aber gar nicht entsprechen, denn eine solche Wirtschaft existierte trotz des königlichen Wirkens nicht landesweit, sondern nur als eine lose Ansammlung von Orten und Aktivitäten. Jacques Cœur erwarb überall Immobilien und Landgüter; er besaß Patrizierhäuser in Bourges, Saint-Pourçain, Tours, Lyon und Montpellier als Prestigeobjekte, nicht als Geschäftssitze, und er empfing Grundrenten – das 15. Jahrhundert wurde zuweilen als das große Jahrhundert der Grundrenten bezeichnet –, was zeigt, wie wichtig Grundeigentum in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht weiterhin war. Er häufte einträgliche Geschäfte an und vermochte dank der sich wandelnden christlichen Lehrmeinung dennoch das kanonische Wucherverbot zu umgehen, indem er sich zum Beispiel die relativ ungeordneten Anfänge der Einführung eines Fiskalsystems, der Steuerpacht, der aides genannten Abgaben und der Salzsteuer zunutze machte. Als er begriff, wie wichtig der Krieg als Ausgaben- und Einkommensquelle war, lieferte er den königlichen Armeen Harnische und Waffen und profitierte von den Lösegeldzahlungen für englische Gefangene. Er leitete auch die argenterie , das Warenlager des königlichen Hofes, ein Hinweis darauf, dass das Horten von Gegenständen bei

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