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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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Finanzen fort, insbesondere 1577 durch die Aufteilung des Landes in Finanzbezirke (généralités) , welche die Grundlage »für die finanzielle, dann auch administrative und politische Gliederung des französischen Königreichs bis zur Revolution« bildeten. 91
    Geld spielte also – mit vielen Umschwüngen – eine wichtige Rolle bei der Herausbildung des später in Frankreich und im übrigen Europa sogenannten Absolutismus, wobei die materielle Basis dieser Regierungsform undurchsichtig und wacklig blieb und Proteste auslöste. Geld erlangte auch in diesem Rahmen seine moderne Bedeutung erst ab dem 18. Jahrhundert.

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Preise, Löhne und Münzgeld im 14. und 15. Jahrhundert
    D ie zwei letzten Jahrhunderte des Mittelalters waren in vielerlei Hinsicht von lebhaften Kontrasten geprägt, mit denen sich Jérôme Baschet eingehend beschäftigt hat. 92 Historiker haben in ihnen sowohl Züge eines Niedergangs erblickt – man erinnere sich an den Titel des berühmten Buches von Johan Huizinga: Herbst des Mittelalters 93 , und es soll ein trauriger Herbst gewesen sein – als auch im Gegenteil Anzeichen einer »ungebrochenen Dynamik«, wie Baschet es ausdrückte. Die Katastrophen sind unschwer auszumachen. Nach der allgemeinen Hungersnot der Jahre 1315 bis 1317 brach 1348 die Pest aus, der mindestens ein Drittel der Bevölkerung in der Christenheit zum Opfer fiel, gefolgt von wiederholten sporadischen Pestepidemien. Der Krieg mit seinen blutigen Schlachten, Scharmützeln und Plünderungen suchte bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts fast das gesamte Abendland heim – der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich ist ein Paradebeispiel dafür. Die Kirche spaltete sich auf höchster Ebene; das Große Schisma brachte das Papsttum vorübergehend nach Avignon, der künstlichen Hauptstadt der Christenheit, wo zwei, zeitweise auch drei Päpste gleichzeitig Anspruch auf die Leitung der Kirche erhoben. Schwierig gestaltete sich auch die Einführung von Steuern, die für das reibungslose Funktionieren eines königlichen oder kommunalen Systems nötig waren, und die Herrscher mussten Anleihen aufnehmen, was die Christenheit fast in eine Dauerkrise stürzte. Der englische König Eduard III. nahm Kredite bei den Bardi in Florenz auf, was sie in den Konkurs trieb. Für den Wiederaufbau Frankreichs nach dem Hundertjährigen Krieg nahm Karl VII. Kredite bei Jacques Cœur auf und brachte ihn hinter Gitter, um sie nicht zurückzahlen zu müssen. Im Heiligen Römischen Reich nahm Kaiser Maximilian Anleihen bei der großen Nürnberger Familie Fugger auf, der es gelang, aus dem Beistand des Kaisers und vor allem dem Betrieb neuer Kupfer- und Silberbergwerke in Tirol und sogar Spanien Kapital zu schlagen. Doch als die Fugger die Bankiers von Kaiser Karl V. wurden, dem sie ein Darlehen zur Bestechung der Kurfürsten gaben, sowie Philipps II. von Spanien, trieben die Bankrotte des spanischen Königreichs sie in den Ruin, sodass sie im 16. Jahrhundert endgültig von der Bildfläche verschwanden. All diese Katastrophen hatten aber nicht nur negative Folgen für die Wirtschaft, schlussfolgert Jérôme Baschet zu Recht, denn insbesondere als in der Mitte des 15. Jahrhunderts der Frieden wieder einkehrte, erlebte Europa einen erneuten Aufschwung, auch wenn nicht überall das gleiche Wohlstandsniveau wie im ausgehenden langen 13. Jahrhundert erreicht wurde.
    Preisschwankungen
    Die Entwicklung der Preise und Löhne spiegelt die bewegten, kontrastreichen Gegebenheiten wider. Trotz des sehr spärlichen Zahlenmaterials liegen uns genügend Quellen vor, anhand derer man die Entwicklung der Preise und Löhne am Ende des Mittelalters innerhalb der Christenheit nachvollziehen kann. 94 Philippe Contamine konnte aus den Studien des Historikers Hugues Neveux zur Region um Cambrai (Cambrésis) folgende Produktionsindizes für Hafer und Weizen ermitteln:

Hafer

Weizen
um 1320:

160–170

140–150
um 1370:

100

100
um 1450–1460:

65–70

80
um 1520:

80

90–95
    Die Hauptursache für den Rückgang dieser Produktionsindizes war zweifellos der Bevölkerungsrückgang.
    Im Gegensatz dazu blieben die Preise für gewerbliche Erzeugnisse im selben Zeitraum relativ stabil, was Philippe Contamine folgern lässt, dass es zwischen reinen Agrarregionen und Rohstoffe verarbeitenden Regionen eine ungleiche Verteilung der Gewinne gegeben haben muss. Julien Demade wiederum konnte anhand von Zahlen zu den Nürnberger Brotpreisen zwischen 1427 und 1538 präzise

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