Gelegenheit macht Diebe - Nicht alles, was schwul ist, glänzt (German Edition)
gut g eschlafen?“, rief sie von dort.
Schlaftrunken rieb ich mir die Augen und setzte mich aufrecht hin. Meine Gastgeb erin hockte sich vor das Sofa und fragte: „Was magst du auf dein Brötchen?“
Ich überlegte kurz. „Hast du Erdbeerma rmelade da?“ Sie nickte und machte sich auf den Weg zu ihrem Kühlschrank.
Während sie sich weiter um das Frühstück kümme rte, quälte ich mich hoch. Aufstehen ist ja so grausam. Seltsam war nur, dass es mir bei ihr gar nicht so schwer fiel wie bei mir zu Hause. Ich setzte mich zu ihr an den gedeckten Tisch und rieb mir den letzten Schlaf aus den Augen.
„Konntest du einigermaßen gut schlafen?“, fragte sie noch ei nmal.
„Ja, sehr gut sogar“, gab ich gerne zu.
Isabell hatte wirklich ein gigantisches Frühstück gezaubert. Es standen mindestens fünf verschiedene Marmeladensorten auf einem Tablett, zusammen mit Aufschnitt, Streichkäse und Gänseblümchen, ihre Lieblingsblumen. Eine Glaskanne voller Orangensaft und ein buntes Sträußchen Blumen aus ihrem Garten schmückten zudem den Tisch.
So viel Mühe machten sich Andrea und ich nie. Wir aßen mo rgens nur Toast, auf den schnell irgendwas geklatscht wurde, und saßen dabei auch nicht zusammen am Tisch ... und Blumen gab’s erst recht keine. Andrea hatte es morgens viel zu eilig, zur Arbeit zu kommen, als dass sie sich Zeit für so ein aufwändiges Frühstück nehmen wollte. Und mir war es eigentlich egal, morgens hatte ich meistens eh noch keinen richtigen Hunger.
Nach einem ausgiebigen Frühstück half ich Isa beim Aufräumen des Tisches und zog mich ins Bad zurück, um mich zu w aschen.
Als ich wieder rauskam, verkündete mir meine Gas tgeberin, dass sie gleich weg müsse. Sie hatte einen Anruf von einer Aushilfe in ihrem Tierladen bekommen und musste dringend dort hinfahren. Sie bot mir an, mich unterwegs bei mir zu Hause abzusetzen, aber mir war mehr nach Laufen. Nicht, weil ich von Isa nicht gefahren werden wollte, auch nicht, weil ich ihr nicht zu viel abverlangen wollte. Es wäre ja wirklich kein Umweg für sie gewesen. Es hätte sich nur einfach so abgesetzt und verloren angefühlt. Wenn ich aber selber nach Hause ging, war das irgendwie weniger schmerzlich. Irgendwie freiwilliger.
Ich schnappte mir also mein Schwimmzeug, vera bschiedete und bedankte mich bei Isa und machte mich auf den Weg.
A ndrea war währenddessen schon mit der ersten Sitzung ihrer Fortbildung durch. Die nächste würde sie erst am nächsten Tag haben, so hatte sie Zeit, mit Tina etwas zu unternehmen. Die beiden Arbeitskolleginnen entschieden sich zu einem gemütlichen Stadtbummel mit anschließendem Kinobesuch.
Die Werbung vor dem Kinofilm „James Bond – Ein Quantum Trost“ hatte bereits begonnen, als die beiden, mit Popcorn und Cola bewaffnet, den Weg zu ihren Plätzen fanden.
„Puh, doch noch rechtzeitig“, schnaufte Tina, wä hrend sie die Krümel von ihrem Sitz fegte. Nur noch ein letzter Werbeclip und der Hauptfilm begann.
„Warum denn ausgerechnet ein Bond-Film?“, fragte Tina bru mmig.
„Damit du noch was lernst“, scherzte A ndrea.
„Was bitteschön soll man dabei denn lernen? Wie man als Frau zu sein hat?!“
Andrea musste lachen und verschluckte sich an einem Stück Popcorn, das nun irgendwo in der Kehle hing und einfach nicht runter wollte. Erst als sie den Jumbo-Becher Cola auf Ex leer getrunken hatte, konnte sie wieder normal atmen.
Die Zeit verging und die Cola, die Andrea zuvor g etrunken hatte, wollte wieder raus. „Du, ich bin mal schnell wohin“, flüsterte sie ihrer Sitznachbarin zu und ging aus dem Kinosaal.
Während Andrea sich erleichterte, bemer kte Tina, dass ein paar Plätze weiter jemand saß, den sie bei dem Vortrag von PublicPete gesehen hatte.
Möglichst auffällig winkte sie ihm zu, bis auch er sie erkannte und forderte ihn durch eine Handbewegung zum Rüberkommen auf. Die Plätze zwischen den be iden waren leer, so konnte er ungehindert zu ihr schleichen.
„Hallo“, sagte er freundlich und schüttelte ihre Hand, „waren Sie nicht auch bei dem Vortrag d abei?“
„Ja“, antwortete Tina fröhlich, „kommen Sie, setzen sie sich doch, oder sind Sie in Begleitung?“
„Ja, ein paar meiner Kollegen sitzen da vorn, aber ich kann sie rüberholen, wenn Sie möchten?“ Tina nickte begeistert. „Ach so, ich bin übrigens Lennard Kampmann“, stellte er sich noch schnell vor.
„Tina Buchart“, antwortete sie.
Als Andrea zurückkam und erleichtert in ihren Sitz
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